Olpe. Unternehmen im Kreis Olpe kämpfen mit einem großen Fachkräftemangel. Zukünftige Auszubildende haben jedoch konkrete Vorstellungen von ihrem Job.
Früher hieß es: Der Kunde ist König. Heute stehen den zukünftigen Auszubildenden (fast) alle Türen offen. Die heimischen Unternehmen und Behörden suchen händeringend Nachwuchskräfte. „Der Arbeitskräftemangel ist eine Herausforderung“, weiß Thorsten Holzhäuser. Für den Geschäftsführer des Arbeitgeberverbandes Olpe ist der Besuch der Ausbildungsmesse in der Stadthalle Olpe ein Pflichttermin.
180 Offene Ausbildungsstellen im Bereich der IHK Siegen
An den beiden großen Pinnwänden im Eingangsbereich der Stadthalle hängen viele Zettel. Von 180 gemeldeten offenen Ausstellungsstellen im Bereich der IHK Siegen berichtet Manuela Stahl. Die kaufmännische Ausbildungsberaterin bei der IHK hat die Ausbildungsmesse, die früher Berufsmesse hieß, mitorganisiert. Nicht nur die Arbeitswelt und die Situation auf dem Ausbildungsmarkt haben sich massiv verändert. Das gilt auch für die Anforderungen der jungen Menschen an ihren künftigen Job. Stichwort Work-Life-Balance, sprich ein ausgewogenes Gleichgewicht zwischen Privat- und Berufsleben mit genug Zeit für Familie, Freundschaften, Unternehmungen oder Reisen. Die Firmen müssen sich in puncto Freizeit und Fitness einiges einfallen lassen.
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Aber stimmt dieses Bild von jungen Leuten überhaupt? Wir haben uns bei der Messe in Olpe umgehört. Vor dem Eingang der Stadthalle stehen Auszubildende für ihre zukünftigen Kolleginnen und Kollegen Spalier, begrüßen sie und geben ihnen erste Tipps. Dazu gehört Aya Aljaja aus Dahl. Die 22-Jährige absolviert bei dy-pack in Gerlingen eine Lehre im Bereich Packmitteltechnologie, im Mai ist nach drei Jahren Prüfung. „Ich bin sehr zufrieden und möchte bleiben“, sagt die junge Frau. Mit der 40-Stunden-Woche und gut bezahlten Einsätzen am Wochenende hat sie kein Problem. Das gute Gehalt und Arbeitsklima sind die Hauptgründe, warum Aya Aljaja im Betrieb weiterarbeiten will.
Im Sommer machen Jana und Letizia ihr Fachabitur an der Attendorner St.-Ursula-Realschule. Zufällig kommen die 18-Jährigen am Stand des Traditionsunternehmens Viega vorbei. Die beiden Freundinnen haben sich beruflich noch nicht festgelegt, tendieren in Richtung Bürotätigkeit. Zukunftssicher soll der zukünftige Job sein. Was noch? „Ein gutes Team, Weiterbildungsmöglichkeiten, die Freizeit ist auch nicht zu unterschätzen“, antwortet Jana. Das Gehalt steht für sie nicht an allererster Stelle. Bei Viega werden die Realschülerinnen mit offenen Armen empfangen. Ausbildungsleiter Ulrich Schmidt leitet die jungen Frauen weiter an seine Kollegin Lea Hanses.
Am Viega-Stand steht auch die Auszubildende Jule Berghoff. Die Heggenerin absolviert beim Attendorner Weltmarktführer eine Ausbildung zur Industriekauffrau und hat sich nach dem Abitur am St. Ursula-Gymnasium gegen ein Studium entschieden. Sie kennt viele, die ihr Studium an der Uni abgebrochen haben. „Mir gefällt es sehr gut“, betont Jule Berghoff. Was sie nach der Ausbildung macht, kann sie aber noch nicht sagen.
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Nicolas (19) und Kürsad (17) haben Ausbildungsplätze bei Otto Fuchs in Meinerzhagen in der Tasche. Dort hat Nicolas schon ein Praktikum gemacht. Der junge Mann will sich zum Werkstoffprüfer ausbilden lassen. Die beiden sind mit ihrem Freund Yakup in die Stadthalle gekommen. Der 19-Jährige hat schon einige Bewerbungen losgeschickt, aber noch keine Zusage bekommen.
Luisa kommt mit ihrer Großmutter gerade vom Stand der Bundeswehr. Die 19-jährige hat ihr Fachabitur abgebrochen und noch keine „feste Vorstellung“, was sie einmal werden will. Genug Freizeit findet sie im Berufsleben wichtig. Aber vor allem soll der künftige Job „Spaß machen“.
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Justus aus Olpe wird bald 14. Der Sekundarschüler ist mit seiner Mutter zum zweiten Mal bei der Ausbildungsmesse, um sich zu informieren. Im Schulpraktikum hat er die Möglichkeit, in drei verschiedenen Betrieben bzw. Behörden reinzuschnuppern: u.a. bei einer Brauerei. Alkohol darf Justus zwar noch nicht trinken. Das hindert ihn aber nicht, sich eine Ausbildung zum Brauer bzw. Mälzer vorstellen zu können.
Der 16-jährige Eden informiert sich mit seiner Mutter über eine mögliche Ausbildung nach dem Abitur. „Ein netter Chef, ein gutes Gehalt, genug Freizeit“: Das verspricht sich der Hünsborner von seinem künftigen Job. Nach dem Abi will der St.-Franziskus-Schüler ein Auslandsjahr machen.
>>> RUND 70 UNTERNEHMEN VERTRETEN
- Bei der Ausbildungsmesse in und an der Stadthalle Olpe sind auch am Mittwoch von 13 bis 19 Uhr rund 70 Unternehmen, Bildungseinrichtungen sowie Institutionen vertreten. Die Veranstaltergemeinschaft der Messe besteht aus: IHK Siegen, Agentur für Arbeit Siegen, Arbeitgeberverband für den Kreis Olpe, Handwerkskammer Südwestfalen, IG Metall Olpe, Kreishandwerkerschaft Westfalen-Süd und Wirtschaftsjunioren Südwestfalen.