Bleche. In den sozialen Netzwerken kursiert ein Video, das ein Wolfsrudel in Bleche zeigen soll. Jetzt steht fest: Das Video stammt aus Frankreich.
In den sozialen Netzwerken kursiert ein dubioses Video, das ein paar Schweine und ein vermeintliches Wolfsrudel auf Wanderschaft durch einen Wald zeigt. Angeblich soll das Video von einer Wildkamera in Bleche aufgenommen worden sein. Gerade nach der Wolfssichtung im vergangenen Jahr in Drolshagen (unsere Zeitung berichtete) sorgt das Video für Aufsehen. Unsere Redaktion hat das Videomaterial Wolfsberater Antonius Klein vorgelegt, der ganz klare Zweifel an der Authentizität und Aktualität äußert.
Nach mehrfacher Durchsicht betont Antonius Klein, dass das Video weder einen Zeitstempel noch einen Geo-Tag enthalte. „Insoweit gibt es keine halbwegs belastbaren digitalen Hinweise auf die zeitliche und örtliche Authentizität“, erklärt er. Darüber hinaus sei das Video bereits vor mindestens drei Wochen aufgetaucht – allerdings mit dem Hinweis, dass es angeblich im Bergischen Land aufgenommen worden sei. Das führt Antonius Klein zu der Annahme, dass es sich bei dem Video um eine Falschmeldung handelt.
Aufnahmezeitpunkt im Herbst
Auch weitere Merkmale in dem Video lassen Zweifel aufkommen. Schaue man auf die Füße der Schweine und der vermeintlichen Wölfe, so scheinen diese recht tief in die Laubstreu einzusinken, führt Antonius Klein aus. Dies deute eher auf einen Aufnahmezeitpunkt im Herbst hin. „Momentan ist das abgefallene Laub ja recht nass und nach dem Winter bereits verklebt und verdichtet“, erklärt er. Weiterhin gibt es im vorliegenden Material Hinweise darauf, dass zwei getrennte Dateien aneinander geschnitten wurden, so dass der Eindruck entsteht, als würden die Wildschweine von einem Rudel Wölfe verfolgt. „Schaut man genau hin, so erkennt man logische und zeitliche Brüche“, führt Antonius Klein aus. „Das Video setzt ein, als sich das erste Schwein bereits an dem kleinen Baum scheuert. Folgerichtig müsste man unterstellen, dass der Sensor die Aufzeichnung in Gang setzt, wenn ein Wildtier diese Position erreicht hat. In Sekunde zwölf taucht das erste wolfsähnliche Tier jedoch abrupt in der Bildmitte auf, das heißt, noch bevor es den Baum erreicht hat. Zum gleichen Zeitpunkt scheinen sich auch die am rechten Rand des linken Baumstamms erkennbaren Zweige plötzlich ein Stück aufzurichten. Da die Zweige zuvor und danach auf ihren jeweiligen Positionen verharren, ist windiges Wetter als Ursache für die Bewegung wenig wahrscheinlich.“
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Abgesehen von den ausgeführten Zweifeln an der Authentizität und Aktualität des Video-Materials gebe es berechtigte Zweifel daran, dass das Material bzw. die Szenen, aus denen es zusammengesetzt scheint, bei Bleche (Drolshagen) aufgenommen wurden. „Nach allem, was wir aus dem Wolfsmonitoring wissen, gehen Wölfe nur als Einzeltiere und nicht als Rudel auf Wanderschaft, um neue Territorien zu erschließen. Demnach hätte es bei Bleche im vergangenen Jahr ein Wolfsrudel geben müssen. Da die Etablierung der bisher bekannten Wolfsrudel in NRW sofort im ersten Jahr aufgrund von Wild- und Nutztierrissen, mit Fotos belegten Sichtungen sowie durch die zahlreich in den Wäldern hängenden Wildkameras bekannt wurden, gibt es keinen Grund zu der Annahme, dass dies bei einer Rudel-Gründung bei Bleche bzw. angrenzenden MK anders gewesen wäre“, betont der Experte.
Update: Wilhelm Deitermann,Leiter Pressestelle Landesamt für Natur, Umwelt und Verbraucherschutz des Landes NRW (LANUV), kann die Einschätzung von Antonius Klein bestätigen. Er betont auf Anfrage unserer Zeitung, dass das Video den Fachleuten vom Wolfsmonitoring bekannt ist. Es handele sich tatsächlich um eine Falschmeldung. „Das Video kursiert derzeit in vielen Bundesländern. Es stammt definitiv nicht aus Deutschland, sondern lässt sich auf einen französischen Instagram-Account zurückführen“, berichtet er. Diese Infos haben uns die Kolleginnen und Kollegen aus aus Niedersachsen an die Hand gegeben, auch dort kursiert das Video in verschiedenen Zusammenhängen.“