Altenhundem. Die Fleischerei Kaderbach in Altenhundem wird derzeit abgerissen. Die Pläne für den Neubau sind schon fertig.

Viele Passanten bleiben stehen und schauen dem Abbruchbagger zu. Stück für Stück knabbert er sich mit der schweren Zange durch das Gebäude in der Helmut-Kumpf-Straße 24. In wenigen Tagen wird von der Fleischerei und Gaststätte Kaderbach nichts mehr übrig sein. Aber in einem Jahr, so Eigentümer Sven Hartmann, soll die Baulücke wieder geschlossen sein. Jetzt liegen die ersten Ansichtspläne des neuen Gebäudes, mit der neuen Fleischerei im Erdgeschoss und Wohnungen im Obergeschoss vor, erstellt vom Architekturbüro Andreas Eickelmann.

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„Das neue Ladenlokal wird deutlich größer werden“, so der 37-Jährige, der 2010 die gesamte Immobilie samt Fleischerei und Gaststätte von der Familie Kaderbach gekauft hatte. In den beiden Obergeschossen werden zudem acht barrierefreie, über einen Fahrstuhl zu erreichende Wohnungen (60 bis 79 qm groß) entstehen. Im Erdgeschoss wird es dann im Ladenlokal auf 180 Quadratmetern neben Fleisch- und Wurstwaren sowie Käse werktags von 11.30 bis 15 Uhr einen Mittagstisch mit festen Menüs und Speisen a la Carte geben, 20 bis 25 Sitzplätze sind geplant, dazu ein SB -Bereich und eine „heiße Theke“ für den schnellen Hunger zwischendurch. Familie Hartmann betreibt in Lenne eine eigene Bio-Rinderzucht und zusammen mit einem Partner den Schlachtbetrieb Bad Berleburg. Von dort wird die Fleischerei beliefert. Übirgens: Während der Bauzeit geht der Verkauf in einem Ladenlokal auf der anderen Straßenseite in Altenhundem weiter.

Auch, wenn die alten Mauern nicht mehr stehen werden, die alten Geschichten um die „Kneipe“ und ihren charismatischen Wirt „Kaderbachs Heinz“ werden noch lange in Erinnerung bleiben. Bis 2012 floss hier hinter den bleiverglasten Scheiben der Gerstensaft aus dem Hahn. Mehr als 100 Jahre lang, hat Rolf Redecker, der Altenhundems Gastronomiegeschichte in einem lesenswerten Heft aufgearbeitet hat, herausgefunden (Frisch vom Fass. Geschichte und Geschichten über 110 Jahre Gastlichkeit im Eisenbahnerdorf, herausgegeben vom Schützenverein Altenhundem). Die Metzgerei und Gaststätte Kaderbach bestand mindestens seit 1910.

Der Abriss der Fleischerei und Gaststätte Kaderbach hat begonnen. Der Neubau soll in einem Jahr fertig sein. 
Der Abriss der Fleischerei und Gaststätte Kaderbach hat begonnen. Der Neubau soll in einem Jahr fertig sein.  © Volker Eberts | Volker Eberts

In der letzten Kneipenzeit stand für den gesundheitlich angeschlagenen Fleischermeister Wolfgang Eberts hinterm Tresen. „Ich musste ihm damals versprechen, dass ich so lange durchhalte, wie ich kann“, erinnert sich der heute 75-Jährige. Eberts kennt die Gaststätte aus ihrer Blütezeit. „Das war eine richtige Handwerkerkneipe, die kamen jeden Tag schon morgens und am Nachmittag noch mal“, erinnert sich der Altenhundemer. „In den Glanzzeiten muss da ganz viel Politik gemacht worden sein, das hör ich an jeder Ecke“, sagt Sven Hartmann.

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Wolfgang Eberts bestätigt das: „Aber es ist auch viel gelacht worden.“ Dazu gab es frisches Pils und frisches Gehacktes aus der Fleischerei. „Es war eine schöne Zeit“, so Eberts. Und so manche Sitzung im Rathaus in der Nachbarschaft fand bei Kaderbachs ihre Fortsetzung.

Zum Schluss war nur noch dienstags und zu besonderen Anlässen geöffnet. Eigentümer und Bauherr Sven Hartmann weiß, dass der Abriss durchaus ein Einschnitt für den Ort ist. „Als jetzt das Namensschild abgenommen wurde, habe ich gedacht, da geht schon was weg in Altenhundem.“

Aber lange nicht alles. Denn, so Sven Hartmann, nicht nur alle Angestellten werden übernommen, ebenso viele Traditionen aus der „alten“ Fleischerei Kaderbach sollen überleben. Hartmann: „Wir wollen der Tradition gerecht werden und Altes mit Neuem kombinieren.“