Wenden/Athen. Annika Stahl und Eric Zeppenfeld aus Wenden segeln bald um die Welt. Zum Traum ihrer Unabhängigkeit fehlt ihnen noch ein entscheidendes Detail.
Ihr großes Abenteuer ist gestartet. Annika Stahl (26) und Eric Zeppenfeld (26) aus Altenhof sind aufgebrochen. Raus aus dem Sauerland, rein in die Welt. Drei Jahre lang wird das Paar mit seinem Segelboot „Karl“ auf Weltreise sein. Und dabei von spannenden Orten, Eindrücken und Begegnungen erzählen.
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„Wir haben die letzten Wochen intensiv mit Familie und Freunden genutzt. Das Abschiednehmen war relativ entspannt. Viele haben uns gesagt, dass sie sich darauf freuen, uns besuchen zu kommen“, sagt Annika. Das habe ihnen Sicherheit gegeben, sie in ihrem Gefühl, das Richtige zu tun, bestärkt. Weil „Karl“ mit seinen knapp 47 Quadratmeter ab sofort ihr Zuhause ist, haben Annika und Eric ihr Hab und Gut minimiert. Sechs Pakete à 31 Kilo haben sie per Post nach Athen geschickt, wo „Karl“ zurzeit noch im Hafen steht. Mit zwei Koffern à 23 Kilo sind die beiden hinterher geflogen. „Wir waren vorher ein wenig angespannt, ob auch alles ankommt. Aber das hat super geklappt. Alles ist heile und sicher angekommen“, meint Annika. Lediglich eine Müslischale ist beim Transport zerbrochen. Immerhin nicht Annikas Lieblingskaffeetasse. Auf die freut sie sich nämlich ganz besonders, wenn sie demnächst in der kleinen „Karl“-Küche Kaffee zubereitet und ihn am Sonnendeck genüsslich trinken kann.
800-Watt-Solaranlage an Board, um möglichst autark zu sein
Ihre erste Woche im Hafen von Athen haben Annika und Eric vor allem dazu genutzt, „Karl“ klar Schiff zu machen. Das heißt: Putzen, einräumen, umbauen. Ende letzter Woche sind die Solarpaneele eingetroffen, die das Paar für die Stromgewinnung an Board nutzen möchte. „Wir möchten die Anlage gerne auf 800 Watt upgraden, um in Zukunft möglichst autark zu sein. Dafür bauen wir gerade noch eine Konstruktion mit Edelstahlleisten“, erklärt Annika. Sie haben sich für eine 800-Watt-Anlage entschieden, weil sie perspektivisch auch einen Wasseraufbereiter nutzen möchten, der verhältnismäßig viel Strom verbraucht. Damit könnten sie an Board Meerwasser entsalzen, säubern und entkeimen und es als Trinkwasser nutzen. „Momentan müssen wir leider noch Wasser kaufen. Der Plastikmüll nervt uns – und das möchten wir in Zukunft unbedingt vermeiden“, meint Annika.
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Das Problem: Ein entsprechend großer Wasseraufbereiter kostet ungefähr 5000 Euro. Viel Geld für das junge Paar. „Wir hoffen einfach, dass wir dieses Jahr nicht mehr allzu viel am Boot reparieren müssen und versuchen die Lebenskosten so gering wie möglich zu halten.“ Dabei ist „Karl“ für die beiden mehr als ein Zuhause. Er soll auch ein Ort der Entschleunigung und Begegnung mit anderen sein. Ein Ort, den sie teilen möchten. „Dementsprechend hoffen wir, dass wir durch Online-Yogakurse, Mitsegler und Unterstützer den Aufbereiter Ende des Jahres finanziert bekommen. Das würde uns und die Umwelt happy machen.“
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Annika und Eric sind nicht die einzigen, die zurzeit an ihrem Boot herumwerkeln. „Momentan ist echt viel los im Hafen. Jeder macht sein Boot für die bevorstehende Saison fertig“, erzählt Annika. Dadurch ergeben sich viele Gelegenheiten zum Austausch. „Wir haben uns von Anfang an sehr wohl gefühlt, weil wir die Leute als sehr offen, freundlich und neugierig wahrgenommen haben.“ Menschen, die ihnen trotz Sprachbarriere und kultureller Unterschiede positiv gesonnen sind. Auch diese Erfahrung bestärkt sie in ihrem Gefühl, dass ihre Entscheidung zur Weltumsegelung die richtige war.
In knapp zwei Wochen wird das Paar den Hafen von Athen verlassen. Dann werden Annika und Eric entlang der griechischen Küste Richtung ionisches Meer segeln und im April/Mai im Hafen von Korfu anlegen. Der erste Besuch hat sich schon angekündigt: Erics Vater wird die beiden auf Korfu treffen. Den Kontakt zur Heimat, zu Familie und Freunden werden sie also in jedem Fall weiterhin pflegen. Vor allem werden sie aber frei sein. Auf dem Meer, ihrem Sehnsuchtsort.
>>> MEHR EINDRÜCKE
Ihre Eindrücke von der Weltumsegelung teilen Annika und Eric auf Instagram unter „karl.ocean“, auf dem Blog www.karl-ocean.de und auf ihrem Youtube-Kanal „Karl Ocean“.