Kreis Olpe. Banken im Kreis Olpe erhöhen ihre Sicherheitsstandards, um Kriminellen zuvorzukommen. Denn die Zahl der Automatensprengungen ist so hoch wie nie.
Knapp 500 Geldautomaten wurden deutschlandweit im vergangenen Jahr gesprengt, 182 davon in Nordrhein-Westfalen: ein trauriger Rekord. Und auch in diesem Jahr versuchen die organisierten Banden, die hauptsächlich aus den Niederlanden und Belgien kommen sollen, ohne Rücksicht auf Verluste Automaten zu sprengen. Während die Täter früher Gas in die Automaten einleiteten, nutzen sie heute Plastiksprengstoff und nehmen dabei Personen- und Gebäudeschäden in Kauf. Die Geldinstitute im Kreis Olpe sind seit längerem verschont geblieben, doch wissen sie um die Bedrohung und nehmen nun viel Geld in die Hand, um die Sicherheit zu erhöhen.
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Die Volksbank Sauerland investiert aktuell zum Beispiel einen hohen sechsstelligen Betrag, um ihre Standorte sicherer zu machen. Schon im Februar hatte das Institut bekanntgegeben, Konsequenzen aus Sprengungen ziehen zu wollen. Unbekannte Täter hatten es zuletzt zwar nicht auf Geldautomaten im Kreis abgesehen, allerdings in direkter Nachbarschaft: in Schmallenberg, Winterberg, Hüsten und Sundern. Auffällig hierbei: Alle Geldautomaten befanden sich in unmittelbarer Nähe zu Supermärkten. Dementsprechend entschied sich die Volksbank Sauerland dafür, alle derartigen SB-Standorte außer Betrieb zu nehmen. Es sei eine präventive Maßnahme an Risikostandorten, um die Gefahr einer Sprengung zu minimieren – und damit auch „Sicherheit und Unversehrtheit von Leib und Leben“ zu gewährleisten, so die Vorstandsmitglieder. „Die Täter schrecken vor nichts zurück. Deswegen haben wir uns, in enger Zusammenarbeit mit der Kriminalpolizei, darauf verständigt, dass der sicherste Schutz der ist, es erst gar nicht zu einer Sprengung kommen zu lassen“, so Frank Segref, Pressesprecher der Volksbank Sauerland.
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„Schon heute haben wir die üblichen Sicherheitsstandards im Einsatz. Natürlich behalten wir die Entwicklung im Blick und diskutieren mit unserem Verwaltungsrat, wie wir uns künftig aufstellen müssen. Dabei geht es in erster Linie um die Frage der Sicherheit. Daneben betrachten wir immer auch die Nutzung der SB-Standorte“, sagt Heinz-Jörg Reichmann, Vorstandsvorsitzender der Sparkasse Attendorn-Lennestadt-Kirchhundem. Denn der Trend ist eindeutig: Knapp 60 Prozent aller Transaktionen in Deutschland laufen heute bargeldlos ab, dementsprechend sinkt die Nutzung von SB-Stellen – auch im Gebiet der Bank, die 13 SB-Filialen betreibt, zehn davon gemeinsam mit der Volksbank.
2020 wurde ein Sparkassen-Automat in Helden gesprengt
Sechsstellig wird auch die Sparkasse Attendorn-Lennestadt-Kirchhundem in diesem Jahr investieren, verspricht Reichmann, vor allem um die Menschen zu schützen, die über oder neben solcher SB-Filialen wohnen. Reichmann ist eine Aussage ganz wichtig: „Die Themen Sicherheit und Nutzung betrachten wir prinzipiell getrennt voneinander. Zum gegenwärtigen Zeitpunkt liegt ein verstärktes Augenmerk auf der allgemeinen Gefährdungslage.“ Die Trends im Zahlungsverhalten dürfe man aber auch nicht ganz außer Acht lassen. Im Jahr 2020 wurde ein Automat der Sparkasse in Helden gesprengt. Hier mussten die Täter allerdings ohne Beute flüchten, weil sie den Tresor nicht geknackt bekamen.
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Die Sparkassen Olpe-Drolshagen-Wenden und Mitten im Sauerland haben aufgrund der Empfehlungen des LKA im vergangenen Jahr eine Standortbewertung und Gefährdungsanalyse für ihre Geldautomaten-Standorte durchgeführt. Dies geschah in enger Zusammenarbeit mit den zuständigen Kreispolizeibehörden. Bei allen sechs Standorten der Sparkasse Olpe wurden daraufhin, soweit erforderlich, entsprechende Maßnahmen ergriffen. Kriterien sind dabei z. B. das Umfeld, die Erreichbarkeit oder die verkehrstechnische Anbindung. Die Sparkasse Olpe-Drolshagen-Wenden folgt weiterhin den Empfehlungen des LKA, die Foyers an Geldautomaten-Standorten nachts geschlossen zu halten. „Alle Foyers sind alarmüberwacht und wurden mit Vernebelungsanlagen ausgestattet. Hiermit setzen Geldinstitute als erstes auf Abschreckung und eine mögliche Verhinderung von Taten“, erläutert Vorstandsvorsitzender Dieter Kohlmeier. Weitere Sicherheitsmaßnahmen wie Verklebungen oder Einfärbungen der Geldscheine würden darauf abzielen, dass das erbeutete Geld nach der Tat unbrauchbar ist. „Ein positiver Nebeneffekt ist, dass wir an diesen Standorten die Schließungszeiten nutzen und aus energetischen Gründen auch alle anderen SB-Geräte zeitgesteuert herunterfahren“, gewinnt Dieter Kohlmeier den teuren Sicherheitsmaßnahmen Positives ab.
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Aus Sicherheitsgründen werden nicht alle Maßnahmen der Sparkasse Mitten im Sauerland offen kommuniziert, aber zum einen sind alle Geldautomaten von 23 bis 6 Uhr gesperrt, die Zeit, in der die meisten Attacken stattfinden, zum anderen wird ein Standort verändert: Der Geldautomat wird aus einem Objekt mit Wohnbebauung herausgenommen und in einen sprengsicheren Pavillon untergebracht. „Ziel der geplanten Maßnahmen ist es, Sprengstoffanschläge in Zukunft ganz zu vermeiden und vor die Tat zu kommen“, so Vorstand Frank Nennstiel.
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Auch bei der Volksbank Olpe-Drolshagen-Wenden hat es schon frühzeitig eine Gefährdungsanalyse gegeben. „Hierzu gehören insbesondere Zugangsbeschränkungen zu unseren SB-Bereichen in besonderen Gefährdungszeiten in der Nacht sowie Sicherungsmaßnahmen bei versuchten Sprengungen mittels Gaseinleitung (Gas-Protection-Systeme). Diese Präventivmaßnahmen haben bereits in einem Fall Wirkung entfaltet und eine versuchte Gas-Sprengung wirksam verhindert“, sagt Markus Stottmeyer vom Vorstand. Weitere Maßnahmen, wie eine Nachrüstung wirksamer Druckabsorber, die bei Sprengungen die zerstörerische Kraft der Druckwelle reduzieren sollen, seien in der Umsetzung, so Stottmeyer.