Fretter. Nicolas Schauerte ist an Trisomie 21 erkrankt. Trotzdem lebt der 18-Jährige für den Karneval und mischt in der Prinzengarde Fretter voll mit.

Es war sein erster Auftritt bei der Prinzengarde Fretter 1997. Und Nicolas Schauerte meisterte ihn bravourös. Bei der im Saloon Elspe stattfindenden Karnevalsfeier der AG Miteinander durfte der junge Mann sein Talent unter Beweis stellen. Er schritt wahrlich stolz und voller Konzentration hinter dem Fahnenträger Richtung Bühne.

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Dort platzierte er sich zusammen mit seinen Vereinskollegen rechts und links neben der Bühne, um die Gewehre der Garde in Empfang zu nehmen. Nicolas Schauerte ist in vielerlei Hinsicht ein ganz besonderer junger Mann. Der 18-Jährige aus Fretter ist Karnevalsfan durch und durch. Er brennt für alles rund um die fünfte Jahreszeit. Da war es keine Frage, dass er im Alter von acht Jahren direkt bei der Kinderprinzengarde eingestiegen ist. Dass er das Down-Syndrom (Trisomie 21) hat, hindert ihn nicht daran, seinen Traum zu leben.

Es war sein erster Auftritt bei der Prinzengarde Fretter 1997. Nicolas Schauerte meisterte ihn bravourös.
Es war sein erster Auftritt bei der Prinzengarde Fretter 1997. Nicolas Schauerte meisterte ihn bravourös. © Privat

In den fünf Jahren, bis er 13 war, hat er kaum ein Training verpasst. Sein großer Traum damals: mit 18 Jahren bei den „Großen“ tanzen. Leider musste er dann eine kleine Pause einlegen, da er noch zu jung für die Prinzengarde war. Seit September 2022 ist Nicolas aber dabei und nimmt zweimal wöchentlich an den Proben teil. „Er ist ein Teil von uns. Alle mögen und schätzen ihn, wir sind glücklich, dass er ein Teil von unserer Gruppe ist. Dank der Unterstützung der AG Miteinander wird Nicolas demnächst auch auf der Bühne mittanzen, die Zugabe kann er bereits“, erzählt Vereinskollege und Kommandant Marcel Hömberg. Diese Debüt steht allerdings noch aus, da in Elspe aufgrund der kurzen Veranstaltungsdauer keine Zugaben gegeben werden dürfen.

Seine Mama ist Mitbegründerin

Wenn samstagnachmittags das Training stattfindet, freut sich Nicolas schon so sehr, dass er „direkt nach dem Mittagessen in Trainingskleidung und wahrlich aufgeregt auf den Startschuss wartet“, so sein Bruder Sebastian. Besonders stolz ist auch Papa Udo, der selbst jahrelang Teil der Garde und 2006 Prinz war. Auch Nikolas Brüder Sebastian (14) und Christopher (20) sind große Karnevalisten. Sein älterer Bruder probt seit zwei Jahren und durfte beim Saisonauftakt erstmalig teilnehmen. Mama Mirjam ist Mitgründerin der Kinderprinzengarde Fretter. Im Jahr 2009 hat sie die Gruppe ins Leben gerufen und viele Jahre trainiert. Die jecke Familie darf dank Nicolas sogar im Sommer Karnevalsmusik hören.

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„Direkt nach dem Schützenfest, der zweiten großen Leidenschaft meines Sohnes, beginnt für ihn die Karnevalszeit“, erzählt Papa Udo Schauerte. „Dazu kommt noch, dass unser Sohn Gladbach-Fan ist und Karl May über alles liebt“, wirft Mama Mirjam ein. „Sein großer Wunsch ist, nach der Schule hier beim Elspe Festival als Schauspieler arbeiten zu dürfen, am liebsten als Old Shatterhand“, erzählt Papa Schauerte weiter. Nicolas geht in Finnentrop in die zehnte Klasse der Gesamtschule und „fühlt sich dort sauwohl“, wie Papa Udo beteuert. Doch was sagt der junge Karnevalist eigentlich selbst zu seiner Leidenschaft?

27 aktive Mitglieder

Die Prinzengarde Fretter gehört zum Ski-Club Fretter e.V. und hat derzeit 27 aktive Mitglieder, drei Trainer, ein Mariechen und einen Major.

Auf die Frage, ob er ein paar Minuten Zeit für ein kurzes Interview hätte, antwortete er sehr charmant: „Ich habe keine Zeit, ich muss auf die Bühne und arbeiten“, erklärt Nicolas und verschwindet Richtung Festsaal. Wenn man ihn beobachtet, sieht man schnell, dass er ein Teil der „Großen“ ist und wahrscheinlich der Glücklichste von allen. Man kann diesen Stolz, diese Leidenschaft, das Feuer für sein Hobby förmlich spüren.