Rönkhausen. Die Bürger in Rönkhausen kritisieren seit Jahren das schlechte Radwege-Netz. Es gab zähe Grundstücksverhandlungen. Das könnte jetzt vorbei sein.

Die Rönkhauser leben gerne in ihrem Ort. Sie schätzen die topographisch besondere Lage des Dorfes, die Vielzahl an Vereinsaktivitäten und -möglichkeiten und vor allem den Zusammenhalt – auch, wenn es mal schwieriger wird.

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Am Dienstagabend machte unsere Redaktion im Rahmen der „WP Mobil“-Veranstaltungsreihe Halt in Rönkhausen, um mit den Bürgern vor Ort ins Gespräch zu kommen. Im Speisesaal der Schützenhalle diskutierte unsere Redaktion über die Themen, die Rönkhausen aktuell beschäftigen. Allein die Location lieferte den ersten Anknüpfungspunkt für weitere Diskussionen.

Schützenhalle

Wie bereits berichtet, hat ein aggressiver Pilz den Boden in der Schützenhalle zerstört. Dafür macht die St. Antonius Schützenbruderschaft die Fachfirma verantwortlich, die das Parkett vor gut vier Jahren verlegt hatte. Der Verein fordert eine Schadensersatz-Zahlung in Höhe von mehr als 400.000 Euro, nachdem sich die Firma laut Vereinsvorstand nicht auf einen Vergleich hatte einigen wollen. „Die Klage war alternativlos“, kommentierte Ralf Helmig, CDU-Fraktionsvorsitzender im Gemeinderat Finnentrop, am Dienstagabend diesen Schritt.

Heinz Müller beim WP-Mobil in Rönkhausen
Heinz Müller beim WP-Mobil in Rönkhausen © Britta Prasse

Wichtig sei, dass man jetzt eine Perspektive hätte, „eine klare Linie“, betonte Hannes Kirchhoff, Senior-Geschäftsführer des Sägewerks „Holz Joki“. Gleichzeitig sei es ernüchternd, dass in solch herausfordernden Zeiten „immer nur die Gleichen“ Präsenz zeigten.

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Damit spielte Kirchhoff auf eine Kritik an, die bei der Jahreshauptversammlung der Schützen am Sonntag Thema war. Nämlich, dass voranging der Schützenvorstand und die Offiziere bei der Entsorgung des kaputten Bodens angepackt hätten. Beisitzer Sebastian Poggel relativierte jedoch: „Wenn wir gezielt nachfragen, dann kommen genügend Leute und helfen:“

Radweg

Das Thema ist seit Jahrzehnten präsent und trotzdem so aktuell wie lange nicht: der Radweg zwischen Rönkhausen und Lenhausen. Tatsächlich gibt es nur einen Wirtschaftsweg oberhalb des Sägewerks, der als Radweg genutzt werden soll – inklusive Schlaglöcher. „Ich lebe seit 42 Jahren in Rönkhausen und das gerne. Aber seitdem stellt man sich schon die Frage: ‘Wie komme ich mit dem Fahrrad nach Lenhausen?’“, sagte Hermann Zeni. Der Weg sei für Ältere nicht zumutbar. Die Alternative sei, die B 236 zu nutzen. Doch das sei lebensgefährlich. „Zumal wegen der A45-Sperrung viel mehr Lkw durch Rönkhausen fahren. Das ist eine Katastrophe“, warf Daniel Helmig ein.

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Seit vielen Jahren laufen Verhandlungen zwischen der Gemeinde und fünf Eigentümern, denen Grundstücke entlang der Lenne gehören. Einen Teil dieser Flächen würde die Gemeinde gerne erwerben und nutzen, um ein neues Stück Radweg an das bestehende Radwegenetz „anzudocken“ und somit die Lücke zwischen Rönkhausen und Lenhausen zu schließen. Doch bisher waren die Verhandlungen zäh. „Es ist schade, dass es die Gemeinde nicht hinbekommt, dafür eine Lösung zu finden. Dass einige wenige die Lösung blockieren. Da würde ich mir mehr Durchsetzungsvermögen seitens der Gemeinde wünschen“, so Zeni. Ralf Helmig sprach von den schwierigsten Grundstücksverhandlungen in seiner Zeit als Ratsmitglied – das sind immerhin 35 Jahre. Aber: Jetzt würde sich eine Lösung abzeichnen. „Aktuell liegen uns vier von fünf Unterschriften der Grundstückseigentümer vor – und ich bin überzeugt davon, dass auch der fünfte in den nächsten Wochen unterschreiben wird.“

Ralf Helmig beim WP-Mobil in Rönkhausen
Ralf Helmig beim WP-Mobil in Rönkhausen © Britta Prasse

Besagter Eigentümer habe in Gesprächen signalisiert, dass eine finale Entscheidung an ihm nicht scheitern solle. Bis tatsächlich die ersten Radfahrer über den herbeigesehnten Radweg an der Lenne fahren können, werden aber noch Jahre vergehen. Übrigens, so Helmig, erfülle dieser Weg dann nicht nur die Funktion als Radweg, sondern könne auch von Rollstuhlfahrern, Eltern mit Kinderwagen oder Menschen, die auf einen Rollator angewiesen sind, genutzt werden.

Glingestraße

Durch die Flut im Sommer 2021 wurde die Glingestraße zwischen dem Unter- und Oberbecken komplett zerstört. Seitdem ist dieser Straßenabschnitt gesperrt – theoretisch. „Tatsächlich wird die Straße aber fleißig genutzt. Da wird zum Teil mit Vollgas rauf und runter gefahren, sodass ich schon ein paar Mal zur Seite springen musste“, so Detlef Leermann. Immerhin gebe es mit der Sperrung weniger Motorradfahrer, hat Walter Schulte beobachtet, der in der Glinge wohnt. „Das ist durchaus positiv“, betonte er und lachte.

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Trotzdem bemüht sich die Gemeinde seit eineinhalb Jahren darum, die Straße wiederherzustellen. Dieses Jahr soll sie endlich wieder befahrbar sein. „Die Maßnahme wird komplett über Landesmittel abgedeckt und wird nach dem neuesten Stand der Technik gebaut“, erklärte Ralf Helmig.

Die Bauzeit betrage etwa vier bis fünf Monate, sodass die Straße im Spätsommer, also im August/September diesen Jahres, wieder freigegeben werden könne.

ÖPNV

Tendenziell ist der ÖPNV auf dem Land stark unterentwickelt. Das trifft auch auf Rönkhausen zu. „Die Anbindung ist sehr mau, gerade weil wir hier in der Peripherie des Kreises leben“, so Helmig. Es sei ein Zuschussgeschäft in Millionenhöhe. Das geringe Angebot – gerade mal zwei Mal am Tag fährt ein Bus über den Lenscheid – werde kaum genutzt. „Ich habe das Gefühl, dass sich die Bevölkerung hier mental vom ÖPNV verabschiedet hat.“

Barbara Schulte beim WP-Mobil in Rönkhausen
Barbara Schulte beim WP-Mobil in Rönkhausen © Britta Prasse

Zu einer positiveren Einstellung gegenüber dem ÖPNV trage auch nicht das Verhalten der Schulbus-Fahrer bei, wie Barbara Schulte beobachten konnte: „Statt die Wendemöglichkeit in der Glinge zu nutzen, fahren die Schulbusse mitten durchs Wohngebiet, durch die schmalen Straße. Wenn dann dort ein Auto steht, wird solange gehupt, bis der Fahrer kommt und das Auto wegfährt.“ Zulässig sei das nicht, bekräftigte Helmig. Aus Bequemlichkeit werde es trotzdem gemacht.