Rothemühle. Yvonne Kuchenbuch-Stahl ist Kinderwunsch-Expertin in Rothemühle. Sie hat schon vielen Paaren geholfen. Doch nicht immer gibt es ein Happy End.
Schon ihre erste Schwangerschaft war ein kleines Wunder. Ein Wunder, dem in der Kinderwunschklinik auf die Sprünge geholfen wurde. 2019 brachte Charlotte Weber* ihren Sohn zu Welt. Mit 38 Jahren. „Wir hatten viel Glück, dass es so schnell und gut funktioniert hat“, sagt Weber. Aber es war hart. Druck, Verzweiflung, das Gefühl, nur eine von vielen hoffenden Frauen zu sein. Das wollte sie nicht mehr. Doch der Wunsch nach einem zweiten Kind wuchs. Sie holte sich wieder Hilfe. Nicht in der Klinik, sondern bei Heilpraktikerin Yvonne Kuchenbuch-Stahl in Rothemühle.
Das Gefühl, „nicht gut genug zu sein“
Yvonne Kuchenbuch-Stahl (41) kennt das emotionale Chaos. Auch sie wurde erst spät Mutter, mit 37 Jahren. Da hatten schon viele im Freundes- und Bekanntenkreis längst ein oder zwei Kinder bekommen. Unausgesprochene Vergleiche beginnen. Es wird viel getuschelt, viel spekuliert. „Ständig wird man Sachen gefragt wie: ‘Wollt Ihr nicht mal langsam Kinder haben? Ihr seid doch schon recht alt! Warum klappt das bei euch nicht?’“ Druck, Verzweiflung, das Gefühl, „nicht gut genug“ zu sein.
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Yvonne Kuchenbuch-Stahl ist gelernte Kinderkrankenschwester. Schon als Kind kommt sie früh mit heilpraktischen Methoden in Kontakt, weil sie an chronischen Erkrankungen – unter anderem Fibromyalgie und Colitis ulcerosa (eine entzündliche Darmerkrankung) – leidet. Sie ist fasziniert vom heilpraktischen Ansatz. Davon, dass sich der Gegenüber Zeit nimmt und ganzheitlich auf die Beschwerden eingeht. In ihr entwickelt sich immer mehr der Wunsch, anderen Menschen genauso zu helfen, wie sie es selbst erfahren hat. Sie entscheidet sich für eine Ausbildung an der Heilpraktikerschule Westfalen in Hamm und eröffnet ihre erste eigene Praxis. 2017 zieht sie der Liebe wegen ins Sauerland, ein Jahr später eröffnet sie ihre Praxis in Rothemühle. Ihr Schwerpunkt: ganzheitliche Frauenkunde und Kinderwunschtherapie.
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Über eine Google-Suche fand Charlotte Weber die Praxis in Rothemühle. „Ich wusste, dass es mit einem zweiten Kind schwierig werden würde. Ich wusste aber auch, dass ich nicht mehr in eine Kinderwunschklinik gehen wollte“, erzählt Weber. Zu groß war die Belastung, zu unangenehm das Gefühl, das ihr dort vermittelt wurde. „Es kam mir wie Fließband-Arbeit vor. Ich saß mit angespannten Frauen zusammen und wartete.“ Die Behandlung bezog sich weitestgehend auf Medikamentengabe. Viele Hormone, noch mehr Nebenwirkungen. Mit naturheilkundlicher Unterstützung versprach sich Weber einen sanfteren Weg. „Wir sind mit gar nicht so großen Erwartungen hierher gekommen“, sagt die Lüdenscheiderin. „Wir haben uns drauf eingelassen ohne zu wissen, ob es klappt.“ Das war vor knapp einem Jahr. Heute ist Charlotte Weber in der 14. Schwangerschaftswoche. Mit 42 Jahren.
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Es gebe nicht die eine Kinderwunschtherapie, meint Yvonne Kuchenbuch-Stahl. Jedes Paar müsse individuell betrachtet werden. In den allermeisten Fällen seien es aber die Frauen, die zu ihr kämen – obwohl ein unerfüllter Kinderwunsch durchaus auch Männer belastet. Für ihren Selbstwert sei das Thema aber wohl noch sensibler als für Frauen, vermutet Kuchenbuch-Stahl. „Wenn Männer zum Beispiel die Nachricht bekommen, dass sie ein auffälliges Spermiogramm haben, dann fühlen sich viele in ihrer Manneskraft eingeschränkt. Damit möchte man nicht hausieren.“ Es sei schade, dass so wenig Männer ihre Hilfe in Anspruch nehmen würden. „Aber immerhin erzählen mir die Patientinnen, dass ihre Männer zuhause mitziehen“, sagt Kuchenbuch-Stahl und lacht.
Das war und ist auch bei Charlotte Weber der Fall. Nach einem Erstgespräch mit Anamnese-Bogen, in dem die medizinische Lebensgeschichte des Paares ergründet wird, begibt sich Yvonne Kuchenbuch-Stahl auf Ursachenforschung. In der anschließenden Behandlung dreht sich Vieles darum, das Wohlbefinden zu steigern. Von Frau und Mann. Dazu werden individuelle Therapiepläne erstellt, die unter anderem Sport, den Verzicht auf Alkohol, Tees aus naturheilkundlichen Pflanzen oder Meditation beinhalten können. „Die Lebensführung hat einen sehr großen Einfluss auf unsere Gesundheit“, betont Kuchenbuch-Stahl. Jeder Körper sei ein Produkt aus vielen Teilen, die alle zusammen arbeiten. Wenn es in diesem System irgendwo zu einem Ungleichgewicht oder einer Störung komme, könne es zu vielerlei Problemen führen. Auch zu ungewollter Kinderlosigkeit.
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Charlotte Weber folgte ihrem Behandlungsplan. An die Kühlschrank-Tür befestigte sie einen Zettel, auf dem festgehalten war, was sie und ihr Mann wann einnehmen sollten. Zusätzlich fuhr sie zwei Mal pro Woche von Lüdenscheid nach Rothemühle. Im Juni dann die gute Nachricht: Sie ist schwanger. Glück, Freude, Hoffnung. Wenige Wochen später die niederschmetternde Nachricht: Der Fötus hat es nicht geschafft. Schmerz, Trauer, Verzweiflung. Auch da ist Yvonne Kuchenbuch-Stahl für Charlotte Weber da. Sie nimmt sich Zeit für die Verarbeitung – und entscheidet sich dafür, es noch einmal zu versuchen. Nur noch ein Mal. Im November zeigt der Schwangerschaftstest wieder zwei Striche an. „Dass ich zwei Mal in einem Jahr schwanger werde, damit hätte ich nie gerechnet. Ich bin sehr dankbar dafür, gerade weil die Prognosen vom Arzt so schlecht waren“, erzählt Weber. Das erste kritische Trimester liegt hinter ihr. Ihr geht es gut.
Allerdings haben nicht alle Geschichten ein Happy End. Yvonne Kuchenbuch-Stahl erinnert sich an eine frühere Patientin, die an Endometriose litt. Vier Mal sei sie schwanger geworden, vier Mal habe sie eine Fehlgeburt erlitten. Jedes Mal habe das Immunsystem den Fötus regelrecht bekämpft. Doch auch das gehöre zur Arbeit: mit dem Kinderwunsch abzuschließen. In Frieden. „Diese frühere Patientin ist mittlerweile übrigens eine gute Freundin von mir“, sagt Yvonne Kuchenbuch-Stahl und lacht. Kein Happy End aus dem Bilderbuch. Aber ein Happy End aus dem Leben.
* Name von der Redaktion geändert