Olpe. Nach der Attacke in Olpe auf einen Rentner mit einem Stein muss sich ein 46-Jähriger vor Gericht verantworten. So bewerten Ärzte seine Situation.
Seit 4. August 2022 sitzt ein 46-Jähriger hinter Gittern. Aus der Zelle wurde er am Mittwoch zum Fortsetzungstermin in den Olper Gerichtssaal geführt. Bereits am 11. Januar hatte das Schöffengericht gegen ihn verhandelt. Gleich sieben Anklagen wirft die Staatsanwaltschaft dem 46-Jährigen vor.
Wochenlang lebte der Angeklagte in einem Zelt hinter dem Olper Bahnhof. Hier kam es auch zur schlimmsten Tat. Am 2. August 2022 soll er einen Eisenbahnfan lebensgefährlich verletzt haben. Dieser machte mit seiner Frau Fotos vom alten Bahnhof. Der 46-Jährige soll auf das Paar zugestürmt sein und vehement gefordert haben, die Bilder zu löschen. Zwar versicherten ihm beide, dass er nicht auf den Fotos zu sehen sei, doch der Mann soll weiter auf das Paar eingebrüllt haben.
Lebensgefährlich verletzt
Laut Anklage soll er dem 79-Jährigen dann unvermittelt und heftig einen Stein gegen den Kopf geschlagen haben. Das Opfer erlitt Einblutungen im Schädel. Eine Notoperation rettete dem Rentner das Leben. Vor Gericht hatte der 46-Jährige die Vorwürfe zurückgewiesen. Seine Version: Nicht er habe den Fotografen geschlagen, sondern dieser ihn.
Zudem soll er am 23. März 2022 am Olper Bahnhof eine Scheibe eingeschlagen haben. Auch wegen zweifachen Fahrens ohne Fahrerlaubnis ist er angeklagt. „Ich habe gesehen, wie er mit einem Auto zur Asylunterkunft in Lennestadt fuhr, wo er wohnte“, sagte ein Verwaltungsangestellter der Stadt Lennestadt. Zudem habe der Angeklagte in der Unterkunft mit einer Holzlatte Scheiben eingeworfen und Rollos kaputt gemacht. „Er hat in seinem Zimmer auch Hühner gehalten. Später hatte er auch einen Hund“, berichtete ein anderer städtischer Angestellter. Schließlich räumte das Sozialamt das Zimmer des Angeklagten. „Da waren Hühner, tote Vögel und Eier“, sagte ein Mitarbeiter.
Psychiatrisches Gutachten
Randale soll der 46-Jährige auch bei der Vorführung zum Haftbefehl am 4. August 2022 in der Zelle im Olper Amtsgericht gemacht haben. „Nach der Verkündung des Haftbefehls wurde die Sprechanlage von der Wand gerissen. Damit wurde dann die innere Scheibe zerbrochen“, so ein Justizwachtmeister.
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Dem Antrag von Verteidiger Georg Goebel für ein psychiatrisches Gutachten zur Schuldfähigkeit des Angeklagten folgte das Gericht. Mehrfach war der 46-Jährige im Jahr 2021 in der Psychiatrie des Martinus-Hospitals in Olpe. „Der Patient leidet unter Wahnvorstellungen einhergehend mit unvorhersehbaren Impulskontrollverlusten. Er hat den Kontakt zur Realität teilweise verloren. Der Patient wirkt bedrohlich, eine Fremdgefährdung ist nicht auszuschließen“, so die Diagnose der Ärzte. Nun wird ein psychiatrischer Sachverständiger ein Gutachten erstellen. Der Prozess wird am 15. Februar fortgesetzt.