Kreis Olpe. Am 31. Januar endet die Abgabefrist. Beim Finanzamt in Olpe sind bislang zwei Drittel der Erklärungen eingegangen. Was der Chef dazu sagt.

Das Finanzamt in Olpe zählt laut eines Online-Steuer-Erklärungsdienstes zu den schnellsten Finanzämtern in Deutschland. Ist die Behörde tatsächlich so viel schneller als andere? Und wie läuft die Bearbeitung der Grundsteuer B, die alle Hauseigentümer angeben müssen? Wir haben mit Martin Wiggen, Dienststellenleiter in Olpe, über drängende Fragen gesprochen.

Warum sind Sie so viel schneller als ihre Kollegen im Land?

Martin Wiggen: Ganz so einfach ist es leider nicht. Vergleiche von Bearbeitungszeiten einzelner Finanzämter von Portalen sind nicht aussagekräftig, weil sich die Finanzämter nicht oder nur schwer miteinander vergleichen lassen. Hinzu kommt: Wir kennen noch nicht einmal die Datenlage der Prüfer. Es gilt auch immer zu bedenken, dass insbesondere die Fallstrukturen der Finanzämter in Nordrhein-Westfalen sehr unterschiedlich sind und die Bearbeitungszeiten im Laufe eines Jahres unter anderem abhängig von der Verteilung der Steuererklärungseingänge schwanken.

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So können sich Bearbeitungszeiten vorübergehend leicht verlängern, wenn der Erklärungseingang in Stoßzeiten, zum Beispiel vor Ablauf von Abgabefristen, deutlich ansteigt. Diese strukturellen Unterschiede haben auch Auswirkungen auf die Arbeitsintensität der Fälle: Manche Finanzämter sind „Arbeitnehmerlastiger“, haben daher weniger steuerlich beratene Fälle und können die in der Regel weniger komplexen Steuererklärungen schneller bearbeiten. Andere Finanzämter führen mehr Unternehmen, haben mehr steuerlich beratene Fälle mit anderen und häufig längeren Abgabefristen, deren Bearbeitung aufgrund der höheren Komplexität der Steuererklärungen tendenziell länger dauert. Es wirken sich also viele Faktoren auf die Bearbeitungszeit aus.

Martin Wiggen, Leiter des Olper Finanzamtes
Martin Wiggen, Leiter des Olper Finanzamtes © Finanzamt Olpe

Wie kann sich der Laie die Arbeit im Olper Finanzamt vorstellen?

Wir sind ein junges Team. Aktuell sind 39 Prozent der Kolleginnen und Kollegen unter 30. Die Einsatzmöglichkeiten bei uns sind breit. Aufgabenbereiche sind die Steuererhebung oder Steuerfestsetzung, aber auch der Außendienst oder die Weiterbildung zum IT-Profi.

Leidet das Finanzamt Olpe unter einem Fachkräftemangel? Gibt es zu wenige Azubi-Bewerber?

Bei uns im Finanzamt bieten wir eine duale Ausbildung zur Finanzwirtin oder zum Finanzwirt und ein duales Studium zur Diplom-Finanzwirtin oder zum Diplom-Finanzwirt an. Die späteren Einsatzmöglichkeiten für unsere jungen Steuerexpertinnen und -experten sind vielfältig. Wir bieten nach Ausbildung und Studium exzellente Fortbildungsmöglichkeiten und entwickeln die Kolleginnen und Kollegen zu Spezialisten in verschiedenen Bereichen des Steuerrechts. So können sie innerhalb unserer Verwaltung vorankommen und zum Beispiel als Steuerfahnder arbeiten, selber als Dozent unsere Nachwuchskräfte ausbilden oder bei der Arbeit in der Oberfinanzdirektion oder im Ministerium der Finanzen unsere Verwaltung aus einem ganz anderen Blickwinkel kennenlernen. Unseren Nachwuchskräften bringen wir in drei Jahren das nötige Rüstzeug für einen erfolgreichen Start in der Steuerverwaltung bei. Unsere Hochschule für Finanzen mit Hauptsitz in Schloss Nordkirchen hat zu Recht einen hervorragenden Ruf. Hier bieten wir ein duales Studium in Kombination mit einer praxisnahen Ausbildung. Schon während des dualen Studiums ist man Beamtin oder Beamter und erhält monatlich rund 1.400 Euro. Die Rahmenbedingungen bei der dualen Ausbildung sind attraktiv. Hier finden die zentralen Schulungen in Wuppertal statt. Der Praxisteil erfolgt ebenfalls in einem Finanzamt.

Die Grundsteuer B ist in aller Munde: Wie viele Steuererklärungen haben Sie erhalten und was kommt nun ganz konkret an finanziellen Mehrbelastungen auf die Eigentümer zu?

Die Grundsteuer ist natürlich aktuell ein großes Thema. Für die Menschen, aber auch für uns im Finanzamt. Jeden Tag, jede Minute gehen neue Erklärungen ein, denn rund 6,7 Millionen Grundstücke und Betriebe der Land- und Forstwirtschaft müssen in Nordrhein-Westfalen aufgrund der Grundsteuerreform neu bewertet werden. Bisher sind rund 4,5 Millionen Erklärungen (66 Prozent) in den nordrhein-westfälischen Finanzämtern eingegangen. Beim Finanzamt Olpe sind rund 38.300 Erklärungen eingegangen (65 Prozent). Davon wurden über 90 Prozent digital abgegeben. Das ist ein gutes Zeichen. Und ich glaube, dass viele auch auf den letzten Metern noch ihre Erklärung über ELSTER fertigmachen und abschicken werden. Die Tage bis zum Ende der Abgabefrist am 31. Januar werden also noch einmal spannend.

Wie helfen sie Eigentümern, die bislang noch nicht geliefert haben?

Wer noch Fragen zur Abgabe hat, kann ganz einfach unsere Hotline des Finanzamts Olpe anrufen. Sie ist montags bis freitags von 9 Uhr bis 18 Uhr unter der Rufnummer 02761/9631959 erreichbar. Hier helfen die Kolleginnen und Kollegen bei Fragen rund um die Grundsteuer-Erklärung gerne weiter. Unsere digitale Info-Plattform www.grundsteuer.nrw.de ist rund um die Uhr erreichbar. Sie unterstützt mit ausführlichen Klick-für-Klick-Anleitungen und Erklär-Videos, die Schritt für Schritt durch die Eingabefelder in ELSTER führen, bei der Abgabe der Erklärung. Außerdem stehen Check-Listen bereit, die eine Übersicht der benötigten Daten liefern und Hinweise geben, wo diese zu finden sind.

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Ab 2025 soll eine dritte Grundsteuer C eingeführt werde, die die Kommunen für baureife unbebaute Grundstücke in Gebieten mit besonderem Wohnraumbedarf ansetzen können. Sie ergänzt die bisherigen Grundsteuern A und Grundsteuer B. Was bedeutet die neue Steuer und wie soll sie berechnet werden?

Diese Frage können nur die Städte und Gemeinden im Kreis Olpe beantworten, denn neben der Neufestsetzung der Hebesätze zum 1. Januar 2025 haben die Kommunen die Möglichkeit, eine sogenannte Grundsteuer C zu erheben. Die Entscheidung darüber, ob und in welcher Höhe diese erhoben werden soll, obliegt allein den Kommunen.

Wie stark und vor allem wo genau arbeitet das Olper Finanzamt ausschließlich digital?

Die Digitalisierung in der Finanzverwaltung schreitet stetig voran. Bei der jährlichen Lohnsteuererklärung werden bereits über 37 verschiedene Mitteilungsarten elektronisch an die Finanzverwaltung übermittelt und in die Steuererklärung vorausgefüllt, dazu gehören unter anderem Lohnsteuerbescheinigungen, Rentenbezugsmitteilungen, Kranken- und Pflegeversicherungsmitteilungen oder Lohnersatzleistungen. Bedeutet, weniger Aufwand für die Bürgerinnen und Bürger und keine Übertragungsfehler. Im nächsten Schritt bei uns wird ein Teil der Lohnsteuererklärungen komplett digital geprüft. Das übernimmt die Software und wenn alles optimal läuft, kann bereits nach zwei Wochen der Steuerbescheid im Briefkasten liegen. Aber auch unser Online-Auftritt www.finanzamt.nrw.de holt die Bürgerinnen und Bürger direkt bei den häufigsten Fragen ab. Dort gibt es Erklärvideos und weitere hilfreiche Infos. Wenn ein Bürger das persönliche Gespräch bevorzugt, kann er über unsere Website digital einen Termin bei uns buchen. Als Dienststellenleiter ist es meine Aufgabe, diese Prozesse positiv zu begleiten und zu gestalten.

+++ Zur Person +++

Martin Wiggen begann seine Laufbahn in der Finanzverwaltung des Landes Nordrhein-Westfalen im Jahr 1993 beim Finanzamt Solingen-West. Es folgten weitere Stationen als Sachgebietsleiter im Finanzamt Neuss II, im Finanzamt für Steuerstrafsachen und Steuerfahndung Köln sowie im Finanzamt für Groß- und Konzernbetriebsprüfung Köln. Anschließend war er als stellvertretender Dienststellenleiter zunächst beim Finanzamt Wipperfürth, danach beim Finanzamt Leverkusen und zuletzt beim Finanzamt für Groß- und Konzernbetriebsprüfung Köln tätig. Seit Juni 2017 leitet er das Finanzamt in Olpe.