Milstenau. Constanze Taralli und Julia Schmidlin bieten in Milstenau einen besonderen Resilienz-Kurs an. Menschen in Krisen sollen hier Hilfe bekommen.
Die Menschen, die hierhin kommen, sind auf der Suche. Nach mehr Zufriedenheit, mehr Gelassenheit. Oft sind sie auch auf der Suche nach sich selbst. Sie merken, dass es sich nicht ganz richtig anfühlt. Ohne „Es“ manchmal genau zu kennen. Das kann im Alltag belastend sein. Zur Krise werden. Genau da möchten Constanze Taralli und Julia Schmidlin ansetzen. Mit einem Resilienz-Kurs, der über das bisherige Mainstream-Angebot hinausgeht.
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„Wir haben hier einen Ort, an dem es nicht um Leistung geht. Hier braucht niemand Angst haben, Schwäche zu zeigen“, sagt Constanze Taralli. Sie ist Leiterin des „Yoga Now“-Zentrums in Milstenau. Ein jahrhundertealtes Fachwerk-Bauernhaus, in dem sich die Welt gefühlt langsamer dreht. Ein gemütlicher Rückzugsort von der lauten, schnellen Welt. Das Knistern des Feuers im Kaminofen, die ausladenden Samt-Sofas, gedämpftes Licht, eine Tasse mit dampfenden Tee – Besucher fühlen sich schnell Zuhause. Angekommen. Es soll ein geschützter Rahmen sein. Um sich Fragen zu stellen. Um zu lernen. Vielleicht auch, um sein Leben zu verändern.
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Vor ein paar Jahren hat auch Julia Schmidlin mit Yoga angefangen. „Auch ich war auf der Suche. Vor allem nach Ruhe“, erzählt die selbstständige Physiotherapeutin, die auch Mutter von drei Kindern ist, und lacht. Ihr Weg führte sie zu Constanze Taralli. Yoga half ihr, sich selbst besser wahrzunehmen und die Ruhe, nach der sie sich gesehnt hatte, mehr in ihren Alltag zu integrieren. Dann kam Corona. Und damit viele Einschränkungen, Sorgen und Ängste. „Ich selbst habe diese Zeit als Krise erlebt. Aber ich wollte aktiv werden. Verstehen, was Menschen in Krisen helfen kann, und das anwenden“, erzählt Julia Schmidlin. Sie macht Fortbildungen, auch im Bereich der Resilienz, der psychischen Widerstandskraft. „Weil ich von Haus aus Pädagogin bin, wollte ich gerne wieder in diese Richtung gehen und Kurse geben, in denen ich Menschen unterstützen kann.“ Sie wollte die Theorien aus der Resilienz-Forschung weitergeben. Merkte aber, dass in dem Entwurf ihrer Kurse etwas fehlte. Die Praxis. Das Leben.
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Diese Lücke konnte Constanze Taralli schließen. „Tatsächlich findet sich die Resilienz-Theorie in der Yoga-Therapie wider“, sagt sie. Mit dem „LOOVANZ“-Ansatz werden Verhaltensweisen zusammengefasst, die Menschen in krisenbehafteten Zeiten mehr Stabilität geben. Jeder Buchstabe steht dabei für den Anfangsbuchstaben einer Verhaltensweise:
- L: Lösungsorientierung
- O: Optimismus
- O: Opferrolle verlassen
- V: Verantwortung übernehmen
- A: Akzeptanz
- N: Netzwerkorientierung
- Z: Zukunftsorientierung
In dem Kurs, den Julia Schmidlin und Constanze Taralli zusammen entwickelt haben, werden die Teilnehmer über zehn Wochen begleitet. Die Veränderung soll nachhaltig sein. Bei den wöchentlichen Zusammenkünften (à 90 Minuten) geht es darum, sich selbst (mehr) wahrzunehmen, mögliche Blockaden in Form von Glaubenssätzen aufzuspüren und zu lösen. „Manchmal wird man wach und merkt, dass man den falschen Partner hat. Oder den falschen Job. Wir befinden uns in einer Zeit, in der die Leute mehr hinterfragen. Auch sich selbst. Wir möchten, dass die Menschen wieder mehr zu sich kommen“, so Constanze Taralli. „Raus aus dem mentalen Gefängnis“, nennt sie das. Das Leben selbst gestalten statt es über sich ergehen zu lassen. „Ich bin selbst Suchende gewesen“, meint Julia Schmidlin. Eine Suchende, die mittlerweile ihre eigenen Antworten gefunden hat.