Neu-Listernohl. Jürgen und Marion Stutte aus Attendorn erlebten ein Pass-Desaster bei einer Aida-Reise. Jetzt wollen Sie es erneut versuchen. Wie das gehen soll.
Jürgen und Marion Stutte, Rentnerehepaar aus Neu-Listernohl, kommen jetzt noch die Tränen, wenn sie an ihre schier unglaubliche Reisegeschichte zurückdenken. Nicht ohne Grund.
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Denn wegen eines nur vorläufigen Reisepasses wurde aus ihrem geplanten Traumurlaub mit der Aida Cosma nach Dubai kurz vor den Weihnachtstagen ein regelrechter Horrortrip. Grund: Nur ein normaler Reisepass reicht für eine Reise in die Vereinigten Arabischen Emirate. Da die Stuttes jetzt einen erneuten Anlauf wagen, für eine nochmalige Reise nach Dubai, hat Jürgen Stutte einen sogenannten Express-Reisepass beantragt: „Die Stadt Attendorn hat mir signalisiert, dass ich den in drei Tagen habe. Hätte ich gewusst, dass es so etwas gibt, wäre das Malheur nicht passiert.“
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Unserer Redaktion hatten die Stuttes ihre Geschichte erzählt. Die beginnt in der Adventszeit vorigen Jahres: „Wir hatten uns spontan entschlossen, dem Winter den Rücken zu kehren“, lässt Jürgen Stutte (74) das, was im Alptraum endete, Revue passieren. Der gebürtige Listernohler, der mit seiner Frau Marion (72) reichlich Aida-Erfahrung besitzt, buchte kurzerhand eine einwöchige Kreuzfahrt nach Dubai.
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Junior Suite auf der Cosma, dem Mega-Kreuzer der Aida-Flotte, 337 Meter lang, 42 Meter breit, 17 Bars und 17 Restaurants. Platz für 6.600 Passagiere. Am 16. Dezember sollte die Reise losgehen, mit riesiger Vorfreude: „In Dubai warteten auf uns 28 Grad“, kann die aus dem Rheinland stammende Marion fast schon wieder lachen.
Gute Reise gewünscht
Als sie die Koffer packt und die Reisedokumente in der Hand hält, fällt ihr etwas auf: Der Reisepass ihres Mannes ist abgelaufen.
Jürgen Stutte: „Ich habe dann zur Stadt angerufen und die Antwort erhalten, ich solle vorbeikommen mit den Reiseunterlagen. Das habe ich gemacht, die Dame hat mir den vorläufigen Reisepass auch ausgestellt und mir noch Gute Reise gewünscht.“ Von der Möglichkeit eines Express-Reisepasses habe man ihm nichts erzählt, so Stutte. Ebenso wenig davon, dass der vorläufige Reisepass für Dubai nicht ausreiche.
Mit dem vorläufigen Reisepass im Gepäck starteten die Stuttes also am 16. Dezember ab Flughafen Frankfurt. Am frühen Morgen inklusive der Zeitverschiebung landet die Maschine in Dubai. An seinen nur vorläufigen Reisepass verschwendet Jürgen Stutte keinen Gedanken. Beim Einchecken in Frankfurt gab’s keine Probleme, nach der Landung in Dubai auch nicht, und vor dem Betreten der Cosma in Dubai auch nicht: „Die haben uns freundlich durchgewunken.“ Wenngleich Jürgen Stutte im Rückblick meint, einen Hauch von Skepsis bei einem der Aida-Mitarbeiter bemerkt zu haben.
Die Stuttes, die schon mehr als ein Dutzend Mal mit großen Dampfern auf den Weltmeeren unterwegs waren, auch einmal in Dubai, entern also die Cosma und lassen es sich gutgehen. In der Suite wartet schon eine Begrüßungsflasche Champagner, und nach dem Auspacken geht es ans Deck 18: „Wir wollten uns nur noch zurücklehnen und entspannen“, sagt Marion Stutte.
Anruf vor dem Abendessen
Als sie sich dann zum Abendessen umziehen, um anschließend das Restaurant Rossini anzusteuern, klingelt das Telefon. Jürgen Stuttes Gesichtszüge verfinstern sich, und Marion erinnert sich noch an seine Worte: „Das gibt’s doch nicht, ich dreh’ durch.“
„Die sagten mir, am nächsten Morgen müssten wir in Abu Dhabi das Schiff verlassen.“
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Grund: Der vorläufige Reisepass sei kein gültiges Dokument für die Vereinigten Arabischen Emirate. Es könne sein, dass er bei Nichtbeachtung Weihnachten in Dubai im Gefängnis sitze.
Über 5.000 Euro für die Katz
Die Folge: Die Stuttes mussten von Abu Dhabi wieder nach Hause fliegen. Inklusive des Rückfluges für rund 680 Euro waren die Stuttes über 5.000 Euro los und waren mit den Nerven am Ende: „Wir haben Rotz und Wasser geheult“, erinnert sich Ehefrau Marion.
Zu Hause angekommen, erzählt Jürgen Stutte, habe er die Stadt gefragt, warum man ihn nicht gewarnt habe. Antwort: „Die haben nur gesagt, das könnten sie nicht alles wissen, das sei unsere Sache gewesen.“ Ein Brief an Attendorns Bürgermeister Christian Pospischil sei bisher unbeantwortet geblieben. Die Antwort von Aida legt Stutte uns vor. Dort wird unter anderem auf die Internetseite des Auswärtigen Amtes verwiesen: „Dort wird darauf hingewiesen, dass die Einreise in die Vereinigten Arabischen Emirate mit einem vorläufigen Reisepass ausgeschlossen ist.“
Das sagen Stadt und Bundespolizei
Die Stadt Attendorn erklärt u. a.: „Verbindliche Auskünfte zur Anerkennung deutscher Reisedokumente im Ausland können nur die zuständigen Botschaften und Konsulate der geplanten Einreisestaaten erteilen, nicht die Passbehörden. Selbst das Auswärtige Amt weist ausdrücklich darauf hin, dass die Planung und der Antritt von Auslandsreisen stets in eigener Verantwortung erfolgen (...).“ Innerhalb der Europäischen Union müsse man bei Grenzübertritten nur den Personalausweis vorzeigen, außerhalb meist den Reisepass. Expresspässe würden in Eilfällen innerhalb von einer Woche gefertigt. Wegen einer Schadensersatzforderung habe die Stadt die Angelegenheit einer Versicherung zugeleitet.
Die Pressestelle der Bundespolizei am Frankfurter Flughafen antwortet: „Die Bundespolizei überprüft bei der grenzpolizeilichen Ausreisekontrolle, ob der Passagier bei Grenzübertritt vorschriftsmäßig ausgewiesen ist. Bei deutschen Staatsangehörigen reicht hierzu die Vorlage eines gültigen Reisepasses, Bundespersonalausweises oder - wie im konkreten Fall - eines entsprechenden Ersatzdokumentes. (...) Aufgabe der Bundespolizei ist es nicht, zu überprüfen, inwieweit der Reisende die Einreisevoraussetzungen im Zielland erfüllt.