Attendorn. Am Donnerstag Nachmittag spazierte eine Wildschweindame über die Straße Am Zollstock in der Attendorner City. Was die Jäger dazu sagen.
Äußerst ungewöhnlicher Auftritt einer erwachsenen Wildschweindame am Donnerstag Nachmittag mitten in Attendorn: Gilt das borstige Wild eigentlich eher als scheu, hatte sich das stattliche Exemplar in Richtung Attendorner Bahnhof verirrt und passierte die Straße Am Zollstock in der Nähe des Allee-Centers.
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Wie die Polizeileitstelle Samstag Morgen auf Nachfrage bestätigte, sei das offensichtlich verirrte Wildschwein der Dienststelle auch gemeldet worden. Eine Beamtin der Leitstelle: „Der Vorfall ist uns um am Donnerstag um 15.50 Uhr angezeigt worden. Passiert ist glücklicherweise nichts.“ Der Verdacht, dass das in den sozialen Kanälen aufgetauchte Foto des Wildschweins ein Fakefoto gewesen sein könne, erhärtete sich nicht.
Durch Zaun gebrochen
Sebastian Hoffmann, Attendorner Hegeringleiter, bestätigte den Vorfall ebenfalls und witzelte: „Vielleicht wollte sie ins Kino?“ Nach seinen Informationen sei das aufgeschreckte Tier wohl in der Nähe der Attahöhlen-Käserei mehrfach gegen einen Zaun gelaufen, bevor es hindurchgebrochen sei: „Die Polizei hatte wohl befürchtet, dass eine solche Bache auch aggressiv werden könne.“ Ein nahe gelegener Spielplatz sei abgesperrt worden. Hinter der Attahöhle sei die Örtlichkeit bei der Bundesstraße nicht ungefährlich, dort komme es immer wieder mal zu Wildwechsel und Wildunfällen.
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Es sei denkbar, dass das Wildschwein aus Richtung Anglerheim und Campingplatz gekommen sei: „Dort darf nicht gejagt werden. Und die Wildschweine ziehen sich dorthin zurück.“ Hoffmann schließt nicht aus, dass die Bache von einem Hund und einem Wanderer aufgeschreckt worden sein könne.
Viele Störfaktoren denkbar
Peter Schauerte aus Grevenbrück, stellvertretender Vorsitzender der Kreisjägerschaft Kurköln-Olpe war ziemlich sicher, nachdem er das in den sozialen Netzwerken kursierende Foto des Tieres gesehen hatte, dass es sich um ein „adultes“ weibliches Wildschwein mit einem Gewicht von rund 65 Kilogramm handele. Auf die Frage, ob sich die Sauerländer jetzt daran gewöhnen müssten, dass sich das Borstenvieh künftig häufiger in den Innenstädten sehen lasse, sagt er: „Ich glaube nicht. Das dürfte ein Einzelfall bleiben. Grundsätzlich ist es aber so, dass auch Wildschweine sehr anpassungsfähig sind. Wenn man die Bilder aus Berlin sieht, wird das deutlich. Dort laufen Wildschweine über den Kurfürstendamm. Die kommen abends gegen 18 Uhr aus den Büschen, und dann gibt es auch noch unverbesserliche Leute, die die füttern.“ In den Städten sei es bereits zu kuriosesten Zwischenfällen gekommen, beispielsweise in Sparkassen oder Frisörsalons: „Davon sind wir im Sauerland aber weit entfernt. Das ist kein Trend. Da werden wir uns jetzt in Attendorn, Olpe oder Altenhundem nicht dauerhaft mit auseinandersetzen müssen.“ Tiere könnten durch verschiedene Faktoren allerdings verstört werden, auch durch die Böllerei rund um Silvester, durch verstärkte Holzabfuhr und Einschläge oder Freizeitnutzer des Waldes. Das könne sich negativ auf die Orientierung der Tiere auswirken.
Schauertes humorvolles Fazit: „Ich gehe nicht davon aus, dass das Tier in Attendorn einkaufen wollte.“