Olpe/Lützerath. Lea Klein von Fridays for Future Olpe hat in Lützerath demonstriert. Die Stimmung ist angespannt. Einige Polizisten haben aber auch Verständnis.

Sie kämpfen. Für ihre Überzeugung, für den Ort, für das Klima. Das Dorf Lützerath im Kreis Heinsberg soll zur Erweiterung des Braunkohletagebaus Garzweiler II abgebaggert werden. Die früheren Bewohner sind längst weggezogen. Stattdessen sind hunderte Klimaaktivisten angereist und demonstrieren. Auch mehrere Mitglieder der „Fridays for Future“-Bewegung Olpe sind nach Lützerath gekommen. Ihre Gefühle bewegen sich zwischen Enttäuschung, Desillusionierung und Wut. „Ich stehe vor einem Monster“, sagt Lea Klein.

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Die 20-Jährige aus Olpe hatte schon im Sommer 2022 Lützerath besucht. „Da war der Bagger noch ganz weit weg“, erinnert sie sich. In der vergangenen Woche ist sie zurückgekommen. Der Bagger ist plötzlich ganz nah. Von Dienstag bis Freitag hat Lea Klein mit anderen Aktivisten Barrikaden gebaut und Präsenz gezeigt. Präsenz, die nur eine Botschaft hat: Wir sind gegen diese politisch-wirtschaftliche Entscheidung. „Ich finde es wichtig, Lützerath zu verteidigen. Die Politik hat hier einen riesengroßen Fehler gemacht. Wir brauchen die Kohle unter Lützerath nicht. Und trotzdem soll sie abgebaut werden. Das darf nicht in Vergessenheit geraten. Damit sowas nie wieder passiert“, meint Klein.

Lea Klein (rechts) in Lützerath..
Lea Klein (rechts) in Lützerath.. © Privat

Drei Nächte hat Lea Klein mit einer anderen Aktivistin, die sich unter anderem auch bei der Grünen Jugend Olpe engagiert, in einem besetzten Haus geschlafen. Strom und fließendes Wasser gibt es nicht mehr. Aus Paletten haben sie sich ein Bett gebaut, darüber eine Isomatte gelegt, die sie von anderen Aktivisten bekamen. Abends haben sie ein Feuer im Wohnzimmer-Kamin entfacht. Dort, wo früher eine Familie zusammenkam. Als Lützerath noch Heimat war.

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Die Stimmung sei schon in der vergangenen Woche angespannt gewesen, erzählt Klein. Die Aktivisten selbst habe sie als sehr hilfsbereit empfunden. Darauf bedacht, sich gegenseitig aufzumuntern. Mut zu machen. „Und auch die Polizei ist größtenteils sehr nett gewesen. Manche Polizisten haben mit uns gesprochen und uns gesagt, dass sie es selbst nicht gut finden, was hier vor sich geht. Dass sie aber ihren Job machen müssen“, so Klein. Im Gegensatz dazu habe sie einige Vertreter von RWE als respektlos und tendenziell aggressiv erlebt. Provokante Sätze wie „Viel Glück, ihr Mäuschen!“ seien in Richtung der Aktivisten gefallen. Einige Demonstranten seien auch geschubst worden. „Das fand ich zum Teil auch gefährlich, weil das relativ nah an der Abbruchkante war“, so Klein.

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Tatsächlich erwartet die 20-Jährige, dass es in den nächsten Tagen zu gewaltsamen Auseinandersetzungen kommen wird. Auch, weil sich unter die Aktivisten Linksextreme gemischt haben. Klein selbst hat erlebt, wie emotional aufgeladen die Situation in Lützerath ist. Als sie auf dem schlammigen Untergrund ausgerutscht und ein paar Meter in die Richtung der Polizisten geschlittert ist, wurde sie von drei Beamten gepackt. „Ich wurde darauf hingewiesen, dass ich für so ein Verhalten auch in Gewahrsam genommen werden kann“, sagt Klein. Sie konnte beschwichtigen, sich erklären. „Generell ist Gewalt für mich keine Lösung. Ich finde es wichtig, dass man sich vor Augen führt, dass jeder Polizist auch ein Mensch ist. Jemand, der vielleicht kleine Kinder hat.“ Diese Empathie, dieses Verständnis füreinander, kann im besten Fall eine Eskalation verhindern.

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Lea Klein und andere Mitglieder von „Fridays for Future Olpe“ haben sich mittlerweile aus Lützerath zurückgezogen. „Es hat sich nicht richtig angefühlt, da zu bleiben und mit dem Vormarsch von RWE eine Anzeige wegen Hausfriedensbruchs zu riskieren. Gerade im Hinblick auf die Arbeit“, gesteht Klein. Gleichzeitig fühle es sich aber auch nicht richtig an, aktuell „gar nichts mehr zu tun“. In kein politisches Thema habe ich bisher so viel Zeit und Energie investiert wie in Lützerath. Ich fühle mich schlecht, dass es jetzt so zu Ende geht.“ Doch Lea Klein möchte weiterkämpfen. Damit es kein zweites Lützerath geben wird.