Kreis Olpe. Welche Schlagzeilen wohl das Jahr 2023 im Kreis Olpe bestimmen werden? Wir haben da eine Vermutung. Der große satirische Jahresausblick.

Das Jahr 2022 neigt sich dem Ende entgegen, und trotz unendlich viel Geschreibsel kann es die Redaktion unserer Zeitung mal wieder nicht lassen. Vom Schalk im Nacken getrieben, wagen wir den satirischen Ausblick aufs Jahr 2023. Also eine wagemutige Prognose, von der wir sicher sind, dass das meiste auch eintreffen wird – oder zumindest eintreffen könnte. Wir widmen uns den 12 Monaten mit einer unheimlichen Vorahnung.

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14. Januar: Jubel auf dem Fahlenscheid: Das Ehepaar Neureuther-Mittermeier wird gesichtet. Angesichts eines halben Meters Kunstschnees hat es die Ex-Olympiasieger aus den bayerischen Alpen, wo der Schnee bei 17 Grad im Schatten ausgeblieben ist, nach Olpe verschlagen. Der wahre Grund wird aber verschwiegen. Eigentlich wollen sie nur den legendären Apfelstrudel aus Omas Kuchenküche probieren.

2. Februar: Drolshagens Bürgermeister Uli Berghof hat die Nase voll. Er stellt bei der Landesregierung in Düsseldorf den Antrag, den Iseringhauser Grund und seine aufmüpfigen Bürger aus der Stadt Drolshagen zu verbannen und dem Oberbergischen Nachbarkreis anzugliedern. Als Gegenleistung wird der Reichshofer Ortsteil Blockhaus mit der berühmten Almhütte von Berni „Luis Trenker“ Junge zur Exklave der Stadt Drolshagen.

6. März: Bei einer erneuten Nachkalkulation des Olper Rathausneubaus stellen die Verantwortlichen entsetzt fest, dass bei der bisherigen Planung nicht nur die Spinde für Mitarbeiter sowie die Einbruchmeldeanlage vergessen worden waren, sondern auch Außentüren, Lampen und Telefone. Nachdem die neueste Baukostenprognose dadurch die 40-Millionen-Euro-Grenze durchbrochen hat, wird beschlossen, den Bau merklich zu reduzieren. Die Stadt lässt an der Hochschule für Polizei und Öffentliche Verwaltung in Hagen ein Konzept des „competely new work“ entwickeln, bei dem die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter nicht mehr nur Schreibtische buchen müssen, von denen weniger angeschafft werden als Kräfte da sind, sondern ganz auf Sitze verzichtet wird. Stehpulte sparen auch in der Anschaffung enorm Geld und beanspruchen deutlich weniger Platz, teure Stühle entfallen komplett. Und als Kostenabwurfpaket Nr. 1 wird beschlossen, die Toiletten auf die Hälfte zu reduzieren. Ohnehin ist die Aufteilung auf Herren- und Damen-WCs politisch nicht mehr korrekt.

1. April: Lennestadt startet das neue Modellprojekt „Cleverste Hundemarke der Welt“. Dazu werden die 2200 Token, auch „Elspe-Amulett“ genannt, die die Besucher der Karl-May-Festspiele während der Coronazeit als Abstandsmesser und Datenspeicher um den Hals tragen mussten und die derzeit achtlos im Keller des Elsper Saloons lagern, in digitale Hundemarken umprogrammiert. Diese Token erfassen dann nicht nur, wie oft und wie lange Waldi und Co. das Bein heben, sondern: Nähert sich das Tier einem Baum, wird über einen elektronischen Impuls das Beinheben mit Folgen automatisch ausgelöst. So soll das Verunreinigen von Wegen und Plätzen in die Natur verdrängt werden. Bürgermeister Tobias Puspas liebäugelt für die Projektidee bereits mit dem Innovationspreis des Ministeriums für Wirtschaft, Innovation, Digitalisierung und Energie des Landes Nordrhein-Westfalen oder zumindest mit dem „Goldenen Hundeknochen“, Auszeichnung des „Vereins für Dinge, die die Welt nicht braucht e.V.“

22. April: Nach unglaublichen zweieinhalb Jahren Wartezeit schmettert das Verwaltungsgericht eine längst vergessene Klage der CDU ab. Die Christdemokraten hatten gegen eine Wiederholung der Kommunalwahl 2020 in einem Attendorner Wahlbezirk geklagt. Die Älteren werden sich erinnern – Stichwort Wahlpanne. Das Gericht entscheidet: Am 27. November 2023 werden die betroffenen Bürger erneut zur Wahlurne gerufen. Sollten die Christdemokraten dann tatsächlich ein Ratsmandat an die Grünen abgeben müssen, droht jedoch die nächste juristische Hängepartie. Denn wer verzichtet in diesem Fall auf sein Ratsmandat – ein Mitglied aus der „alten“ CDU-Fraktion oder ein Mitglied der mittlerweile abgespaltenen Fraktion Union für Attendorn? Beide Seiten drohen öffentlich damit, das Ergebnis anzufechten. Die zuständige Kammer duckt sich bereits weg: Frühestens im Herbst 2025 wolle man darüber entscheiden. Obwohl, geht auch nicht, da steht schon die nächste Kommunalwahl an und niemanden interessiert mehr die Wahlpanne aus dem Jahr 2020.

4. Mai: Die Ruhr-Sieg-Strecke in Kirchhundem kann nun doch schneller saniert werden als geplant. Die Artenschutzproblematik habe sich quasi „über Nacht aufgelöst“, meldet die Pressestelle des Kreises. Nur zwei Minuten später die nächste Meldung aus dem Kreishaus: Das neue Gewerbegebiet Fernholte in Attendorn wird weiter auf Eis gelegt, nachdem dort plötzlich ein größeres Schlingnattervorkommen gesichtet wurde.

17. Mai: Die Wendener Ratsfraktionen von SPD, UWG und Grünen, die bekanntlich seit der Kommunalwahl die sonst stets dominierende CDU in die Schranken weisen können, wenn sie an einem Strang ziehen, haben eine neue Attacke gegen CDU-Bürgermeister Bernd Clemens und seine Christdemokraten eingestielt. Nachdem sie zuvor schon den Neubau eines Schwimmbads durchgesetzt hatten, beschließen sie nun auch den Bau einer neuen Kulturstätte für die Gemeinde. Nach dem Motto „Nicht kleckern, klotzen“ soll eine „Bigge-Philharmonie“ auf Stelzen im See an der Wendener Hütte errichtet werden. Hier kommt es aber zum Streit, der das Projekt zunächst auf Eis legt. Hünsborner und Wendener Ratsmitglieder verweigern sich dem Namenszusatz „Bigge“, weil diese die wichtigsten Dörfer der Gemeinde nicht berühre. Dem schließen sich die Ottfinger an, die gleichzeitig die „Großmicke-Arena“ als Alternative ins Rennen schicken. Eine seltene Allianz von Römershagenern, Brünern, Rothemühlern, Wendenerhüttern und Gerlingern kann den Namen aber letztlich doch durchsetzen. Als die erste Kostenschätzung bei 40 Millionen Euro landet, kommt Begeisterung in allen Fraktionen auf: „Davon bauen die in Olpe gerade mal ein Rathaus!“

19. Juni: Nachdem Olpes Bürgermeister Peter Weber die erfolgreiche Abspaltung des Iseringhauser Grundes abgewartet hat, stellt auch er einen Antrag: Das Negertal soll an Attendorn abgegeben werden. Dafür will Weber, dass die Stadt Kreuztal ihren Ortsteil Krombach an die Kreisstadt abtritt. Die Begründung: Beim seinerzeitigen Bruch des Hauptwasserrohrs habe schließlich Olper Wasser dazu beigetragen, dass die dortige Brauerei habe weiterarbeiten können. Ohnehin werde das Bier zum Großteil diesseits der Kreisgrenze getrunken.

11. Juli: Lieber Fakten schaffen bevor das Geld weg ist: In seiner letzten Sitzung vor der Sommerpause gibt der Attendorner Stadtrat ein millionenschweres Bauvorhaben frei. Der Hängebrücke über den Biggesee, die vom Leuchtturm quer rüber bis zum Strandbad an der Waldenburger Bucht führt, steht nun nichts mehr im Wege. Während Bürgermeister Christian Pospischil jubelnd den Saal verlässt und sich auf „ein touristisches Mega-Projekt“ freut, stehen Kämmerer Klaus Hesener die Schweißperlen auf der Stirn: Reicht das Guthaben in der Stadtkasse? Oder muss er schon wieder in die einst so pickepackevolle Ausgleichsrücklage greifen, die mittlerweile nur noch 80 Millionen Euro umfasst? So oft hatte er die Politik davor gewarnt, das Geld zum Fenster zu werfen – oder in diesem Fall in den Biggesee –, nur wollen die Herren und Damen der Politik einfach nicht verstehen...

24. August: Neuer Ärger zwischen den Nachbarkreisen SI und OE: Nach dem endgültigen Aus des Wisentprojekts hat der Kreis Siegen-Wittgenstein damit begonnen, Wollnashörner auf der Trupbacher Heide auszuwildern, die aus einem russischen Nachzuchtprogramm stammen: Im Permafrostboden werden immer wieder gut erhaltene Kadaver mit verwertbarer DNA gefunden. Doch die nachgezüchteten Tiere fühlen sich auf der Heide nicht wohl und sind umgehend weitergezogen, um den Golfplatz bei Dörnscheid zu pflügen. Regelmäßig kommt es zu Zwischenfällen mit Golfern und ihren Dackeln, die aggressiv auf die urzeitlichen Pflanzenfresser reagieren. Der schon aufgrund seiner Olper Schützen-Historie als zielsicher bekannte Golfer Paul Imhäuser erledigt einen der Dickhäuter sogar mit einem gezielten Volltreffer auf den Solarplexus. Er muss nun mit einer Anzeige wegen Störung eines Wiederansiedlungsprojekts rechnen.

17. September: In Finnentrop lösen sich in einer Ratssitzung spontan die drei bestehenden Fraktionen auf und bilden eine einzige Gemeinschaft mit dem Namen „Neue Harmonie“. Die Ratsmitglieder beschließen, künftig alle gemeinsam an der Kommunalpolitik zu arbeiten, weil ihnen seit der Kommunalwahl die Feindbilder weggebrochen sind.

5. Oktober: Enttäuschende Saison-Bilanz der Karl-May-Festspiele in Elspe: Da nach energischen Protesten im Zuge der Streitigkeiten über das neue Buch „Der junge Häuptling Winnetou“ und die korrekte Bezeichnung der indigenen Völker Amerikas kein Winnetou-Stück hatte aufgeführt werden können, fand das alternativ gewählte Karl-May-Stück „Erzgebirgische Dorfgeschichten“ ein weniger gutes Echo beim Publikum.

27. November: Der Wahlstreit in Attendorn wird gütlich beigelegt. Wie von den „Schwarzen“ befürchtet, müssen sie zwar nach der Nachwahl ein Ratsmandat an die Grünen abgeben. Die Mitglieder von CDU und Union für Attendorn treffen sich dazu auf dem Alten Markt und halten ein Wettschießen nach den Regeln des Scheibenkönig-Wettbewerbs ab. Als am Ende niemand die Scheibe trifft, muss das Los entscheiden.

15. Dezember: „Ich weiß auch nicht, was die haben.“ Kopfschüttelnd begrüßt der Bürgermeister von Finnentrop, Achim Henkel, seine ehemaligen Kollegen der Polizei, die er notgedrungen zu einer Hauptverwaltungsbeamtenkonferenz rufen musste. Bei der eigentlich gemütlichen Zusammenkunft auf Schloss Bamenohl hatte Landrat Theo Melcher gemeinsam mit den sieben Bürgermeistern den Zeitplan für die nächsten Jahre abstimmen wollen. Nach seinen einleitenden Worten „Die nächste Kommunalwahl ist 2025, dann werde ich 65 Jahre alt sein“ war unvermittelt eine Schlägerei ausgebrochen, in der sich vier der anwesenden Rathauschefs kräftig miteinander gemessen hatten. Melchers Nachsatz „...und ich werde erneut kandidieren“ geht im Lärm unter.

30. Dezember: Der Disput unter den Lennestädter Schützenvereinen kann kurz vor Jahresende beigelegt werden, nachdem der Vorstand des Schützenvereins Sporke-Hespecke entschieden hat, seine neue, für 250.000 Euro renovierte Halle nun „Mondschein-Quelle“ und nicht „Krombacher Arena“ nennen zu wollen. Besonders der Schützenverein Altenhundem hatte gegen eine Hallenbezeichnung, in der der Name eines Sponsors auftaucht, protestiert.