Attendorn. Zum Jahreswechsel blicken wir mit Bürgermeister Christian Pospischil auf das Jubiläum zurück. Und er verrät uns sein persönliches Highlight.

Ein ereignisreiches Jahr geht zu Ende. Ein Jahr voller Krisen – von Corona über den Ukraine-Krieg bis hin zu den enormen Preissteigerungen. Doch das Jahr 2022 hatte auch viele schöne Momente. Für die Menschen, die in Attendorn leben oder einen besonderen Bezug zur Hansestadt haben. Es wurde kräftig Geburtstag gefeiert und das 800-jährige Stadtjubiläum war omnipräsent. Zum Ende dieses besonderen Jahres, das heute mit einer großen Silvestergala des Musikzugs Ennest in der Stadthalle seinen würdigen Abschluss findet, zieht Bürgermeister Christian Pospischil (SPD) ein rundum positives Fazit.

800 Jahre Attendorn gehen zu Ende. Wie lief dieses Jahr aus Sicht des Ersten Bürgers?

Christian Pospischil: Es war ein bewegendes, aufregendes und insgesamt schönes Jahr, auch wenn die Voraussetzungen im ersten Quartal durch die Corona-Pandemie und dann durch den Ukraine-Krieg alles andere als glücklich waren. Im Prinzip war zu Jahresbeginn nicht daran zu denken, größere Veranstaltungen durchzuführen. Nicht nur der Karneval fiel aus, sondern auch unser Auftakt in das Jubiläumsjahr, nämlich der gemeinsam mit dem DRK organisierte Neujahrsempfang. Aber im zweiten Quartal nahm das Jubiläum Schwung auf mit einer Vielzahl an Highlights. Ich nenne hier stellvertretend für die vielen Veranstaltungen, die dieses Jahr geprägt haben, den Kultursommer, das Stadtfest samt Westfälischer Hansetag, den Ball des Sports oder den Kommersabend.

Gab es für Sie einen besonderen Moment, eine besondere Veranstaltung?

Ein persönliches Highlight war neben den zentralen Veranstaltungen die Premiere des Jubiläumsfilms im Kino. Es war sehr bewegend, die alten Bilder aus unserer Stadt zu sehen, vor allem mit den Zeitzeugen, die über den Krieg sprechen. Ein zweiter besonderer Abend war das Jubiläums- und Geburtstagskonzert des Kammerorchesters, bei dem ich selbst Klavier gespielt habe – zum ersten Mal seit etlichen Jahren wieder bei einem öffentlichen Konzert. Das werde ich so schnell nicht vergessen.

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Sie haben es angedeutet, das Jahr begann schwierig. Der Neujahrsempfang musste pandemiebedingt abgesagt werden und dann fiel auch noch das große Überraschungsfeuerwerk dem Nebel zum Opfer. Hatten Sie damals die Sorge, dass es der liebe Herrgott nicht so gut meint mit dem Attendorner Geburtstagskind?

Nein, die hatte ich nicht. Auch wenn wir mit dem einen oder anderen äußeren Einfluss zu kämpfen hatten. Das Feuerwerk versank im Nebel, der Meiler hätten im August wegen der Trockenheit beinahe nicht angezündet werden können, beim Stadtfest fiel der Samstag aufgrund des starken Regens sprichwörtlich ins Wasser und dann hätte ja nur noch gefehlt, dass unser Gauklerfest oder der Weihnachtsmarkt wegen eines Schneesturms ausfällt (muss lachen). Aber Spaß beiseite: Ich war auch zu Jahresbeginn zuversichtlich, dass im Laufe des Jahres endlich wieder größere Veranstaltungen möglich werden. Und rückblickend haben wir alles gemeistert und das nötige Quäntchen Glück gehabt.

Zum Gelingen des Jubiläums haben nicht nur die Stadt, sondern auch die vielen Menschen und Vereine aus Attendorn beigetragen. Wie groß ist Ihre Dankbarkeit, dass so viele Helfer das Jahr mitgestaltet haben?

Sehr groß. Natürlich bedeutet das Jubiläumsjahr viel Arbeit für die Stadtverwaltung und hier insbesondere für unser Stadtmarketing-Team, das herausragende Arbeit geleistet hat. Letztlich kann ein solches Jahr aber nur erfolgreich sein, wenn es von der Stadtgesellschaft mitgetragen wird. Das Engagement war glücklicherweise sehr groß. Bei den von den Vereinen auf die Beine gestellten Veranstaltungen waren eine Reihe von Highlights dabei. Ich will beispielsweise an verschiedene Konzerte unserer Musikvereine oder Chöre erinnern, an den Glockenguss, an das Jubiläum der Schützengesellschaft oder an die Meilertage am Osterkopp.

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Welche Erkenntnisse und Erfahrungen nehmen Sie aus diesem Jahr mit?

Nun ja, ich nehme schon die Erkenntnis mit, dass Attendorn ein lebens- und liebenswertes Städtchen ist. Das ist für mich zwar nicht neu, das Jubiläumsjahr hat diesen Eindruck aber gerade für Gäste von außerhalb verstärkt. Für uns hat dieses Jahr eine hohe wirtschaftliche Bedeutung, denn durch verschiedene Events sind Leute von außerhalb nach Attendorn gekommen. Das ist wichtig für unsere Strukturen in der Gastronomie oder im Einzelhandel. Beim Westfälischen Hansetag waren viele Bürgermeister aus anderen Hansestädten zu Gast, die begeistert waren vom Umbau unserer Innenstadt und sich gesagt haben: Hier müssen wir noch mal hinfahren – und das haben sie teilweise auch schon getan. Das alles sind kleine Bausteine, die für uns essenziell sind. Darüber hinaus ich habe regelrecht gespürt, wie stark die Identifikation der Attendorner Bürger mit ihrer Stadt ist. Das ist vielleicht sogar die wichtigste Erkenntnis und unsere größte Stärke.

Äußere Einflüsse wie Corona, der Ukraine-Krieg, Kostenexplosionen für Strom und Gas oder eine Inflation von 10 Prozent haben das Jubiläumsjahr begleitet. Kann man unter solchen Begleitumständen freudig und entspannt feiern?

Diese Krisen waren immer präsent. Ich bin in meiner Rede beim Kommersabend im Sommer auf die Frage eingegangen: Dürfen wir Jubiläum feiern, trotz dieser ganzen Katastrophen in der Welt. Die Antwort lautete: Ja, wir dürfen, weil wir uns bewusst machen müssen, dass unsere eigene Stadtgeschichte nicht nur aus Höhepunkten bestand, sondern viele Herausforderungen dabei waren, die unsere Vorfahren in Attendorn bewältigt haben. Denken wir nur an die vielen Stadtbrände, Hungersnöte oder an die Pest. Aus diesen Ereignissen sollten wir viel mehr die Zuversicht ziehen, dass wir auch die aktuellen Herausforderungen meistern. Letztlich steht die Welt nicht still, nur weil wir in Attendorn den 800. Geburtstag unserer Stadt feiern.

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Schauen wir abschließend nach vorne. Wie soll sich Ihre Stadt weiterentwickeln?

Mit Blick auf dieses Jahrzehnt sehe ich viele Entwicklungsmöglichkeiten, auch wenn die wirtschaftlichen Bedingungen derzeit schwierig sind. Trotzdem besitzen wir die Möglichkeit, unsere geliebte Hansestadt weiterzuentwickeln mit entscheidenden Projekten, auf die wir lange gewartet haben.

Zum Beispiel?

Ich nenne den Kauf der alten Hoeschhallen. Dort soll ein uniähnlicher Campus entstehen, der unsere lokale Wirtschaft stärkt und an dessen Ausgestaltung wir jetzt arbeiten können. Wir haben die Chance, durch den Ferienpark an der Waldenburger Bucht mehr Touristen nach Attendorn zu locken, um dadurch auch Gastronomie, Einzelhandel und die Freizeitwirtschaft zu stärken. Wir entwickeln ein Einkaufszentrum am Bahnhof, das mehr Kaufkraft vor Ort binden wird. Ich bin davon überzeugt, dass wir bald auch das Industriegebiet Eckenbachtal/Fernholte entwickeln können, um dort nachhaltig Arbeitsplätze zu sichern und neue zu schaffen. Und wir haben uns gerade im Jubiläumsjahr auf den Weg gemacht, Attendorn klimaneutral zu machen. Das sind alles Themen, die unserer Stadt einen großen Schub verleihen werden. Damit können wir heute unseren Beitrag dazu leisten, dass sich Attendorn weiterhin positiv entwickelt und unsere Nachfolger beim nächsten Stadtjubiläum dankbar auf unsere Zeit zurückschauen. So, wie wir es in diesem Jahr im Rahmen unseres 800-jährigen Stadtjubiläums getan haben.