Attendorn. Die Stadt Attendorn hat sich mit dem bisherigen Eigentümer Hermann Seelbach auf einen Kaufvertrag geeinigt. Was am Wassertor entstehen soll.

In Attendorn werden die ehemaligen Hoesch-Hallen an der Südumgehung häufig als Schandfleck für die Hansestadt bezeichnet. Nicht grundlos, denn tatsächlich stellt sich der interessierte Beobachter beim Anblick der „Hallen am Wassertor“ – der Name Hoesch ist markenrechtlich geschützt – die Frage: Bleibt dieser Zustand für immer oder werden die großen Industriehallen neben der LEWA am Wassertor irgendwann von der Bildfläche verschwinden?

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Seit dieser Woche ist klar: Die Abrissbagger rücken an, allerdings frühestens im Jahr 2025. Die Stadt hat sich mit dem bisherigen Eigentümer Hermann Seelbach auf einen Kaufvertrag geeinigt und unterschrieben. Sie wird die 19.000 Quadratmeter großen Liegenschaften zum 1. Juli 2023 in Besitz nehmen. Die dort noch ansässigen Gewerbetreibenden erhalten von der Stadt allerdings die Zusage, dass sie bis Ende 2024 am Ort bleiben dürfen. Im Stadtrat am Mittwochabend überbrachte Bürgermeister Christian Pospischil (SPD) die frohe Kunde. Er betonte: „Damit erfüllt sich ein sehnlicher Wunsch vieler Attendorner und eine große städtebauliche Chance für unsere Stadt. Nach der in wesentlichen Zügen realisierten Aufwertung unserer Innenstadt haben wir nun die Möglichkeit, am Wassertor ein neues Stadtquartier zu entwickeln, das uns einen Schub für die Zukunft verleiht.“

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Hightech-Standort ausbauen

Die Stadt hat mit dem Areal Großes vor. Sie plant in Zusammenarbeit mit der heimischen Wirtschaft und einer oder mehrerer Hochschulen aus der Region einen großen Campus, auf dem auf universitärem Niveau ausgebildet, geforscht und entwickelt werden soll. Pospischil betonte: „Der Campus soll dazu beitragen, dass Attendorn seinen Stellenwert als Hightech-Standort behauptet und ausbaut. Er soll dazu beitragen, dass dringend benötigte Fachkräfte im Zusammenspiel von Hochschule und Wirtschaft direkt vor Ort ausgebildet und Nachwuchskräfte nach Attendorn gezogen werden. Und selbstverständlich soll dies alles in einem attraktiven und nachhaltigen baulichen Umfeld geschehen und mit anderen attraktiven Nutzungen kombiniert werden.“ Dieses Projekt sei ein Meilenstein für die Stadtentwicklung einerseits und für die wirtschaftliche Entwicklung andererseits.

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Hermann Seelbach, den wir am Mittwochabend telefonisch noch erreichen konnte, bestätigte den Kaufvertrag und zitierte aus einem Schreiben, dass er seinen Mietern vor Bekanntwerden der Veräußerung geschickt hatte: „Wir sehen die Möglichkeit, dass im Sinne unserer fast 40-jährigen Tätigkeit zur Unterstützung von Handel, Handwerk und Gewerbe, sowie Privatpersonen, Vereinen und insbesondere Gründern ein neues Kapitel an diesem traditionsreichen Standort geschrieben wird.“

Mit Fördermitteln bauen

Ganz wichtig: Der Bau der Uni-ähnliche Lernstätte soll als Projekt für die Regionale 2025 unter dem Titel „Hansecampus Attendorn“ laufen und mit entsprechenden Fördermitteln umgesetzt werden. Bereits bis Ende des Jahres, verriet der Bürgermeister, solle ein erstes Grobkonzept erarbeitet werden. Es sei auch jetzt der richtige Zeitpunkt für das Grundstücksgeschäft, auch wenn steigende Kosten den Bausektor seit Monaten negativ beeinflussen und die Energiekosten in schwindelerregende Höhen steigen.

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„Gerade jetzt sollten wir die Grundlagen dafür legen, dass Attendorn durch eine immer engere Verzahnung von Hochschulen und Industrie, von Ausbildung, Forschung und Entwicklung langfristig der Industriestandort Nummer 1 in Südwestfalen bleibt. Ich freue mich, dass sich unserer Stadt damit am Ende ihres 800-jährigen Jubiläums eine neue Perspektive für eine erfolgreiche Zukunft öffnet.“ Zum Kaufpreis äußerte sich Bürgermeister Christian Pospischil öffentlich nicht. Nach unseren Informationen überweist die Stadt jedoch einen zweistelligen Millionenbetrag an den bisherigen Eigentümer.

Die großen Industriehallen wurden in den 1880er Jahren erbaut und von der Firma Hoesch in den 1980er Jahren aus wirtschaftlichen Gründen stillgelegt. Der Unternehmer Hermann Seelbach erwarb sie dann im Jahr 1985, um eine Produktion von Stahlrohren einzurichten. Doch aus unterschiedlichen Gründen sei es dazu nie gekommen. Nun ist klar, dass die Hallen endgültig verschwinden und einem Uni-ähnlichen Campus weichen werden.