Kreis Olpe. Ab Januar müssen Schnellimbisse oder Restaurants ihren Kunden beim Außer-Haus-Verkauf die Mehrwegverpackung anbieten. Wie reagieren die Kunden?

Für Restaurants oder Schnellimbisse mit einer Größe von mindestens 80 Quadratmetern und fünf Mitarbeitern gilt ab dem 1. Januar: Sie müssen ihren Kunden beim Außer-Haus-Verkauf zwingend neben den bekannten Einweg- nun auch die Mehrwegverpackungen anbieten. Die Mehrwegvariante darf dabei nicht teurer sein als das Produkt in der Einwegverpackung.

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Gottfried Menken, Inhaber vom Schnellrestaurant Feuerteich in Attendorn, ist gespannt darauf, wie viele seiner Kunden ab Januar tatsächlich von ihrem Recht Gebrauch machen werden, die Spaghetti Bolognese oder den großen Salat in einer Mehrwegschüssel mitzunehmen. Menken hat solche Schüsseln angeschafft und sie mit eigenen Aufklebern versehen. Pro Schüssel nimmt er fünf Euro Pfand, damit die Behälter auch den Weg zu ihm zurückfinden. „Ich sehe die Relevanz, hier etwas für die Nachhaltigkeit zu tun und denke schon, dass gerade die Kunden, die sich in der Mittagspause bei uns etwas zu Essen holen, die Mehrwegschüssel annehmen werden“, sagt er.

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Worauf er jedoch verzichtet, ist an einem der mittlerweile unzähligen Mehrweg-Pfand-Systemen teilzunehmen. Das sei zu aufwendig und am Ende für den Kunden wohl auch zu undurchsichtig. Kunden dürfen im Übrigen auch ihre eigenen Schüsseln von zuhause mitbringen, sie müssen lediglich darauf achten, dass diese sauber seien.

Doppelgleisig starten

Beim Imbiss Berg an der Bielefelder Straße 101 A (B 55) in Elspe stehen die neuen Mehrwegschüsseln in verschiedenen Größen bereits griffbereit im Lager, um sie ab kommender Woche einsetzen zu können. „Wir haben sie schon vor einiger Zeit angeschafft“, erklärt Silvana Reuber, Mitglied des Service-Teams und Lebensgefährtin von Inhaber André Hannuschke, der den Imbiss im Januar 2021 übernommen hatte.

Wie das „Mehrweg-Geschäft“ ab kommender Woche laufen wird? Das Team ist gespannt und wird am 1. Januar „doppelgleisig“ starten. Gutbekannte Stammkunden des Betriebs erhalten Speisen „außer Haus“ auf Wunsch und quasi auf Treu und Glauben ohne Pfand, weil das Imbiss-Team überzeugt ist, dass die Behältnisse aus durchsichtigem Kunststoff später unbeschädigt zurückgegeben werden. Andere Kunden dagegen müssen einen Pfand zahlen. Sämtliche Behältnisse, Bestecke etc., die der Betrieb bisher für den Außer-Haus-Verkauf verwendet, seien schon lange komplett recycelbar, betont Silvana Reuber.

Wie wird es angenommen?

Betroffen von der gesetzlichen Pflicht sind ab dem 1. Januar auch Restaurants wie der Gasthof Steinhoff in Schönholthausen. Zumindest in der Theorie, denn in der Praxis verlassen nur wenige Essen das Haus. Die meisten Gäste bleiben schon noch sitzen. Gerade jetzt, wo sie es nach der Corona-Pandemie wieder dürfen. „Ich kann ehrlicherweise überhaupt nicht einschätzen, wie viele meiner wenigen Kunden, die Take away nutzen, tatsächlich auf die Mehrwegverpackung bestehen werden“, fragt sich Betreiberin Kerstin Mosch. Eine Ausnahme sei die beliebte Feldküche, also die Erbsen- oder Gulaschsuppe für zuhause, die Steinhoffs regelmäßig anbieten. Hierbei nutzen die Gäste aber auch gerne ihre eigenen Töpfe.

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Dennoch hat Mosch schon während der Pandemie vorgesorgt und große Glasbehälter eingekauft, die sie samt kulinarischem Inhalt an den Kunden ausgibt und dafür 15 Euro Pfand nimmt. „Es kann schon sein, dass diese Summe abschreckt“, erklärt Mosch im Gespräch mit dieser Redaktion. Und noch etwas liegt ihr auf dem Herzen: Die Schüsseln sind keinesfalls in allen Größen zu haben, was den Restaurant-Betreibern durchaus Probleme mache, denn: „In eine runde Schüssel mit einem Volumen von 1,5 Liter bekomme ich kein Schnitzel“, nennt sie ein Beispiel. Schließlich – und da schließt sie sich den Meinungen ihrer Kollegen an – sei es ein Problem, dass es kein einheitliches Mehrweg-Pfand-System im Sauerland gebe.