Kreis Olpe. Imbissbesitzer im Kreis Olpe klagen über extrem gestiegene Preise für Frittenfett. Aber: Ist nur der Ukraine-Krieg dafür verantwortlich?
Ob Teigwaren, Mehl oder Speiseöl: In den Supermarkt-Regalen im Kreis Olpe wird es zunehmend leerer. Das hängt vor allem mit dem Ukraine-Krieg zusammen. Dieser führt einerseits zu einem Rohstoff-Mangel und damit zu Lieferengpässen. Andererseits wurden die gut haltbaren Produkte für Menschen in der Ukraine gespendet. Leidtragende dieser Produktknappheit sind unter anderem die Imbissbetreiber. Einige fürchten um ihre Existenz.
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Imbiss Berg in Elspe: Betreiber klagt über Preissteigerungen von bis zu 120 Prozent
„Wir haben bei unseren Produkten Preissteigerungen von 100 bis 120 Prozent. Das ist für mich nicht mehr nachvollziehbar“, meint André Hannuschke, der im Januar 2021 den Imbissbetrieb Berg in Elspe übernommen hat. Nicht nur Sonnenblumen- oder Rapsöl, sondern auch Mehl und Nudeln seien extrem teuer geworden. „Erst wurde Corona und die durch den Lockdown bedingte Lieferverzögerung für die Preissteigerungen verantwortlich gemacht, jetzt ist es der Ukraine-Krieg. Für mich wirkt das wie ein künstlich vorgeschobenes Argument“, so Hannuschke. Existenzängste seien wieder präsenter. Die Preise für Pommes und Co. werden zwangsweise steigen müssen, um die gestiegenen Kosten zu decken. Mal wieder.
Hannuschke legt in seinem Imbiss Wert auf Nachhaltigkeit. Ob Eier, Kartoffeln oder Fleisch, alle Waren kommen aus der Region. „Das möchte ich auch weiter durchziehen. Das ist ein Versprechen an die Kunden, das ich halten möchte. Sonst verlieren sie das Vertrauen.“ Die Kunden hätten Verständnis, dass Preissteigerungen angesichts des angespannten Marktes nahezu unausweichlich sind. „Trotzdem überlegen schon einige, wie lange sie es sich noch leisten können, essen zu gehen. Denn auch sie sind ja durch die Energiepreise gebeutelt und müssen Geld zur Seite legen.“ Das, was aktuell passiere, sei eine Katastrophe. Aber Hannuschke möchte durchhalten – für seine Kunden und seine Mitarbeiter.
„Boerger & Friends“: Explodierende Gaspreise belasten Food-Truck-Geschäft
Auf Rapsöl ist Celine Hacke, Geschäftsführerin von „Boerger & Friends“ in Oberveischede, nicht so stark angewiesen. Dafür aber auf Frittierfett. „Als ich gesehen habe, dass beim Großhändler die Regale mit dem Speiseöl komplett leer waren, dachte ich, dass auch das Frittierfett knapp werden könnte. Also habe ich am Montag statt der üblichen zehn Kanister gleich 20 Kanister bestellt.“ Was sich nach einem großen Vorrat anhört, relativiert sich schnell: Ein Kanister Frittierfett enthält 16 Liter und wird in etwa für ein Frittier-Becken benötigt. „Wenn wir mit einem unserer Food Trucks auf dem Schützenfest stehen, sind 20 Kanister gar nichts“, sagt Hacke.
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Abgesehen von der zu befürchtenden Preissteigerung bei Frittierfett und den bereits angezogenen Preisen bei den Hamburgerbrötchen (20 Prozent), ist Hacke vor allem von den explodierenden Energiepreisen betroffen. Die zwei Food Trucks werden mit Gas betankt. Die Rechnung dafür hat sich fast verdoppelt. „Vor einem Jahr habe ich noch für knapp 70 Cent getankt, in dieser Woche musste ich 1,18 Euro zahlen.“ Ob sie Verständnis für den Zusammenhang mit dem Ukraine-Krieg hat? „Es ist schon eigenartig, dass die Spritpreise in Deutschland so hoch sind und all die umliegenden Länder es geschafft haben zu reagieren, indem sie die Steuern kurzfristig gesenkt haben.“
Schnellrestaurant „Feuerteich“ in Attendorn: Bald wieder Palmöl?
„Speiseöl ist ein Luxusartikel geworden“, meint auch Gottfried Menken, der das Schnellrestaurant „Feuerteich“ in Attendorn betreibt. Die Kostensprünge zeichneten sich allerdings schon lange vor dem Ukraine-Krieg ab: Innerhalb von einem halben Jahr sei der Preis schon zum dritten Mal erhöht worden. „Davor habe ich für einen Zehn-Liter-Kanister 30 Euro bezahlt, jetzt zahle ich 38 Euro“, so Menken. Er hat Speiseöl wegen der Lieferengpässe auf Vorrat gekauft. „Unsere Lieferanten haben uns signalisiert, dass manche Betriebe in zwei Wochen auf dem Trockenen sitzen werden.“ In diesen Fällen müsse man wieder notgedrungen auf Palmfettöl zurückgreifen. Das steht vor allem in der Kritik, weil für den Anbau häufig Regenwälder gerodet werden.
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Noch hat Menken die Preise für Pommes und Co. nicht erhöht. „Wenn die Entwicklung aber so weitergeht, werde ich zum Sommer hin die Preise anziehen müssen. Und nicht jeder hat dafür Verständnis. Wenn die Pommes 10 Cent teurer werden, habe ich gleich 20 Kunden weniger.“ Schwankungen in der Preispolitik habe es immer gegeben; diese Krise hingegen sei bislang jedoch einmalig.