Attendorn. „Ich kann auf dem Handy keine Anrufe annehmen“: Seit Montag klagen viele Telekom-Kunden aus Attendorn über große Störungen – nicht das erste Mal.

Telekom-Kunden aus Attendorn brauchten im vergangenen Jahr ein dickes Fell. Über Monate war das D1-Netz in der Hansestadt in einem so desolaten Zustand, dass ein störungsfreies Telefonieren mit dem Handy kaum möglich war. Zwischenzeitlich hatte sich die Situation etwas entspannt, doch jetzt trifft es die leidgeplagten Kunden erneut mit voller Wucht: Seit Anfang dieser Woche ist das Netz des Bonner Unternehmens in Attendorn wieder einmal extrem eingeschränkt.

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„Ich kann auf dem Handy keine Anrufe annehmen und auch keine Überweisungen tätigen. Ich dachte zunächst, dass mein Handy kaputt ist und bin zu Euronics gegangen, um mein Handy überprüfen zu lassen. Doch dort hatte ich plötzlich einen guten Empfang“, ärgert sich Kunde Dirk Wilmers, der am Hollenloch in Attendorn wohnt.

Masten temporär vom Netz nehmen

Die Erklärung für die massiven Netzstörungen, die Teile des Stadtgebietes mobilfunktechnisch lahmlegen: Seit Montag führt die Telekom verschiedene Umbau- und Wartungsarbeiten an drei der sechs Mobilfunkstationen in der Hansestadt durch, um die Masten auf den neuesten Stand der Technik, also auf 5G, umzurüsten. Das erklärt Unternehmenssprecher Dirk Becker auf Nachfrage. „Dazu müssen die Masten temporär vom Netz genommen werden. Normalerweise sollten die anderen Masten den Bereich Attendorn während der Abschaltung abdecken, aber in Spitzenlastzeiten ist dies leider nicht möglich“, erklärt Becker weiter. Er entschuldigt sich für die Unannehmlichkeiten und verspricht, dass die Arbeiten im Laufe des Wochenendes abgeschlossen werden – sofern es nicht zu unerwarteten Verzögerungen kommt.

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Nicht nur über die Kundenhotline der Telekom, sondern auch im Attendorner Rathaus sind seit Montag einige Beschwerden eingegangen, bestätigt Christof Schneider, Amtsleiter Bürgerservice. Denn offensichtlich hatte die Telekom niemanden, auch nicht die Verantwortlichen im Rathaus, über die Arbeiten und die damit einhergehenden Einschränkungen informiert.

Für Schneider sind diese Beschwerden aber kein Neuland. Im Prinzip seit Herbst vergangenen Jahres melden sich genervte Bürger bei ihm und klagen über die massiven Netzstörungen. Hinter vorgehaltener Hand erhärtete sich schon vor einem Jahr der Vorwurf, dass die Telekom das Mobilfunknetz absichtlich herunterdrehe, um Stadt und Politik die Pistole auf die Brust zu setzen und zum Handeln zu zwingen. Das Unternehmen hat nämlich großes Interesse daran, die alten Sendeanlagen auf dem Hochhaus an der Stettiner Straße 2, dem exponiertesten Standort im Stadtgebiet, umzurüsten. Nur ist das bislang aufgrund eines Bestandsschutzes, festgelegt im Bebauungsplan, nicht möglich.

Keine Einwände eingegangen

Mittlerweile hat die Attendorner Politik jedoch die Änderung des Bebauungsplans und damit die Zurücknahme dieser Restriktionen auf den Weg gebracht, also dem Wunsch der Telekom und anderer Anbieter entsprochen. Und Christof Schneider geht davon aus, dass die Telekommunikationsunternehmen Ende dieses, Anfang nächsten Jahres mit ihren Umrüstungen starten können. „Die förmliche Öffentlichkeitsbeteiligung ist seit wenigen Tagen abgeschlossen und meines Wissens sind keine Einwände eingegangen, die gegen eine Änderung des Bebauungsplans sprechen“, so Schneider.

Die Stadt erwartet auf der anderen Seite explizit von dem Bonner Unternehmen, dass es in nächsten Jahren weitere Mobilfunk-Standorte in Attendorn aufstellt, um die Netzqualität insgesamt zu verbessern. Dazu hat sich die Telekom in einer Kooperationsvereinbarung auch verpflichtet. Nur hilft das aktuell den Telekom-Kunden nicht, die sich wieder einmal mit massiven Problemen im Mobilfunknetz herumschlagen und deren Geduld auf einer immer größere Belastungsprobe gestellt wird.