Attendorn. Die Häftlinge in der JVA Attendorn können ihre Heizung selbst regulieren – nur auf warmes Wasser müssen sie in ihren Zellen verzichten.

Die Energiekrise macht vor den hohen Mauern der Attendorner JVA keinen Halt. Wie jeder Bürger und jeder Unternehmer ist auch die Justizvollzugsanstalt um ihre Leiterin Yasmin Scheiner darum bemüht, aufgrund der drohenenden Knappheit im Winter so viel Gas und Strom wie möglich zu sparen. Frieren müssen aber weder die Bediensteten noch die Häftlinge in den Zellen.

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„Eine generelle Herabsenkung oder zentrale Steuerung der Temperaturen erfolgt nicht“, erklärt JVA-Sprecherin Heike Wehr auf Anfrage dieser Redaktion. Insassen wie Mitarbeiter können die Temperatur in ihren Bereichen über die Thermostate an den Heizungen also noch manuell einstellen. Anders als beispielsweise die Schüler in den städtischen Schulen, in denen die Thermostate ausgetauscht und – nach Rücksprache mit den Schulleitern – auf ein bestimmtes Grad festgestellt werden sollen.

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Dass die JVA ihren Häftlinge weiterhin selbst überlasse, wie warm es in den Zellen ist, habe laut Wehr folgenden Hintergrund: Nach Auffassung des Justiz-Ministeriums würden Gefängnisse nicht als „öffentliche Nichtwohngebäude“ gelten und daher auch nicht unter die seit September geltende Energieeinsparverordnung fallen. „Die Justizvollzugsanstalten wurden dennoch angewiesen, im Rahmen ihrer Möglichkeiten Maßnahmen zur Senkung des Energieverbrauchs zu ergreifen“, erklärt Wehr.

Flurbeleuchtung reduziert

Und von diesen Einsparpotenzialen macht das Gefängnis in der Hansestadt auch regen Gebrauch. Es gibt für die Gefangenen lediglich in den gemeinsam genutzten Küchen und Duschräumen warmes Wasser. In den Hafträumen stehe ihnen nur kaltes Wasser zur Verfügung. Dies trifft, bis auf wenige Ausnahmen etwa im Bereich des Krankenpflegedienstes, auch auf die Diensträume der JVA zu. Die Flurbeleuchtung in den Hafthäusern des offenen Vollzugs wird nur zu 50 Prozent genutzt, es brennt also nur jede zweite Lampe. Im geschlossenen Vollzug wird die Flurbeleuchtung für die Zeit des Nachtverschlusses ebenfalls heruntergefahren.

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In den Betrieben wie der Werkstatt und dem Verwaltungsgebäude des offenen Vollzugs ist die Beleuchtung außerhalb der Dienstzeiten ausgeschaltet. Außerdem wurde in diesem Jahr die Außenbeleuchtung des offenen Vollzugs größtenteils auf LED umgestellt. Zudem gebe es Beschränkungen, wie viele Elektrogeräte sich auf den Hafträumen befinden dürfen, und welcher Art sie sein dürfen. Das würde auch regelmäßig kontrolliert, so Wehr.

286 Häftlinge in der Attendorner JVA

Im Attendorner Gefängnis sitzen aktuell (Stand 12. Oktober) 109 Gefangenen im geschlossenen und 177 Gefangenen im offenen Vollzug ein.

Laut eigener Angaben auf der Homepage ist die Attendorner JVA seit 1968 die erste offene Vollzugsanstalt des Landes Nordrhein-Westfalen. Im Jahr 2011 wurde nach fast drei Jahren Bauzeit die geschlossene Vollzugsanstalt neben der Offenen eröffnet.

Seit Frühjahr 2021 leitet die Hagenerin Yasmin Scheiner das Gefängnis. Sie folgte damals auf Ulf Borrmann an, der ins Ministerium nach Düsseldorf gewechselt war.

Die JVA wird mit dem seit dem Krieg in der Ukraine knappen Gut Gas beheizt. Noch, denn das Attendorner Gefängnis spricht seinen Wunsch offen aus: „Wir würden es begrüßen, künftig eine Solar- oder Photovoltaikanlage nutzen zu können“, betont Wehr. Die Entscheidung über bauliche Veränderungen obliege allerdings dem Bau- und Liegenschaftsbetrieb NRW und nicht den Verantwortlichen in Attendorn.