Der Aufenthalt in der JVA Attendorn sei für ihn wie eine Kur gewesen, berichtete ein ehemaliger Gefangener.
Es war eine äußerst ungewöhnliche Verhandlung am Olper Schöffengericht. Bestechlichkeit hinter Gittern gibt es ja nun auch nicht alle Tage. Ein redseliger Angeklagter berichtete über seine Erfahrungen in der JVA.
Von wegen schwedische Gardinen – in der Attendorner Anstalt scheint man es ja aushalten zu können. Man hat ein Dach über dem Kopf, erhält Speis und Trank zum Nulltarif. Und wenn es dann mal etwas Besonderes sein soll oder es gar einen Grund zum Feiern gibt, springt man über den Zaun und holt sich Alkohol bei der Tankstelle. Die Kunden scheinen hier wohl bekannt, vielleicht können sie ja auch anschreiben lassen. Einen Deckel auf den Knast.
Der offene Vollzug scheint hier wirklich offen zu sein. Statt vorgeschriebener Nachtruhe in der Zelle geht es hier noch mal raus, einen Abstecher zur Tanke machen. Die Häftlinge müssen sich ja nun auch vorbereiten auf die dann irgendwann kommende komplette, grenzenlose Freiheit. Wie soll das sonst funktionieren? Da muss man auch selber die Initiative ergreifen.
Und nicht nur hochprozentige Getränke für den Magen, in der Attendorner Anstalt soll es auch etwas für die Nase geben, wie der einstige Häftling mitteilte. Es werde munter gekifft. Wobei: Eigentlich muss man sich die Anstalt in der Hansestadt doch gar nicht schön trinken oder schön rauchen. Das ist sie doch auch so schon.
Der Mann, der den ganzen Tag Hanteln gestemmt hat, meinte außerhalb des Prozesses: „Das Gefängnis war für mich wie eine Kur. Es gab essen und trinken. Keiner geht dir auf den Sack. Das hat mich richtig aufgebaut.“
Doch bei aller Euphorie: Eine Sache fehlt noch. Die Häftlinge müssten dringend auch noch ein Taschengeld bekommen. Die nächtlichen Ausflüge zur Tankstelle sind ja teuer …