Attendorn. Große Freude bei drei Vereinen aus Attendorn. Denn mit dem Heimat-Preis fördert die NRW-Landesregierung besonderes Engagement auf lokaler Ebene.
Das Studio A ist Kult in Attendorn. Dieser „einzigartige Raum“, wie Bürgermeister Christian Pospischil (SPD) ihn nennt, bietet Künstlern regelmäßig eine Bühne, um ihr ganzes Können unter Beweis zu stellen. „Hier steckt so viel Herzblut und Engagement drin“, würdigte der Erste Bürger der Stadt den Musikclub mit seinem einzigartigen Ambiente am Dienstagabend. Auf der Bühne standen dieses Mal allerdings keine Musiker, sondern am Ende die Macher von Studio A ganz persönlich. Denn sie sind die Gewinner des Heimat-Preises 2022, mit dem die NRW-Landesregierung ehrenamtliches Engagement auf lokaler Ebene würdigt. Die Stadt Attendorn verlieh diesen Preis zum vierten Mal.
Der Gewinner
Entsprechend groß fiel der Jubel aus, als Pospischil das Geheimnis lüftete und dem Studio A im übertragenen Sinne die Goldmedaille verlieh. Tatsächlich überreichte er einen Scheck in Höhe von 2500 Euro und hielt zuvor eine Loblied auf die ehrenamtlichen Helfer ab, die diese einzigartige Musikstätte mit so viel Liebe ausfüllen würden. Das Studio A versteht sich seit seiner Eröffnung im Jahr 2016 als Sprungbrett für junge Bands und Künstler. Die Musiktreibenden bekommen keine Gage, dafür geht bei den Zuschauern eine Milchkanne herum, in die die Zuhörer ein bisschen Geld werfen können. Der Eintritt ist natürlich frei.
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„Der Bekanntheitsgrad vom Studio A ist so groß geworden, dass es mittlerweile Anfragen aus ganz Deutschland gibt und die Bühne bis Ende 2023 ausgebucht ist“, betonte der Bürgermeister. Es sei gar das Gerücht im Umlauf gewesen, dass die Toten Hosen Interesse an einem Auftritt im Studio A gehabt hätten. Die Corona-Pandemie habe der Musikclub erfolgreich gemeistert und sich zudem mit vier besonderen Konzertabenden in diesem Jahr am 800-jährigen Stadtjubiläum beteiligt. Beteiligt war das Studio A beispielsweise auch am Corona Culture, einer Konzertreihe an der Stadthalle im Autokino-Format. Pospischil: „Diese besondere kleine Perle der Kultur in Attendorn zieht Musiker und Zuhörer in ihren Bann. Hier findet Kultur statt, wie sie sein sollte – nicht steril, sondern dynamisch. Für viele Attendorner ist das Studio A ihr kulturelles Zuhause geworden.“
Der Zweitplatzierte
Kinder und Jugendliche schon frühzeitig für das Feuerwehrwesen zu begeistern, ist der Kerngedanke des Vereins Attendorner Feuerwehrmuseum, der seit Mitte der 1980er Jahre besteht. Das Museum ist eines von 49 Feuerwehrmuseen deutschlandweit, es ist Mitglied in der Museumslandschaft im Kreis Olpe und gerade für Schulklassen ein wichtiges Ausflugsziel. Dazu passt, dass das Feuerwehrmuseum seit 2018 auch als außerschulischer Lernort anerkannt ist und laut Ortsheimatpflegerin Birgit Haberhauer-Kuschel gleich mehrere Kriterien für den Heimat-Preis erfüllt: die Förderung gesellschaftlichen Zusammenhaltes, die Weitergabe lokaler Traditionen oder die außerschulische Weiterbildung von Kindern.
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„Die Schüler besichtigen bei ihrer Entdeckungstour die große Wagenhalle, sie lernen echte Feuerwehrautos kennen, sie können durch die sogenannte Atemschutzstrecke klettern und erkunden das Museum mit seiner beeindruckenden Sammlung zur Geschichte des Feuerwehrwesens“, betonte Birgit Haberhauer-Kuschel, ehe sie dem Verein für Platz zwei 1500 Euro Preisgeld überreichte. „Sie vermitteln den Teilnehmenden auch den wichtigen Teamgedanken bei der Feuerwehr, sie zeigen, wie wichtig Hilfe für in Not geratene Mitmenschen ist und sie spornen an, sich im Alltag uneigennützig zu unterstützen und vielleicht auch zu engagieren, beispielsweise in der Jugendfeuerwehr oder später in der aktiven Wehr.“
Der Drittplatzierte
Über den dritten Platz und 1000 Euro darf sich „eine ganz besondere Initiative“ freuen, so Laudator Uli Selter, „deren Rückbesinnung und damit Ursprung in den 20er Jahren des vergangenen Jahrhunderts anzusiedeln ist.“ Damals hing an der alten Schule in Biekhofen, die es schon längst nicht mehr gibt, eine Glocke, die unter anderem zum Unterricht geläutet wurde. Anfang der 1990er Jahre wechselte jene Glocke, die sich jahrzehntelang in Privatbesitz befand, ins Südsauerlandmuseum (und anschließend nach Kirchhundem) und der Schützenverein St. Hubertus Biekhofen machte es sich nun zur Aufgabe, eine neue Glocke in den Ort zu holen.
Nur schleppend eingegangen
Zum vierten Mal verlieh die Stadt Attendorn den Heimat-Preis – aufgrund von Corona fand die Ehrung in den vergangenen beiden Jahren nur im kleinen Kreis im Rathaus statt. Zur Verleihung am Montag waren daher auch die Preisträger aus 2020 und 2021 eingeladen. Über die Sieger entschied eine Jury, besetzt mit Vertretern aus dem Stadtrat, der Verwaltung und der Ortsheimatpflegerin. Das Siegertreppchen verpassten in diesem Jahr knapp die Infotastic Academy, der RuHe-Pfad im Repetal und die Attendorner Tafel. Trotzdem zollte Bürgermeister Christian Pospischil auch ihnen Lob und Dank. Zu den Preisträgern der ersten drei Jahre gehört unter anderem die Initiative „Jüdisch in Attendorn“. Der Bürgermeister verwies allerdings auch darauf, dass die Vorschläge in diesem Jahr sehr schleppend eingegangen seien und es deswegen zwischenzeitlich eine Fristverlängerung gab.
„Der Schützenverein hat sich an die Sinngebung der alten Glocke im ehemaligen Schulhaus erinnert, hat diese Gedanken in Verbindung gebracht mit ihren eigenen zukunftsorientierten Vorstellungen und festgestellt, dass als äußeres Zeichen, als verbindendes Instrument, als akustisches wie visuelles Zeichen eben eine Glocke wunderbar ins Zentrum des Dorfes passen würde“, würdigte Uli Selter, CDU-Politiker und stellvertretender Bürgermeister. Gegossen wurde die Glocke am Sauerländer Dom und am Hubertustag Anfang November wird sie nun geweiht. Sie bekommt ihren Platz im Biekhofer Vereinshaus und soll dann zu bestimmten Anlässen zu hören sein.