Kreis Olpe. Wir haben die Menschen aus dem Kreis Olpe zu ihrem Heizverhalten befragt: Frieren Sie schon oder heizen Sie noch? Das sind ihre Antworten.
Die explodieren Energie-Kosten treffen die Menschen im Kreis Olpe hart. Und vermutlich jeder Einzelne schaut in diesen Tagen sehr genau darauf, wie er Strom- und Heizkosten daheim sparen kann. Viele Verbraucher haben in den letzten Wochen Preiserhöhungen ihres Versorgers erhalten oder zahlen höhere Heizkosten-Abschläge an ihre Vermieter, weiß auch die Verbraucherzentrale in Lennestadt um die schwierige Situation und appelliert daher: „Schon kleinere Anpassungen können Einfluss auf den Heizenergieverbrauch nehmen”, weiß Energieberater Stefan Hoffmann, der nützliche Tipps gibt. Wir haben uns zunächst aber auf den Straßen von Olpe und Attendorn umgehört und die Bürger gefragt: Frieren Sie schon oder heizen Sie noch?
„Die Heizung habe ich noch aus. Jetzt, in der Übergangszeit, läuft nur der Holzofen. Überhaupt, wir sind oft draußen und allein von daher nicht kälteempfindlich“, erzählt uns Antje Grebe aus Olpe. Ihr reiche eine Raumtemperatur von 19 Grad zuhause. „Wenn es klirrend kalt ist und viel Schnee liegt, machen wir es vielleicht wärmer. Und abends auf dem Sofa nehmen wir eine Wolldecke. Das aber eher wegen der Gemütlichkeit“, ergänzt sie. Um Energie zu sparen, habe man viele Möglichkeiten. Beispielsweise bei den Elektro-Geräten: Bei der Spülmaschine reichen 45 Grad, einmal monatlich 75 Grad. Grebe: „Wir fahren Fahrrad statt Auto. Wir achten auf das Licht im Haus. Und man kann auch das Waschwasser von Obst und Gemüse auffangen und zum Blumengießen nehmen. Der Klimawandel beschäftigt uns. Wir alle müssen bewusster und nachhaltiger leben.“
Die Kreisstadt nennen auch Alexander und Heidi Sieben ihr Zuhause. „Wir waren schon immer sparsam, haben die Heizung möglichst niedrig gestellt. Noch mehr geht nicht. Dazu haben wir noch einen Holzofen“, berichten die Senioren bei unserer Umfrage. Sie erklären: „Bei Bewegung reicht uns eine Raumtemperatur von 19 Grad, beim Sitzen dürfen es auch 20 Grad sein. Und dann gibt es ja auch dicke Socken, einen Pulli oder ein zusätzliches Jäckchen. Ein schöner warmer Tee tut sein Übriges.“ Nachhaltig leben sei sowieso ihr Anliegen. „Wir fahren einmal wöchentlich mit dem Auto zum Einkaufen. Alle anderen Gänge machen wir zu Fuß. Das tut unserer Gesundheit gut und der Umwelt auch.“
Sehr achtsam geht in der aktuellen Energiekrise auch Franz-Josef Nöcker aus Lennestadt vor. Und er hat vorgesorgt: „Ich habe komplett auf LED umgestellt und mir ist angemessenes Heizen und richtiges Lüften wichtig. Stoßlüften senkt nicht nur die Heizkosten, sondern verhindert auch Schimmelbildung.“ Aber irgendwann sei es auch ausgereizt und das i-Tüpfelchen wäre noch, „dass mir die Politik vorschreibt, die Heizung auszulassen und mich mit dem Waschlappen zu waschen.“
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Im Moment hat auch Luisa Tiegelkamp, die wir mit ihrer Mutter Eva auf der Straße in Attendorn antreffen, die Heizung noch aus, der Ofen sorge für die nötige Wärme im Haus. Auch sie habe Wolldecke und Fließjacke bereits hervorgekramt und erklärt uns: „Aktuell ist es irgendwie noch eine Umstellung, wir müssen den Temperatursturz erstmal verkraften.“ Im Übrigen habe sich ihre Familie, die in Heggen zuhause ist, sehr bewusst für die Anschaffung von Photovoltaikanlagen entschieden, um langfristig nicht mehr mit dem aktuell so teuren Gas heizen zu müssen. Sparsamer als früher geht auch Klaus-Peter Helmert aus Bamenohl mit dem Heizen in den eigenen vier Wänden um, aktuell sei bei ihm das Thermostat auf 19 Grad gestellt. „Wir haben trotzdem unsere Pullis rausgeholt und sehen zu, dass wir unsere Nebenräume und die alten Kinderzimmer, die kaum noch genutzt werden, nicht unnötig beheizen.“
Letzteren Punkt nimmt auch Energieberater Stefan Hoffmann auf, denn mit den Heizungsthermostaten lasse sich für jeden Raum die individuelle Temperatur einstellen. Jedes Grad weniger senke den Verbrauch um etwa sechs Prozent. Hoffmann erklärt: „Wohnräume sind mit 20 Grad auf idealer Temperatur. Im Schlafzimmer reichen oft 16 bis 18 Grad. Zu beachten ist, dass kühlere Räume gut belüftet werden und Türen zu wärmeren Räumen geschlossen sind. Sonst kann sich an kälteren Stellen Feuchtigkeit niederschlagen und es bildet sich Schimmel.“ Langfristig mache sich der Austausch der Thermostatköpfe gegen programmierbare smarte Thermostate in wenigen Jahren bezahlt und spare Heizenergie.
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Der Fachmann empfiehlt zudem, die eigenen Heizkörper regelmäßig zu entlüften, Türen und Fenster dichtzuhalten oder auch die Wohnräume richtig zu nutzen. Hier rät der Energieberater unter anderem: „Heizkörper nicht mit Vorhängen verdecken und mit Möbeln zustellen. Die Heizenergie kann sonst nicht voll ausgenutzt werden, da die Wohnräume dadurch nicht gleichmäßig aufgeheizt werden können.“ Ebenso wichtig sei es, die Heizkörper sauber zu halten, da Staubablagerungen die Heizleistung mindern. Er weist zudem darauf hin, dass undichte Außentüren und Fenster Wärmeverluste in Haus und Wohnung vergrößern und für unangenehme Zugluft sorgen würden.
Weiterer Tipp des Experten: Lüften hilft sparen. Nur wie? Hoffmann erklärt: „Die wichtigste Regel dabei lautet, mehrfach täglich fünf bis zehn Minuten bei abgedrehten Heizkörpern stoßlüften und nicht dauerhaft kipplüften. So werden die Luftmassen in den Räumen schnell ausgetauscht, ohne die Wände unnötig auszukühlen. Nach dem Lüften die Thermostate wieder aufdrehen. Dann muss die Heizung nur die frische Luft erwärmen und nicht die Wohnungseinrichtung wie massive Möbel und Einbauten.“