Olpe. Außer Kommunen und Verbänden kann auch jeder Bürger Mitglied in der Klimaagentur werden. Der Vorstand ist komplett, erste Schritte werden geplant.
Ein ungewohntes Bild ergab sich am Mittwochnachmittag im Ratssaal der Stadt Olpe: Auf dem Stuhl des Bürgermeisters saß zwar ein solcher, aber nicht Peter Weber (CDU), Verwaltungschef der Kreisstadt, hatte in der Mitte des Verwaltungstisches Platz genommen, sondern sein Parteifreund und Kollege aus dem benachbarten Drolshagen, Uli Berghof. Weber saß dort, wo sonst ein Grünen-Ratsmitglied seinen Platz hat, im Plenum, gemeinsam mit zahlreichen anderen Menschen, von denen die wenigsten häufiger im Ratssaal anzutreffen sind. Es war die erste offizielle Mitgliederversammlung des Vereins „Klimaagentur im Kreis Olpe“, der im Olper Rathaus tagte, und Berghof fungiert als Vorsitzender dieses jungen Vereins, den Landrat Theo Melcher (CDU) initiiert hat und der als ideeller Träger das Vorantreiben eines klimafreundlichen Umbaus im Kreis Olpe zum Inhalt hat.
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Im Plenum in den Reihen der Mitglieder saßen zum einen Vertreterinnen und Vertreter der sieben Städte und Gemeinden des Kreises sowie Kreisdirektor Philipp Scharfenbaum als Vertreter des Kreises selbst, zum anderen Chefs der Sparkasse Olpe-Drolshagen-Wenden und Attendorn-Lennestadt-Kirchhundem, der Volksbanken Olpe-Wenden-Drolshagen und Sauerland, der Industrie- und Handelskammer, der Kreishandwerkerschaft, der Wohnungsgenossenschaft, von West-Energie, Rothaarwind und mehreren Unternehmen und Unternehmerverbänden. Auch Privatpersonen können Mitglied in der Klimaagentur werden, und 13 Bürgerinnen und Bürger aus dem Kreis haben dies bisher genutzt.
Sieben weitere Mitglieder
Zunächst ging es darum, den Vorstand zu besetzen. Die ersten acht Mitglieder sind gesetzt: Jede Kommune und der Kreis entsenden jeweils einen Vertreter. Dazu kommen sieben weitere, die am Mittwoch gewählt wurden: Mike Warnecke, Franz-Josef Reuter, Stefan Kriegeskotte für die Wohnungsgenossenschaft, Willi Rücker für die Sparkassen, Bernd Griese für die Volksbanken, Kreishandwerksmeister Frank Clemens für die Handwerkerschaft sowie Windbauer Günter Pulte. Die Wahl erfolgte en bloc und einstimmig.
Anschließend gab Meike Menn, Projektmanagerin für Klima und Mobilität des Kreises Olpe und Geschäftsführerin des Vereins „Klimaagentur“, einen Überblick über die Situation des Vereins. Derzeit laufe beim Finanzamt die Prüfung der Gemeinnützigkeit. Außer den 13 Privatpersonen seien bisher 16 juristische Personen Mitglieder, außerdem die Städte und Gemeinden und der Kreis. Katrin Schröder, Klimaschutzbeauftragte der Gemeinde Wenden, stellte den Arbeitskreis Klimaschutz vor, der aus dem „Klimatisch“ hervorgegangen ist, einer losen Runde der kommunalen Klimaschutzbeauftragten und der Energieberater der Verbraucherzentrale. Derzeit laufe die Einführung des Energiemonitors, eines Programms, anhand dessen in einer Kommnune der Stromverbrauch nachvollzogen werden könne. Die Stadt Drolshagen hat dies als erste in der Region eingesetzt, in der Gemeinde Wenden wurde die Umsetzung bereits angeleiert, alle übrigen Kommunen sollen folgen. Ebenfalls vom Arbeitskreis in alle Kommunen verbreitet werden soll das Programm „Öko-Profit“, das Unternehmen den wirtschaftlichen Nutzen umweltfreundlicher Maßnahmen vermittelt. Weiterhin sei ein Ziel des Arbeitskreises, in Sachen Ladesäulen-Infrastruktur kreisweit eine einheitliche Lösung zu schaffen.
Berghof ruft zur Mitgliedschaft auf
Einige Vorschläge aus dem Plenum wurden gesammelt, die als Ideen für das künftige Vorgehen im Verein notiert wurden. Der Lennestädter Bürgermeister, Tobias Puspas, regte etwa an, ein ähnliches Modell wie den Energiemonitor, der lediglich die Elektrizität umfasst, auch für andere Energieträger zu finden. Sinn habe ein solches Instrument in jedem Fall, daher habe auch seine Kommune die Einführung des Energiemonitors beschlossen. Fred Hansen, Fraktionschef der Grünen im Kreistag und Landesvorsitzender des Bundes deutscher Forstleute, unterstrich seine Forderung nach einer kompletten Energiebilanz des gesamten Kreises, um besser planen zu können. Und Energieberater Willi Hempelmann betonte, seiner Meinung sei der Begriff „Klimaschutz“ falsch. „Das Klima müssen wir nicht schützen. Das kommt auch ohne uns zurecht. Die Erde dreht sich auch in 10.000 Jahren so weiter, egal, was wir tun. Worüber wir hier reden, ist Menschenschutz durch die Bewältigung der Klimakrise, die längst da ist.“ Am Ende zog Vorsitzender Uli Berghof Bilanz unter die Versammlung: „Die Gründung der Klimaagentur kann ein richtig guter Schritt für uns alle werden.“ Er appelliert an interessierte Bürgerinnen und Bürger, die Mitgliedschaft im Verein zu beantragen und aktiv mitzuhelfen bei der Bekämpfung der Klimafolgen.