Finnentrop. Im Finnentroper Rathaus staunt man nicht schlecht: Der Industriestraße im Gewerbegebiet fehlt der komplette Unterbau. Rollen die Bagger 2024 an?
Mit dem Gedanken eines Vollausbaus der Industriestraße im Finnentroper Gewerbegebiet Frielentrop hatte sich die Gemeindeverwaltung um Tiefbauamtsleiter Ralf Venena ursprünglich gar nicht befasst. Als die Verwaltung jedoch strukturelle Defizite in der Straße – in erster Linie Bodenwellen – entdeckte und anschließend ein Bodengutachten in Auftrag gab, kam das Ausmaß der Schäden durch Bohrungen an verschiedenen Stellen erst zum Vorschein. „Der Straße fehlt im Prinzip ihr kompletter Unterbau“, betonte Venena jüngst im Bauausschuss. Die Frage nach dem Warum würden die Unterlagen im Rathaus nicht beantworten, man wisse lediglich, dass die Planungen zum Bau der Straße in den 1970er Jahren vorangetrieben wurden und die Baumaßnahme selbst Anfang der 80er Jahre stattfand.
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Deswegen gebe es jetzt nur eine Option: Die so wichtige Straße im Industriegebiet, an der bekannte Unternehmen wie der Wurst- und Fleischwarenfabrikant Metten oder der Verpackungsspezialist Menshen sitzen, wird komplett neu gemacht. „Die Untersuchungen des Untergrundes lassen uns kaum eine Alternative, wir wollen hier auch keinen Flickenteppich schaffen“, signalisierte Ralf Beckmann (CDU) bereits die volle Unterstützung aus seiner Fraktion für die angedachte Groß-Sanierung. Konkret geht es um den Straßenabschnitt von der Brücke über den Schienen und der Lenne, also vom „Eingang“ ins Industriegebiet, bis hin zum Wendehammer und der kleinen Kapelle. Dieser Abschnitt ist gut ein Kilometer lang.
Längere Standspuren für Lkw
Eine erste Grob-Planung liegt im Rathaus bereits vor. So sollen am Rande der breiten Straße nicht nur Parkplätze für die vielen Beschäftigten der ansässigen Unternehmen geschaffen werden, sondern explizit auch längere Standspuren für Lkw. Ein Gehweg, der möglicherweise von der einen auf die andere Seite „wechselt“, ist ebenso angedacht. Genügend Platz dafür sei an den Randstreifen vorhanden.
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Abstand würde die Verwaltung allerdings von dem Gedanken nehmen, auf beiden Seiten der Industriestraße Gehwege anzulegen – das sei nicht notwendig. Dafür sollte mindestens eine vernünftige Straßenüberquerung, möglicherweise samt Mittelinsel, gebaut werden, was den schicken Nebeneffekt hätte, dass die Autofahrer vom Gaspedal herunter müssten. Denn: „Auf der Straße wird schon sehr schnell gefahren, sie lädt durch ihre Breite dazu ein“, so Venema. Zudem sei geplant, die Bushaltestelle kurz vor der Kapelle um ein paar Meter zu verlegen.
Mehrere Bauabschnitte
Ganz wichtig bei dieser Großbau-Maßnahme, die laut vorsichtiger Schätzungen des Tiefbauamtsleiters um die 2,5 Millionen Euro verschlingen würde, sei, dass man die ansässigen Betriebe mit ins Boot hole. Ein nächster Schritt sehe daher vor, zu einer Anliegerversammlung einzuladen. Vor allem, weil die Anlieger an der Finanzierung der Maßnahme beteiligt werden müssten. Es sei denn, die Gemeinde käme in den Genuss einer Landesförderung, die Stand heute 100 Prozent der Kosten abdecken würde. „Doch einen Rechtsanspruch auf diese Förderung gibt es leider nicht“, ergänzte Bauamtsleiter Uli Hilleke. Soll heißen: Geht die Gemeinde leer aus, müssten auch die ansässigen Unternehmen ins Portemonnaie greifen.
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Mit Blick auf besagte Firmen, denen die Verwaltung den Saft keineswegs abdrehen möchte, wird der Straßenneubau in mehreren Bauabschnitten vonstatten gehen müssen. Und natürlich könne immer nur halbseitig gebaut werden, damit Kunden, Mitarbeiter und Lieferanten weiterhin die Firmen anfahren können. „Ich gehe daher von mindestens zwei großen Bauabschnitten, jeweils aufgeteilt in kleinere Abschnitte, aus und rechne mit einer reinen Bauzeit von etwa zwei Jahren“, skizzierte Venema.
Geht es nach Bauamtsleiter Uli Hilleke, würden im Jahr 2024 die Bagger anrollen, sofern vorher alle Planungen abgeschlossen sind. Genau mit diesen Vorarbeiten werden sich Politik und Verwaltung in nächster Zeit intensiv befassen.