Finnentrop/Drolshagen. In drei Monaten hat sich allein in Finnentrop die Zahl der Geflüchteten fast verdoppelt. Gleichzeitig ziehen Bürger ihre Wohnungsangebote zurück.

Seit dem Ausbruch des Krieges in der Ukraine sind bislang rund 1500 ukrainische Flüchtlinge im Kreis Olpe angekommen. Allein in Finnentrop sind bisher 179 Ukrainer (Stand: Mittwoch) untergebracht. Die meisten davon leben in privat vermittelten Unterkünften (147), gefolgt von Gemeinschaftsunterkünften (22) und der Herberge in Heggen (10). Diese Zahlen konnte Ludwig Rasche, Erster Beigeordneter der Gemeinde Finnentrop, am Mittwoch im Ausschuss für Bildung, Soziales und Sport präsentieren.

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Aktuell werden pro Woche etwa zehn Personen der Gemeinde zugewiesen. Nicht nur aus der Ukraine, sondern auch aus anderen Ländern, aus denen Menschen wegen Krieg, Hunger oder Unterdrückung fliehen wie zum Beispiel aus Afghanistan. Die Zahlen verdeutlichen, dass die Flüchtlingsunterbringung aktuell vor allem durch das freiwillige Bereitstellen von privatem Wohnraum geregelt ist. Doch genau dieser könnte allmählich knapp werden. „Der Wohnungsmarkt ist angespannt“, kommentierte Rasche die Situation. „Einige Privatpersonen, die zum Zeitpunkt des Ausbruchs des Ukraine-Kriegs Wohnraum zur Verfügung gestellt haben, rechneten damit, dass die Situation vielleicht drei, vier Monate andauerte. Mittlerweile ist aber schon mehr als ein halbes Jahr vergangen und ein Ende ist nicht in Sicht. Es gibt viele Personen, die mittlerweile wieder Eigenbedarf angekündigt haben.“ Dementsprechend werde in absehbarer Zeit privater Wohnraum als Unterbringungsmöglichkeit wegbrechen. Bei gleichzeitig steigenden Flüchtlingszahlen.

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Allein in dem Zeitraum März bis Juni 2022 hat sich die Zahl der Geflüchteten in Finnentrop nahezu verdoppelt (von 243 auf 458). Laut Integrationsschlüssel des Landes müsste die Gemeinde Finnentrop 603 Schutzsuchende aufnehmen. Das entspricht einer aktuellen Erfüllungsquote von knapp 76 Prozent. „Diese Schlüssel sind jedoch sehr dynamisch und können sich nahezu tagesaktuell ändern“, erklärte Rasche.

Appell nach Wohnraum auch in Drolshagen

Auch Drolshagens Bürgermeister Uli Berghof richtete in der Stadtratssitzung am Donnerstag Abend einen dringenden Appell an die Drolshagener: „Wenn Sie Wohnraum für Geflüchtete zur Verfügung stellen können, melden Sie sich bitte.“ Vor dem Ukraine-Krieg habe die Stadt 144 Menschen in den bekannten Unterkünften In der Wünne, sowie in der ehemaligen Schule und dem Jugendhaus in Bleche untergebracht sowie in angemieteten Wohnungen und Häusern. Für die Ukraine-Flüchtlinge habe zunächst kein städtischer Wohnraum zur Verfügung gestanden, öffentliche Aufrufe seien dahingehend erfolgreich gewesen, dass 15 Wohnungen und ein Haus hätten angemietet werden können. 19 Ukrainer seien in Familienhaushalten untergekommen. Berghof: „Bisher sind 129 Menschen aus der Ukraine nach Drolshagen gekommen, 102 durch persönliche Beziehungen, 27 aufgrund von Zuweisungen durch die Bezirksregierung.“ Aus der Aufstellung der Verwaltung geht hervor, dass 24 Ukrainer Drolshagen wieder verlassen hätten, 24 davon seien in die Ukraine zurückgekehrt.

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Die Situation sei insgesamt angespannt, da der Stadt durch die Bezirksregierung weiterhin afghanische Geflüchtete zugewiesen würden. Der neue Wohncontainer in der Lohmühle sei dringend erforderlich und hilfreich gewesen. Bis Ende September sei mit weiteren Menschen aus Afghanistan zu rechnen.

Für weitere Ukrainer helfe zwar die interkommunale Flüchtlingsunterkunft in Heggen, Menschen aus anderen Nationen müssten aber in Drolshagen untergebracht werden. Für ukrainische Flüchtlinge habe der Kreis Olpe weitere Unterkünfte in Heggen, Olpe-Eichhagen sowie in Kirchhundem-Schwartmecke geschaffen, Gesamtkapazität: Rund 700 Menschen. Die Objekte seien zunächst für ein Jahr angemietet.