Attendorn. Die Stadt wird bei der Neugestaltung der Wälle keineswegs die Axt auspacken und teils gesunde Linden fällen. Politik folgt einem Bürgerantrag.

Die großen Linden an den vier Attendorner Stadtwällen bleiben stehen. Und zwar alle, sofern von den Bäumen keine Gefahr ausgeht, sie nicht krank oder nicht mehr standsicher sind. Die Politik erteilte am Montagabend im zuständigen Ausschuss der Option eine Absage, am Ostwall zum Kahlschlag auszuholen und dort 30, teils noch kerngesunde Linden zu fällen, um anschließend besagten Abschnitt komplett neu zu gestalten.

Daher wird die Stadt, die sich im kommenden Jahr im Rahmen ihres Innenstadtentwicklungskonzeptes mit der Aufwertung des gesamten Walls beschäftigen und bis September diesen Jahres bei der Bezirksregierung Fördermittel beantragen wird, ihre Finger von der Axt lassen. Die Neugestaltung der „grünen Lunge“ in Attendorn wird also im Einklang mit den bestehenden Bäumen, die laut eines Fachbüros aus Soest und nach Inaugenscheinnahme eines Baumsachverständigen noch einige Jahre stehen können, über die Bühne gehen.

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Bei der Variante Kahlschlag am Ostwall, die in der Bevölkerung einen großen Aufschrei auslöste, hätte die Stadt vor allem die kreuz und quer unter dem Weg liegenden Versorgungsleitungen von Gas, Wasser und Co. in die Mitte verlegen können. Der Vorteil wäre dann gewesen, dass die später neu gepflanzten Bäume ausreichend Platz bekommen hätten und man den Wall nachhaltig umbauen könnte, so Baudezernten Carsten Graumann. „Denn nur wenn wir die Leitungen verlegen, bekommen die Bäume Platz zum Atmen und können sich so entwickeln, wie es sein sollte“, betonte er. Doch die Politik wollte das nicht. Nun wird die Verwaltung also die Standortbedingungen aller Bäume auf dem Wall prüfen und, wenn baulich möglich, nachbessern.

Status quo erhalten

„Wenn wir den Status quo an Grün-Masse an unseren Stadtwällen erhalten, ist das ein gutes Ergebnis“, betonte Bernd Strotkemper von der SPD, die sich – wie alle anderen Fraktion auch – hinter einen Bürgerantrag stellte. Aus diesem ging die unmissverständliche Forderungen hervor, möglichst alle Bäume zu erhalten. „Wir werden sukzessiv grüne Masse verlieren und fahren auf Verschleiß“, wollte der SPD-Politiker aus Ennest allerdings nicht verschweigen, dass das Leben viele Bäume aufgrund des fehlenden Platzes für das Wurzelwerk endlich sei. Doch deswegen schon jetzt die Axt herauszuholen, sei der falsche Weg.

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„Der Baumbewuchs ist so wichtig für das Mikroklima und die vier Wälle sind unser einzig zusammenhängender Bereich, der Schatten spendet. Gesunde Bäume zu fällen, das würde einer Versündigung am Stadtbild und dem Mikroklima gleichkommen“, nahm auch Matthias Pröll von den Grünen kein Blatt vor den Mund. In einem Antrag, der eine breite Mehrheit fand, forderte er neben einer „umfassenden Pflege der Bepflanzung mit Stauden und Sträuchern sowie eine Neuausstattung mit Bänken, Spielgeräten und Trinkwasserstationen“ auch eine Optimierung der Straßenbeläge im Bereich der Baumkronen und Baumscheiben sowie die Ausarbeitung eine Baumschutzsatzung für den Stadtwall.

Baum-Patenschaften

Für Birgit Haberhauer-Kuschel sei das Abholzen der bestehenden Baum-Infrastruktur genauso wenig eine Option, vielmehr brauche das bestehende Grün Unterstützung. Dabei lobte sie ausdrücklich den Vorschlag ihre SPD-Kollegen Strotkemper, der dafür warb, Baum-Patenschaften ins Leben zu rufen. Die Juristin, die zur neu gegründeten Union für Attendorn (UfA) gehört, erklärte: „Wir sollten den vorhandenen Bereich fit machen und möglichst optimale Standortbedingungen schaffen. Dazu gehört zunächst, den oberflächigen Wurzelbereichen mehr Platz zu geben.“

Auf eine mögliche Konsequenz des nun beschlossenen Weges wies Carsten Graumann allerdings noch hin: „Es kann nun passieren, dass unser Stadtwall Bäume verlieren wird, wenn sie abgängig sind, und wir keine neuen Linden pflanzen können, weil eben die Versorgerleitungen im Weg liegen.“ Doch das ist Zukunftsmusik. Zunächst steht fest, dass die großen Linden an den vier Attendorner Stadtwällen stehen bleiben. Und die Stadt bei den vielen Bäume an der „grünen Lunge“ auf Sicht fahren wird.