Attendorn. Die Politik in Attendorn muss entscheiden: Wie vielen Bäume geht es an den Kragen für den Umbau des Stadtwalls. Es braucht Fingerspitzengefühl.
Grundsätzlich sind wir uns einig: Jeder Baum, der keine Gefahr für Leib und Leben darstellt, muss erhalten bleiben. Ohne Wenn und Aber. Er spendet Schatten, filtert Abgase und trägt maßgeblich zum Erscheinungsbild eines Ortes bei. Die grüne Lunge der Hansestadt Attendorn, der Wall, lebt von seinen vielen Bäumen. Sie verleihen ihm das Gefühl von Ruhe, Besinnlichkeit und Erholung. Zumal es in der Kernstadt nach den zahlreichen Umbaumaßnahmen der vergangenen Jahre kaum noch grüne Flächen gibt. Mit Blick auf den Klimawandel und den damit verbundenen Herausforderungen, denen sich jeder Einzelne von uns stellen muss, ist der Gedanke kaum zu ertragen, eine Reihe von Bäumen zu fällen, selbst wenn sie in ihrer Vitalität eingeschränkt sind. Den Gedanken, sogar kerngesunde Bäume an den Kragen zu gehen, mag ich kaum fassen.
Tja, und jetzt kommt das große Dilemma. Die kluge Idee, alle vier Wälle im Rahmen der Innenstadt-Entwicklung aufzupolieren. Ein echtes Aufenthaltserlebnis zu schaffen. Den Wall der Zukunft zu entwickeln, der so viele Anforderungen erfüllt. Er ist ein Ort zum Entspannen, zum Spaziergehen, ein Ort, der für viele Arbeits- oder Schulweg ist, direkt in die Innenstadt führt und auch für Kinder mit dem Spielplatz einiges zu bieten hat. Doch wenn die Bäume keinen Platz für ihr Wurzelwerk haben und durch die vielen Versorger-Leitungen angegriffen werden, dann ist der Gedanke nicht verwerflich, jetzt den Reset-Knopf zu drücken. Alles umzukrempeln, inklusive Baum-Kahlschlag, um anschießend neue Bäume zu pflanzen, die weit genug weg von den dann gebündelt liegenden Versorgungsleitungen gepflanzt werden. Im Sinne der künftigen Entwicklung dieses einzigartigen Stadtwalls.
Aber das kostet viel Zeit und bis die neu gepflanzten Bäume nur ansatzweise die jetzt bestehenden Linden ersetzen können, vergehen viele, viele Jahre. Die Politik ist nun am Zug. Sie muss eine Entscheidung mit größtem Fingerspitzengefühl treffen. Denn es regt sich großer Widerstand. Viele Attendorner kämpfen für ihre Bäume. Das ist ihr Recht. Das ist gut. Und dieses Engagement sollte bei der nun bevorstehenden politischen Entscheidung eine maßgebliche Rolle spielen.