Lichtringhausen. Heizungsbauermeister Torsten Gaul aus Attendorn rechnet Pellets gegen Öl und Gas auf. Kann eine Pellet-Heizung gegen den Gaspreis-Schock helfen?
Derzeit arbeitet die Bundesregierung an einem dritten Entlastungspaket, um die Folgen der Inflation abzufedern. Der größte Kostentreiber sind die Energiepreise. Nicht nur Privathaushalte, auch Unternehmen sind per Verordnung zum Energiesparen aufgerufen. Auch beim Heizen im Winter. Vordergründig geht es dabei um Gas. Könnte eine Pellet-Heizung eine Alternative, vielleicht eine Lösung sein? Unsere Redaktion hat mit Torsten Gaul, Geschäftsführer der Firma „fairheat“ in Lichtringhausen, ein Arbeitszweig der Gaul GmbH, gesprochen. „Fairheat“ hat ihre Schwerpunkte vor allem in der Bereitstellung von Pellet-Heizungen und Photovoltaikanlagen. Er erklärt, inwieweit die Umrüstung einer Pellet-Heizung sinnvoll sein kann – auch wenn die Pellets ebenfalls teurer geworden sind.
Explodierende Energiepreise, Inflation: Momentan spricht jeder über Geld und übers Sparen. Kann eine Pellet-Heizung da helfen?
Torsten Gaul: Die Pellets sind grundsätzlich nur mit 7 Prozent besteuert. Die Preissteigerung lag in den vergangenen Jahren bei etwa 1,6 Prozent. Zum Vergleich: Der Preis für Öl und Gas ist zwischen 5 und 10 Prozent gestiegen. Mit Öl- und Gasheizungen ist es ab 2024 zwar aus, zumindest soll dann jede neu eingebaute Heizung zu 65 Prozent mit erneuerbaren Energien betrieben werden. Aber die bestehenden Anlagen dürfen noch 20 Jahre betrieben werden. Das heißt, wir haben auch noch 20 Jahre lang einen Energiemarkt mit Öl und Gas. Wenn man die Ausgaben also auf 20 Jahre hochrechnet, inklusive der angenommenen Preissteigerungen, wie sie in den vergangenen Jahren ausgefallen sind, dann ergibt sich ein klareres Bild.
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Und wie sieht das aus?
Für ein Haus, das einen Verbrauch von 2500 Liter Öl oder 2500 Kubikmeter Gas hat, sind das in 20 Jahren etwa 150.000 Euro. Bei Pellets liegt man im gleichen Zeitraum bei etwa 80.000 Euro. Das heißt, ich habe eine Ersparnis von ungefähr 70.000 Euro.
Da sind die Anschaffungskosten aber noch nicht miteinkalkuliert. Und die sind bei einer Pelletheizung bedeutend höher.
Nicht unbedingt. Sowohl eine Gas- als auch eine Öl-Heizung kostet rund 15.000 Euro, inklusive Anschluss und Installation. Eine Pellet-Heizung kostet durchschnittlich 35.000 Euro. Weil sie aber zu 35 Prozent gefördert wird, muss der Verbraucher nur noch knapp 23.000 Euro zahlen. Am Anfang habe ich zwar einen Mehr-Invest von 8000 Euro, habe aber über 20 Jahre ein Energiesparpotenzial von 70.000 Euro. Das heißt, wir haben aufs Jahr gerechnet immer noch einen Preisvorteil von über 3000 Euro.
Die Regierung setzt zukünftig verstärkt auf Wärmepumpen. Wie passt da die Pellet-Heizung hinein?
In Häusern, in denen Heizkörper eingesetzt sind, die also keine Flächenheizung wie eine Fußbodenheizung haben, sind Wärmepumpen nicht unbedingt geeignet. Heizkörper brauchen mit 65 Grad eine hohe Vorlauftemperatur. Das kann eine Wärmepumpe nicht leisten. Zumindest nicht wirtschaftlich. Wenn ich dennoch eine Wärmepumpe in ein Heizkörper-Haus einsetze, erwartet den Kunden eine sehr hohe Stromrechnung. Es gibt Heizungsbauer, die Wärmepumpen in solche Häuser eingebaut haben. Und die Kunden müssen dafür letztendlich sogar mehr zahlen als für eine Öl- oder Gasheizung. Deshalb bleibt eine Pellet-Heizung auch immer noch interessant. Eine Pelletheizung kann an jedes Heizsystem angeschlossen werden. Egal, wie alt das Haus ist.
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Wo liegt für Sie der Vorteil in einer Pelletheizung gegenüber der Wärmepumpe?
Eine Pelletheizung ist viel umweltfreundlicher. Sie funktioniert unabhängig von fossilen Brennstoffen, die Feuerung ist CO2-neutral. Beim Strom wird die Diskrepanz besonders deutlich. Denn bevor der Strom in der Steckdose ankommt, sind 66 Prozent des Primärenergieträgers schon vernichtet. Durch Abwärme im Kraftwerk, Umspannung und Umtransformierung. Das ist das Entscheidende.
Wie hoch ist der Wartungsaufwand bei einer Pelletheizung?
Grundsätzlich ist man dazu verpflichtet ein Mal im Jahr eine Wartung zu machen, bei jedem Heizsystem. Eine Pelletheizung ist natürlich wartungsintensiver. Denn bei dem Verbrennen fällt Asche an, die schließlich irgendwo hin muss. Der Aschebehälter muss also regelmäßig geleert werden. Bei unseren Kesseln muss das etwa zwei bis drei Mal pro Jahr gemacht werden. Bei Kesseln, die eine kleinere Aschebox haben, kann das auch schon zehn Mal pro Jahr sein. Die Wartungs- und Schornsteinfegerkosten sind bei einer Pelletheizung höher. Aber wenn ich über 20 Jahre eine Ersparnis von 70.000 Euro bei dem Energieträger habe, dann fällt es nicht so sehr ins Gewicht, wenn ich pro Wartung zwischen 50 und 80 Euro mehr zahle als bei meiner Öl- und Gasheizung.
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Ist eine Pellet-Heizung im Prinzip für jedes Haus geeignet? Wie gehen Sie da vor?
Wir brauchen zunächst Daten. Dafür haben wir einen Erhebungsbogen erstellt, der Informationen wie Baujahr, Größe und Verbräuche des Hauses enthält. Diese Informationen benötigen wir, um möglichst genau beziffern zu können, inwieweit Fördergelder in Frage kommen. Das Alter des Hauses und der Heizung und der Heizungstyp – all das ist relevant für die Höhe der Fördermittel. Und wir würden gerne das Maximum an Fördermitteln herausholen.
Aktuell erleben wir Lieferschwierigkeiten und Handwerker sind über Monate ausgebucht. Wie lange dauert es bei Ihnen erfahrungsgemäß von der ersten Kontaktaufnahme bis zur Abnahme?
Das ist ganz individuell. Abhängig vom Konzept, von der Größe, vom Fabrikat. Wenn jemand Wert auf einen Holzvergaserofen legt, dann kann der aktuell erst in acht bis zwölf Monaten geliefert werden. Pelletkessel können wir relativ kurzfristig liefern. Mit Einbau dauert das etwa acht bis zwölf Wochen. Bei Wärmepumpen – wir verbauen nämlich auch Hybrid-Anlagen – kann das Ganze auch schon mal ein Jahr dauern. Photovoltaik-Anlagen liegen zurzeit bei drei bis vier Monaten.
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Wenn ich mich für eine Pellet-Heizung entscheide: Wo kann ich die Pellets am besten lagern? Was muss ich dabei beachten?
Die Pellets werden am besten in einem Sacksilo gelagert. Die gibt es von 200-Kilo-Fassungsvermögen bis zu 50 Tonnen. Bei dem Konzept, das wir ausarbeiten, ermitteln wir den Jahresvorrat. Und diesen sollte man sich schon vorhalten. In der Regel ist es so, dass wir die Heizungsanlage im Keller einbauen. Also dort, wo vorher auch der Öltank stand.
Bei Hochwasser wird der Keller als erstes geflutet. Wenn dort die Pellets gelagert sind, können diese aufquellen und weiteren Schaden anrichten. Gibt es dafür eine Lösung?
Generell würde auch eine Gas- oder Ölheizung kaputtgehen, wenn sie unter Wasser steht. Aber ja, Pellets dürfen nicht nass werden. Hochwasserereignisse sind bei uns in der Region bisher noch die Ausnahme. Wir haben aber beispielsweise auch schon eine Anlage für einen Kunden aus Hemer gebaut, der uns im Vorfeld gesagt hat, dass regelmäßig bis zu 5 Zentimeter Wasser in den Keller läuft. Das muss man dann im Konzept berücksichtigen und die Anlage so konstruieren, dass das Wasser eben nicht daran kommt. Diesen Auftrag haben wir vor zehn Jahren umgesetzt. Und bisher ist nichts passiert. Das sind aber Sonderlösungen und nicht die Regel.
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Wie lange hält eine Pellet-Heizung?
Die kommt auf eine Lebensdauer zwischen 20 und 25 Jahren. Gasheizung oder Wärmepumpe liegen bei etwa zehn bis zwölf Jahren. Dementsprechend sind Pellet-Heizungen langlebiger.
Haben Sie selbst eine Pellet-Heizung bei sich zuhause?
Mein Haus ist von 1998. Dort hatte ich zunächst eine Gasheizung drin, dann habe ich umgerüstet auf eine Hybrid-Anlage aus Brennstoffzelle und Wärmepumpe. Jetzt möchte ich aber auch zu einer Pellet-Heizung wechseln, denn: In den letzten drei Jahren musste ich 5000 Euro beim Strom nachzahlen. In meinen Mietshäusern sind aber ausschließlich Pellet-Heizungen verbaut. Durch dieses Umrüsten steigt die Energieeffizienzklasse – und dadurch letztendlich auch der Wert der Immobilie beim Verkauf.