Elben/Istanbul. Katrin Schröder aus Elben arbeitet als Pilotin für einen bekannten türkischen Multimillionär. Auch für andere Prominente ist sie schon geflogen.
Es sind Momente, die Katrin Schröder aus Elben schon oft erlebt hat. Über den Wolken, wenn die ersten Sonnenstrahlen am Horizont auftauchen. Ein unvergleichliches Farbspiel aus Rot, Gelb und Orange. Nachts, wenn sich Tausende Meter unter ihr ein Lichternetz über die Stadt legt. Es sind Augenblicke, die Katrin Schröder immer wieder aufs Neue faszinieren. Auch noch nach 20 Jahren als Pilotin. „So etwas erlebt man nur im Cockpit“, sagt die 46-Jährige. Sie liebt ihr Vagabunden-Leben. Morgens noch nicht zu wissen, ob und wohin sie abends fliegen wird. Je nach dem, welche Pläne ihr Chef hat.
Katrin Schröder fliegt zur Zeit den Privatjet von Acun Ilıcalı. Er gehört zu den reichsten Menschen in der Türkei. Ilıcalı hat sich vor allem einen Namen als TV-Produzent der türkischen Ausgabe von „Survivor“ gemacht; eine Show, in der eine Gruppe von Menschen an einem abgelegenen Ort ausgesetzt wird und sich dort ohne fremde Hilfe um Nahrung, Wasser, Feuer und Unterkunft kümmern muss. 2004 gründete Ilıcalı die Produktionsfirma Acun Medya, die für TV-Shows wie „Das Supertalent“ oder „Let’s Dance“ verantwortlich ist. Und: Anfang des Jahres kaufte der 52-Jährige den englischen Fußballclub Hull City.
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Ilıcalı lebt ein Jetset-Leben zwischen Istanbul, England, Miami und überall dort, wo er Termine hat oder Urlaub macht. Weil Katrin Schröder seine persönliche Pilotin ist, hat sie schon viel von der Welt gesehen. Dominikanische Republik, Mexiko, Dubai, Irak, Iran, Afghanistan, China, Malaysia, Nigeria, Tansania – die Liste scheint unendlich. Nur ein Land steht noch ganz oben auf der Liste, wo sie unbedingt mal hin möchte: Australien. „Komischerweise habe ich es noch nie hingeschafft. Dabei wollte ich schon nach Australien, seitdem ich 18 bin“, sagt Schröder und lacht.
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Die gebürtige Elbenerin hat ihr Hobby zum Beruf gemacht. Schon früh ist sie mit ihrem Vater zum Flugplatz in Hünsborn gegangen. „Wir haben sie mitgenommen, da saß sie noch im Kinderwagen“, erzählt ihre Mutter. Der Vater war und ist begeisterter Segelflieger, die Tochter wurde es schnell. Mit 14 Jahren machte sie ihren Segelflugschein, mit 22 schließlich den Motorflugschein. Neben ihrer Ausbildung. „Ich habe Industriekauffrau gelernt. Auch, um später etwas in der Hand zu haben, falls ich nicht mehr fliegen kann“, so Schröder. Denn als Pilotin muss sie sich jedes Jahr einem medizinischen Check unterziehen. Besteht sie diesen nicht, verliert sie ihre Fluglizenz.
Während andere in ihren frühen 20ern feiern gegangen sind, hat Katrin Schröder gelernt. Sich vorbereitet auf das nächste Type Rating (zu deutsch: Musterberechtigung), um weitere Flugzeugtypen fliegen zu dürfen. Zwischendurch absolvierte sie Rundflüge mit einer Cessna auf dem Dümpel. „Das ist ein guter Flugplatz zum Üben, mit einem anspruchsvollen Terrain“, meint Schröder. Und offensichtlich auch eine gute Jobbörse; denn hier sprach sie ein Bekannter an, ob sie sich nicht vorstellen könne, Pilotin bei „Bonn Air“ zu werden. Ein mittlerweile insolventes Unternehmen, das Business-Reisen für prominente Kunden organisierte. Katrin Schröder überlegte nicht lange und sagte zu. Sie flog Prominente wie Udo Jürgens („ein sehr netter Mann, der mir nach der Landung auf die Schulter geklopft hat“) und Mesut Özil („total bodenständig“).
Auf Empfehlung eines Bekannten engagierte Acun Ilıcalı sie schließlich als Kapitänin für seinen Privatjet. Das war vor etwa acht Jahren. Seitdem pendelt Katrin Schröder zwischen Rösrath – ihrem Erstwohnsitz – und Istanbul, wo sie ein kleines Appartement hat. Das Fliegen, gerade Langstrecken, kann zwar anstrengend sein. Vor allem, wenn man verschiedene Zeitzonen durchquert. „Aber ich habe so viel Spaß an diesem Job. Ich lerne so viele, interessante Menschen kennen und habe Freunde überall auf der Welt“, so Schröder.
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Trotzdem: Heimat bleibt Heimat. Wenn sie ihren Chef nach England zu einem Fußballspiel fliegt, kommt sie auch an Elben vorbei. Dann funkt sie ein paar Tausend Meter nach unten: „Papa, ich bin gerade über euch, liebe Grüße!“ Momente eines Vagabunden-Lebens.