Olpe. 54-Jähriger wegen Betruges vor Olper Gericht. Es ging um 17 Fälle an SB-Tankstellen in Attendorn und Lennestadt.
Um Betrügereien an Zapfsäulen ging es am Freitag im Olper Schöffengericht. Laut Anklage sollte ein 54-Jähriger mit Kundenkarten, die auf falsche Namen ausgestellt waren, bei SB-Tankstellen der Raiffeisengenossenschaft in Attendorn und Lennestadt getankt haben. Es ging um 17 Fälle zwischen 27. Februar und 14. März vergangenen Jahres. Staatsanwältin Melina Kossinis warf ihm gewerbsmäßiges Handeln vor. Der in Attendorn lebende Angeklagte habe selbst getankt, Kanister befüllt und auch andere tanken lassen und von ihnen dann Geld kassiert. Es wurden drei Verträge über Tankkarten mit nicht existenten Namen und Anschriften geschlossen. Später werden dann Lieferscheine erstellt und die Beträge vom angegebenen Konto abgebucht. Doch dieses existierte ebenfalls nicht. Raiffeisen entstand ein Schaden von insgesamt 875 Euro.
Verteidiger Martin Kretschmer gab für den Angeklagten eine Erklärung ab: „Das ist voll zutreffend. Sämtliche Taten werden eingeräumt.“ Der Anwalt aus Bonn machte weitere Angaben zu den Hintergründen. Der von 2011 bis 2015 inhaftierte Angeklagte sei seitdem arbeitslos und lebe von Hartz IV. Im Jahr 2020 habe er in einem Lokal in Attendorn einen Mann kennengelernt, der öfter in Attendorn verkehrt und über Tankkarten mit falschen Personalien verfügt. Dem Gericht nannte Kretschmer den Namen des Mannes, der aus dem Raum Köln stammen und sich als Transportunternehmer ausgeben soll. „Mein Mandant hat nie einen Hehl daraus gemacht, dass er wenig Geld hat. Er musste für die Beerdigung seiner Mutter in der Türkei sorgen. Er war finanziell überfordert. Der Mann schenkte ihm einen Teil des Geldes für die Beerdigung.“
15 Vorstrafen
Der Mann, nach dem jetzt gefahndet wird, habe seinen türkischen Landsleuten in Attendorn die Tankkarten überlassen, so Verteidiger Kretschmer: „Meinem Mandanten war klar, dass das illegal war. Er ist der Versuchung erlegen. Es tut ihm leid.“ Zunächst habe der 54-Jährigen seinen alten Mercedes betankt und Kanister befüllt. Dann habe er in seiner Anwesenheit auch Bekannte mit den Karten tanken lassen: „Er hat abgerundet. Wenn für 56 Euro getankt wurde, hat er von ihnen 50 Euro kassiert.“
Der Angeklagte brachte 15 Vorstrafen mit ins Olper Gericht, war mehrmals Bewährungsversager und verbüßte bereits einige Haftstrafen. „Ich lege nicht die Hand dafür ins Feuer, dass er straffrei bleiben wird“, war auch der Bewährungshelfer skeptisch.
+++ Lesen Sie auch: Zwergfledermäuse blockieren Abbruch der Realschule in Olpe +++
Staatsanwältin Kossinis plädierte für ein Jahr und vier Monate Freiheitsstrafe ohne Bewährung. Es gebe keine positive Sozialprognose. Verteidiger Kretschmer bat darum, dem Angeklagten noch eine letzte Chance zu geben: „Wenn ich einer alten Dame etwas wegnehme, ist das eine ganz andere Qualität, als wenn man bei einem Unternehmen an die Zapfsäule geht. Er hat Angst vor dem Gefängnis. Eine Inhaftierung würde für ihn auch gesundheitlich eine Katastrophe bedeuten.“
Noch eine Strafe offen
„Er hat häufig Bewährung bekommen und hat versagt. Die Freiheitsstrafe ist zu vollstrecken“, sagte Richter Sondermann. Das Gericht verurteilte den 54-Jährigen wegen 17-fachen Computerbetruges zu einem Jahr und zwei Monaten. Zudem muss er damit rechnen, dass eine frühere Bewährungsstrafe von einem Jahr und drei Monaten jetzt widerrufen wird und er diese auch noch absitzen muss.