Olpe. Eine 37-Jährige berichtet vor Gericht, wie ihr Ex-Freund ein Handykabel um ihren Hals legte und sie würgte. Der Schock sitzt noch heute tief.

Wegen gefährlicher Körperverletzung war ein 40-Jähriger am Montag im Olper Amtsgericht angeklagt. Die Mindeststrafe für dieses Delikt beträgt sechs Monate. Jetzt droht dem Olper jedoch eine wesentlich höhere Strafe. Durch die Aussage einer Zeugin (37), die sie bei der Polizei bisher noch nicht gemacht hatte, kommt nun auch ein versuchter Totschlag in Betracht. Und hierfür ist das Olper Amtsgericht nicht mehr zuständig. Deshalb leitete Richterin Stephanie Scheepers das Verfahren weiter an die Strafkammer beim Landgericht Siegen. Die Mindeststrafe für einen Totschlag liegt bei fünf Jahren.

Es ging um die Eskalation einer vierjährigen Beziehung. Zunächst hatten sich der Angeklagte und die Frau am 29. Juli vergangenen Jahres in Olpe verbal gezofft. Der Mann habe dann das Handy der Frau verlangt, um es zu überprüfen, so Staatsanwältin Maria Siebel in der Anklage: „Er schmiss alle Klamotten aus dem Kleiderschrank. Dann legte er ihr ein Handykabel um den Hals und zog es enger. Sie konnte noch mit der Hand dazwischen gehen und sich herauswinden.“ Der Angeklagte habe ihr dann noch zwei Ohrfeigen gegeben und sie zu Boden geschubst. „Dann schlug er ihr die Brille aus dem Gesicht und sagte: Du bist ekelhaft, verpiss dich aus meinem Leben“, so die Staatsanwältin.

Total ausgeflippt

Es habe überhaupt kein Ladekabel gegeben, versicherte hingegen der Angeklagte: „Es gab Stress wegen ihrem Handy. Das klingelte und es gab viele Nachrichten, aber sie ist nicht drangegangen. Ich habe sie nur an den Händen festgehalten. Sie hat mir auf den Kiefer geschlagen.“

Unter Tränen bestätigte die 37-Jährige indes die Vorwürfe aus der Anklage. Ihr damaliger Freund sei damals total ausgeflippt. Sie sei in einer Facebook-Gruppe und er habe Nacktbilder auf ihrem Handy entdeckt. Dies sei sie aber gar nicht gewesen: „Die Frau hatte blonde Haare, ich hatte schon immer schwarze Haare. Und ich bin voll tätowiert. Das wollte er alles nicht wahrhaben.“

Dann habe er ihr das Handy aus der Hand geschlagen und das Ladekabel aus der Steckdose gezogen und ihr von hinten um den Hals gelegt. Sie habe sich befreien können und sei ins Wohnzimmer gelaufen: „Er hat mir die Füße weggehauen. Er hat mich aufs Sofa geschmissen, hat mich umgedreht, auf mir gekniet und mich gewürgt. Ich habe keine Luft mehr bekommen und Sterne gesehen.“ Erst als der Vermieter von oben gerufen habe, habe er von ihr abgelassen.

„Ich habe gedacht, der bringt mich um“, sagte die Frau. Spätestens jetzt war der Punkt für die Richterin erreicht, das Verfahren ans Landgericht weiterzugeben. Dort wird der Prozess demnächst neu aufgerollt. Die Anklage lautet dann: versuchter Totschlag.