Wenden. Bürgermeister und IHK-Geschäftsführer waren Redner beim Unternehmerabend in Wenden. Klar war, dass es auch um das geplatzte Gewerbegebiet geht.
Vor gut einer Woche hatte es im Wendener Ratssaal einen Paukenschlag gegeben, als das Aus für das interkommunale Gewerbegebiet Ruttenberg beschlossen worden war. An gleicher Stätte fand am Donnerstagabend der Unternehmerabend „Best of Wendsch“ statt. Auf der Rednerliste standen unter anderem Bürgermeister Bernd Clemens und Hans-Peter Langer, Geschäftsführer der IHK Siegen. Bei der Planung vor Wochen konnte sicher niemand ahnen, welche Brisanz in diesem Abend steckt.
„Vielleicht war es etwas vorschnell“, räumte der Bürgermeister angesichts seines Vorstoßes, im Beschlussvorschlag der Ratssitzung am 15. Juni das Ende des 70 Hektar große Areals mit Olpe und Kreuztal am Autobahnkreuz Gerlingen auszurufen, ein. Die IHK hatte gar von „einem Tiefschlag für die Wirtschaft“ gesprochen. Langer formulierte es diesmal etwas moderater. Er sprach von „einer unglücklichen Entscheidung. Das war in jeder Hinsicht enttäuschend.“
Bernd Clemens informierte zu Beginn über die Situation in der Gemeinde. Es gibt 24 Hektar Bauland sowie 15 Hektar Gewerbegebiet in Hünsborn Ost-West und in Ottfingen, nördlich der Firma Berker, sowie fünf Hektar auf dem ehemaligen Balcke-Dürr-Gelände. Hier hat übrigens der Rat in nicht-öffentlicher Sitzung mehrheitlich den Kaufvertrag mit Pyramis/Sparkasse Olpe-Drolshagen-Wenden besiegelt.
110 Millionen Euro sollen in den nächsten Jahren investiert werden, so Clemens. Dazu gehören zwölf Millionen für das neue Schwimmbad und zehn Millionen für Anbau, Umbau und Neubau der Feuerwehrgerätehäuser. Mit der Modernisierung der Gesamtschule sei dies bis 2028/2029 ein Gesamtvolumen an Investitionen von insgesamt 140 Millionen Euro. „Das ist eine gewaltige Herausforderung“, meinte Clemens.
Erstklassiges Zeugnis
Hans-Peter Langer stellte Wenden ein erstklassiges Zeugnis aus: „Die Gemeinde hat sich herausragend entwickelt.“ Es gebe mehr als 50 Prozent Zuwachs der sozialversicherungspflichtigen Beschäftigten: „Das ist ein Spitzenwert in unserem Kammerbezirk.“ Zudem gebe es eine überdurchschnittliche Kaufkraftentwicklung (14 Prozent plus von 2016 bis 2021) und einen relativ geringen Bevölkerungsrückgang.
„Mehr als jeder Zweite ist hier in der verarbeitenden Industrie. Die Industrieumsätze sind hier durch die Decke gegangen, es gibt über 80 Prozent Wachstum. Wir sehen die Zukunft nach wie vor in der Industriestärke“, so der IHK-Geschäftsführer. Und da war er wieder beim Ruttenberg. Es gebe im Kreis Olpe ein Defizit an Gewerbeflächen von 200 Hektar, die Lage sei mehr als angespannt: „Ruttenberg war für uns die letzte zusammenhängende Fläche.“
Jahrelang seien Gespräche auf allen Ebenen geführt worden, es sei sehr viel Invest in die Planung des 70 Hektar großen Areals geflossen. „Es war eine größere Chance für den Kreis Olpe, dem Gewerbeflächen-Defizit zu begegnen. Es ist auch deshalb problematisch, weil es im Kammerbezirk keine Aussicht auf andere Flächen gibt. Es ist alles sehr schwierig.“ Die IHK sehe das Aus für den Ruttenberg „mit großer Besorgnis“.
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Unternehmer Peter Dornseifer hakte nach: „Wie kam es zur Absage von Ruttenberg? Das ist doch ziemlich heftig, das in so einem Anfangsstadium schon zu beerdigen. Das war eine einmalige Chance.“ Es habe finanzielle Gründe gegeben und einen Stimmungswandel in der Politik, so der Bürgermeister. Wegen der Fördermöglichkeiten sei er noch mal ins Nachdenken gekommen: „Das war für mich der Grund, noch mal die Bremse zu ziehen.“ Man habe jetzt noch Gewerbeflächen, die für 10 bis 15 Jahre reichen: „Wir müssen aber auch an danach denken. Wir dürfen die Bücher nicht zu machen, was die Gewerbeflächenentwicklung angeht. Ich appelliere an alle, hier die Zukunft mitzugestalten.“
Fülle von Anregungen
Zwei Anwälte der Kanzlei Wolter Hoppenberg informierten die Unternehmer über die Energie- und Mobilitätswende. Professor Eberhard G. Fehler, Direktor des Instituts für Kommunal- und Verwaltungswissenschaften in Düsseldorf, referierte über Mitarbeitermotivation und Effizienz. Wichtigste Erkenntnis: Durch Wertschätzung der Mitarbeiter kommt es zur Wertschöpfung. „Das waren eine Fülle von Anregungen. Jeder wird etwas mitnehmen können“, meinte Bürgermeister Clemens nach dem über zweistündigen Unternehmerabend.