Wenden. Die Aktion „Lago da Pedra“ am Pfarrheim ist ein beliebter Treffpunkt bei der Kirmes. In diesem Jahr kann sie aber nur eingeschränkt stattfinden.

Die Reibekuchen bei der Aktion „Lago da Pedra“ gehören zur Wendener Kirmes wie das Riesenrad. 600 Helferinnen und Helfer sind im Einsatz. 100 Zentner Kartoffeln, 2600 Eier und 800 Liter Öl, das über Pipelines in die Pfannen fließt – das sind die Zutaten für sage und schreibe 30.000 Reibekuchen. Diese werden an den drei Kirmestagen bei der Aktion der St.-Severinus-Kirchengemeinde Wenden am Pfarrheim für den guten Zweck verkauft. Doch in diesem Jahr werden keine Reibekuchen für Brasilien in den Pfannen brutzeln – und das ausgerechnet zum 50-jährigen Jubiläum.

„Die Reibekuchenschmiede war das Herzstück. Es tut mir sehr leid, aber es geht nicht anders. Dem Arbeitskreis ist die Entscheidung nicht leichtgefallen. Nach intensiven Diskussionen haben wir uns aber hierzu entschlossen und bitten alle um Verständnis“, sagt Christa Grünewald, die die Mammut-Aktion federführend organisiert. Aus alters- und gesundheitlichen Gründen hätten fünf Personen im Arbeitskreis bereits aufgehört, vier weitere folgen, berichtet die 77-Jährige: „Auch aufgrund der Pandemie ist die Zahl der Mitarbeiter rückläufig. Insbesondere durch den Ausfall der letzten beiden Kirmesjahre konnten keine neuen Helferinnen und Helfer gefunden werden. Wir versuchen jetzt, ein neues Team aufzubauen mit neuen Leuten.“ Doch dies ist nicht so einfach.

Alchen im Hinterkopf

Ein weiteres Problem ist das in die Jahre gekommene Equipment. „Wir wissen nicht, wie die Pfannen und die Pipeline aussehen. Die Sachen sind alt“, erzählt Christa Grünewald. Und: „Gottseidank ist noch nichts passiert. Aber wer übernimmt die Verantwortung? Man hat Alchen im Hinterkopf.“ In dem Freudenberger Ortsteil war beim Backesfest am 8. September 2019 ein tragischer Unfall passiert, als es zur Explosion einer großen gasbetriebenen Bratpfanne kam und zwei Frauen starben.

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Zwar ohne Reibekuchen, dafür aber, wie gewohnt, mit Getränkeständen und Livemusik an allen drei Abenden findet die Aktion „Lago da Pedra“ in diesem Jahr statt. Auf der Bühne steht am Samstag, 13. August, die Band „Intact“, die mit Frontfrau Ruth Schröder ihre Premiere bei der Kärmetze feiert. Es folgen am Sonntag, 14. August, „The Natives“ und am Dienstag, 16. August, „Teatime with Lukas“. Zudem werden am Kirmes-Sonntag und -Dienstag nachmittags Waffeln und Kuchen angeboten. „Unsere Kirmesaktion wurde ein fester Bestandteil der Wendschen Kärmetze und ein immer beliebterer Treffpunkt, mit dessen Erlös seither viele Projekte zur Selbsthilfe in Brasilien realisiert werden konnten“, berichtet Christa Grünewald.

Kommerzieller Stand

Ganz verzichten müssen die Besucher am Pfarrheim jedoch nicht auf ihre geliebten Reibekuchen. „Gemeinsam mit dem Marktmeister der Gemeinde Wenden haben wir für dieses Jahr einen kommerziellen Reibekuchen-Stand gefunden, der auf dem Pfarrheim-Platz seine Waren verkaufen wird. Dieser Stand gehört nicht zur Kirmesaktion, sondern darf in diesem Jahr ausnahmsweise dort stehen, um dennoch neben Getränken und Musik ein Essensangebot bei Lago zu ermöglichen“, so die 77-Jährige.

Es wird also die erste Aktion ohne eigene Reibekuchen im letzten halben Jahrhundert sein. Keine Frage: Man spürt, dass Christa Grünewald die Absage schwer gefallen ist. Es ist nach 40 Jahren ihre letzte Kärmetze. „Es tut mir weh. Wir haben es alle gerne gemacht und sehr viel Herzblut da reingesteckt“, sagt sie.

Noch Helferinnen und Helfer gesucht

Angefangen hat alles im Jahr 1972 mit einem kleinen Stand an der Bergstraße in Wenden. Die Reibekuchen wurden in zwei geliehenen Pfannen gebacken.

Der erste Erlös ging damals an ein Kinderheim in Bethlehem. Auf Anregung von Vikar Johannes Bieker bekam die Aktion ein Jahr später die heutige Bedeutung. Mit den erbackenen Geldern wurde seitdem die Arbeit der Olper Franziskanerinnen in „Lago da Pedra“ in Brasilien unterstützt.

Es werden noch viele Helferinnen und Helfer für den Auf- und Abbau, in den Getränkeständen, beim Kaffeeverkauf und auch für weitere Aufgaben benötigt. Es wird gebeten, sich hierfür über den Anmeldezettel anzumelden.