Attendorn. Die Ennester Straße ist eine wichtige Einkaufsstraße in Attendorn. Doch ausgerechnet hier verschwindet ein weiterer Händler und eine Pizzeria.
Wer dieser Tage wachsamen Auges durch die Ennester Straße in Attendorn läuft, wird feststellen, dass nicht nur das Damen-Bekleidungsgeschäft Moden Marquart in absehbarer Zeit, vermutlich Ende Juni, aus dem Stadtbild verschwindet. Ein Schild direkt vor dem Eingang weist auf die bevorstehende Filialschließung hin. Denn auch im benachbarten „Schulten Haus“ wird es eine Veränderung geben. Nach etwa zweieinhalb Jahre haben die Betreiber des italienischen Restaurants „Al Rist’oro Zentrum“ am Wochenende zum letzten Mal Pizza und Nudeln serviert.
Zwei Auszüge mehr oder weniger auf einen Schlag – und das in dieser so die wichtigen Einkaufsstraße: Kein Grund zur Sorge, beruhigen Kristin Meyer vom Stadtteilmanagement und Bürgermeister Christian Pospischil (SPD). Selbst wenn nach unseren Informationen weitere Geschäfte folgen werden. Dass zwei Nachbarn so kurz hintereinander verschwinden – aus ganz unterschiedlichen Gründen –, sei reiner Zufall.
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Katja Marquart-Berg, Inhaberin von Moden Marquart, hat eine unternehmerische Entscheidung zugunsten ihrer zweiten Filiale in Lüdenscheid getroffen. „Ich werde dieses Geschäft und diesen Standort mit einem weinenden Auge verlassen. Mein Herz hängt an Attendorn“, betonte die Inhaberin, die seit vielen Jahren in hier lebt, im Gespräch mit dieser Redaktion. Der Räumungsverkauf läuft seit einigen Tagen.
Bei den Betreibern der Pizzeria im „Schulten Haus“ spielen persönliche Gründe – sie kehren nach Italien zurück – die Hauptrolle. Sie haben sich über die sozialen Medien auch schon von ihren treuen Gästen verabschiedet. Klaus Rameil, Mit-Eigentümer der Immobilie, ist dennoch zuversichtlich, dass schon bald ein neuer Gastronom im „Schulten Haus“ durchstarten wird. „Es gibt durchaus Interessenten, die kurzfristig übernehmen würden“, erklärt er auf Anfrage, ohne dabei Namen zu nennen. Ähnlich zuversichtlich ist auch Jens Selter von der Krombacher Brauerei.
Stadt will laut Bürgermeister „Brücken bauen“
Sorgen, man könne bevorstehende Abgänge wie nun in der Ennester Straße nicht kompensieren, hat Bürgermeister Christian Pospischil daher nicht. Das liege in erster Linie daran, dass auf dem Schreibtisch von Kristin Meyer eine gut gefüllte Liste mit Interessenten liegt, die sich vorstellen können, in der Attendorner Stadt ein Ladenlokal zu eröffnen. „Wir sehen ein großes Interesse. Deswegen bin ich zuversichtlich, dass wir den Immobilien-Eigentümern helfen und eine Brücke zu interessierten neuen Mietern bauen können“, sagt der Bürgermeister. Zumal die Situation auch nicht mehr mit der vor fünf oder zehn Jahren zu vergleichen sei. „Damals haben wir händeringend nach neuen Händlern suchen müssen. Heute geht es schon mehr darum, den passenden Interessenten zu vermitteln“, betont Pospischil.
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Sicherlich hänge diese Entwicklung mit dem nahezu abgeschlossenen Umbau der Innenstadt zusammen, die in den letzten Jahren – mitunter zum Leidwesen der baustellengeplagten Anwohner und ansässigen Händler – modernisiert wurde. „Wodurch wir ein ansprechendes Geschäftsumfeld geschaffen haben“, behauptet der Bürgermeister. Deswegen sei auch die Leerstandsquote trotz der Corona-Pandemie in der Hansestadt sehr gering. Laut einer aktualisierten Erhebung aus dem Frühjahr beträgt sie nur drei Prozent. „Das ist eigentlich gar nichts“, weiß Kristin Meyer. Im Übrigen sei dies auch ein Grund dafür, dass frei stehende Ladenlokale aus Attendorn auf den gängigen Immobilienplattformen im Internet kaum bis gar nicht auftauchen würden, ergänzt die städtische Mitarbeiterin.
Den Abgängen stehen aber auch Neuzugänge an der Ennester Straße entgegen: Erst vor wenigen Wochen hat sich Ella Steinbach mit einem neuen Kinder- und Babygeschäft an der Ennester Straße erweitert. Und im Sommer soll laut Kristin Meyer ein Bäckermeister aus dem Hochsauerlandkreis in die ehemalige Filiale von „Krüger’s Backhaus“ – Inhaber Jürgen Krüger war Ende März in den Ruhestand gewechselt – einziehen. Fazit: Veränderung wird an der Ennester Straße dieser Tage groß geschrieben.