Attendorn. Das ehemalige Geschäftshaus der Familie Cohn wird kernsaniert. Jetzt steht fest: Ein Feinkostgeschäft mit besonderem Angebot wird hier einziehen.
Die Arbeiten im ehemaligen Geschäftshaus der jüdischen Familie Cohn in Sichtweite des Sauerländer Doms in Attendorn laufen seit Monaten auf Hochtouren. Im Auftrag der Stadt, die das geschichtsträchtige Gebäude vor Jahren selbst erwarb, haben die Handwerker den gesamten Gebäudekomplex mit einer Grundstücksfläche von rund 1000 Quadratmetern entkernt. Entstehen soll hier ein echtes Filetstück inmitten der Attendorner Innenstadt, bestehend aus Mietwohnungen im ersten und zweiten Obergeschoss sowie aus zwei großen Einzelhandelsflächen im Erdgeschoss.
Bei der Frage, welche Händler in das Cohn-Gebäude denn einziehen werden, hat die Stadt zumindest bei dem kleineren Ladenlokal (rund 250 Quadratmeter groß) Nägel mit Köpfen gemacht: Hier werden sich, idealerweise kurz vor dem Stadtfest und dem Westfälischen Hansetag am zweiten September-Wochenende, Ulrike und Martin Horenkamp mit ihrer Attendorner Senfmühle niederlassen. Das Ehepaar aus Petersburg siedelt aus dem Sackhof 3 – hier befindet sich die Senfmühle seit knapp drei Jahren – um und wird sich im Cohn-Gebäude ungefähr verdreifachen.
Kaum Lagerflächen
Die Größe des neuen Ladenlokals ist auch der wesentliche Grund für den anstehenden Umzug, erklärt Senfmühlen-Inhaberin Ulrike Horenkamp, denn: „Wir haben in unserem jetzigen Lokal ein großes Platzproblem und kaum Lagerflächen. Außerdem sind wir hier nicht in der Lage, unsere Führungen durchzuführen, um unseren Kunden zu zeigen, wie der Senf entsteht“, erklärt die 50-jährige, gebürtige Heggenerin, die schon seit etlichen Jahren im Ihnetal lebt.
Im rund 250 Quadratmeter großen Ladenlokal im Cohn-Gebäude – es handelt sich um den unteren Gebäudeteil in Richtung der Gaststätte Zum Kläppchen – hat die Familie Horenkamp diese Möglichkeiten allemal. „Deshalb werden wir sicherlich unsere Feinkost-Segment ausbauen“, freut sich Ulrike Horenkamp auf den zusätzlichen Platz. Schon jetzt habe man ein neues Weingut aus Rheinhessen in das eigene Sortiment aufgenommen. Doch für das Ausstellen von Senf, Gewürzen, Soßen, Ölen, Weinen, Süßigkeiten und Co. bedarf es eben mehr Platz. Angedacht sei im Übrigen auch, das eigene Team personell zu verstärken. Aktuell stehen dem Ehepaar drei Aushilfen zur Seite. Und das Lokal im Sackhof will die Familie zunächst als Produktionsstätte weiter behalten.
Noch nicht vermietet
In das andere, etwas größere Ladenlokal (ca. 310 Quadratmeter groß) im Cohn-Haus, soll ein Bekleidungsgeschäft einziehen – so will es auch das Innenstadtentwicklungskonzept. Laut Kristin Meyer vom Stadtteilmanagement habe man zwar Gespräche geführt, allerdings noch ohne abschließenden Erfolg. Meyer: „Wir haben das Lokal noch nicht vermietet und sind gesprächsoffen.“ Unterdessen sei auch die Stadt bemüht, bis zum Sommer den gesamten Gebäude-Komplex zu erneuern. Nach der Entkernung des Gebäudes einschließlich der technischen Anlagen und dem Abbruch des alten Treppenhauses wurde mit dem neuen Treppenhaus schon begonnen. Genauso wie mit den Heizungs-, Sanitär- und Elektroarbeiten. Und auch die Maler lassen sich schon blicken.
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Bis Ende Juni sollen die Fenster im Erdgeschoss erneuert sein, anschließend folgen die Fenster in den beiden Obergeschossen. „Diese Gewerke sind ausgeschrieben. Aufgrund der aktuellen Situation können wir aber keine genauen Aussagen zu Bauzeiten machen“, erklärt Gebäudemanager Ludger Gabriel vor dem Hintergrund der diversen Probleme, mit denen sich die Baubranche herumschlagen muss. Unklar ist auch noch, wann die Stadt mit der Vermarktung ihrer Mietwohnungen startet – frühestens dann, wenn der genau Einzugstermin feststeht. Fakt ist: Das Interesse an den unterschiedlich großen Wohnungen ist groß, diverse Bewerbungen haben die Stadtverwaltung erreicht. Unterschrieben hat die Stadt daher bislang nur den Mietvertrag mit der Familie Horenkamp.