Attendorn. Das Erzbistum Paderborn beharrt auf seinem Standpunkt und schließt das Tagesinternat im Collegium Bernardinum im Sommer 2023. Doch wer folgt?

Das Tagesinternat im Collegium Bernardinum wird im Sommer kommenden Jahres geschlossen. An dieser Entscheidung hält der Träger der kirchlichen Einrichtung am Nordwall in Attendorn, das Erzbistum Paderborn, fest. „Es ist deutlich geworden, dass Paderborn auf den fixierten Schließungstermin besteht“, erklärt Ralf Warias. Der Fraktionschef der Attendorner FDP war am Montagabend Teilnehmer eines „Runden Tisches“ im Rathaus. Hierhin hatte die Stadt auf Bitten von Politik, Schule und Eltern eingeladen, um mit dem Träger über die Möglichkeit zu sprechen, die Übergangszeit bis zur Schließung des von rund 80 Kindern genutzten Tagesinternates zu verlängern. Die Erfolgsaussichten nach dem Treffen am Montagabend sind gering, auch wenn sich Paderborn ein kleines Hintertürchen offen hält. Fakt ist: Das Erzbistum selbst wird ab Sommer 2023 nicht mehr als Träger zur Verfügung stehen.

Vor einigen Monaten hatte Paderborn öffentlich bekannt gegeben, aus betriebswirtschaftlichen Gründen den Internatsbetrieb komplett aufzugeben und stattdessen 15 Millionen Euro in die beiden St.-Ursula-Schulen zu investieren. Obwohl der Träger erst im Jahr 2020 einen Bestandsschutz des Internates bis 2027 ausgesprochen hatte. Die Entscheidung hatte bei den rund 30 Mitarbeitern und den Eltern der betroffenen Kindern für Entsetzen gesorgt, vor allem die Tatsache, dass man aus der Presse von diesem Schritt erfahren habe. Nun geht es darum, einen neuen Träger an Land zu ziehen, der das Angebot des Erzbistums so oder so ähnlich weiterführen könnte.

Bürgermeister: Interessenten mit Paderborn zusammenbringen

Klar ist: Diese Suche wird kompliziert. Und schwierig. Das weiß auch Bürgermeister Christian Pospischil (SPD). Denn: „Kein Träger dieser Welt wird ein Konzept übernehmen, das bislang unwirtschaftlich war.“ Tatsächlich war und ist der Internatsbetrieb für das Erzbistum, bis vor wenigen Jahren noch ein Vollinternat, ein sattes Verlustgeschäft. Die Vertreter des Erzbistums sprachen am Montag von einer siebenstelligen Zuschuss-Summe – und das jedes Jahr.

Und dennoch gibt es durchaus Grund zur Hoffnung, dass ein neuer Träger gefunden wird. Erste Gespräch seien auch schon geführt worden, so der Bürgermeister im Gespräch mit dieser Redaktion. „Und diese Interessenten müssen wir nun in einem nächsten Schritt mit Paderborn zusammenbringen“, sieht Pospischil die Stadt in einer Vermittlerrolle. Die katholische Kirche müsse dann mit potenziellen neuen Betreibern über Themen wie Finanzierung und Angebot sprechen.

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Dass die Stadt selber als Träger auftritt, ist dagegen ausgeschlossen. Schon allein mit Blick auf den bevorstehenden Rechtsanspruch im Offenen Ganztag, für den die Stadt als Schulträger in nächster Zeit die Voraussetzungen schaffen muss. Klar ist daher auch, dass die 80 Kinder schon aus Platzgründen nicht an ein OGS-Angebot angedockt werden können. Überhaupt fehlen Alternativen zur Unterbringung im Collegium Bernardinum, das macht auch SPD-Ratsvertreter Kevin Risch, der als Lehrer am St.-Ursula-Gymnasium arbeitet und ebenso am Montag bei dem Gespräch anwesend war, deutlich: „In welchem anderen Gebäude in der Stadt können wir mal eben 80 Kinder unterbringen? Das wäre ein riesen Problem.“

Paderborn signalisiert Gesprächsbereitschaft

Immerhin: Paderborn machte am Montagabend klar, dass das Gebäude trotz anderslautender Gerüchte nicht verkauft wurde und man die Möglichkeit offen halte, dass ein neuer Träger als Mieter ins Collegium Bernardinum einziehen könne. Benjamin Krysmann, Pressesprecher des Erzbistums, erklärt auf Nachfrage dieser Redaktion: „Über eine verbindliche Verwendung der Liegenschaft ist noch nicht entschieden. Bei Interesse eines anderen Trägers ist das Erzbistum Paderborn zu Gesprächen bereit.“ Weiter werde das Erzbistum Paderborn prüfen, welcher konkrete Betreuungsbedarf noch bestehe und ob dieser möglicherweise durch Übergangslösungen aufgefangen werden könne.

Unterschriften gesammelt

Mit einer Unterschriften-Aktion haben die betroffenen Eltern in Attendorn zuletzt mobil gemacht. Sie wollen das Erzbistum zu einer Fristverlängerung bis zur Schließung bewegen. Es wurden 1632 Unterschriften gesammelt. „Das entspricht fast zehn Prozent der Attendorner Kernbevölkerung und zeigt den großen Rückhalt für unser Projekt in Attendorn“, sagt Elisabeth Schlüter, eine von der Schließung betroffene Mutter. Die Eltern übergaben am Montagabend diese Liste dem „Runden Tisch“.

Diese Hoffnung geben vor allem die betroffenen Eltern nicht auf, die um eine Fristverlängerung bei der Schließung des Tagesinternates beten, „damit wir bessere Möglichkeiten haben, potenzielle neue Träger zu finden und für unsere Anliegen zu begeistern“, erklärt Elisabeth Schlüter, eine betroffene Mutter. Es bleibt und wird eine schwierige Aufgabe, so viel ist klar.