Attendorn. Die Attendorner Fraktionen wenden sich in einem gemeinsamen Brief an das Erzbistum Paderborn. Das sind die Forderungen des Stadtrates.

Die Schließung des Tagesinternats im Collegium Bernardinum in Attendorn hat die betroffenen Mitarbeiter genauso wie die im Internat betreuten Kinder und deren Eltern in eine regelrechte Schockstarre versetzt. Aus betriebswirtschaftlichen Gründen hatte das Erzbistum Paderborn als Träger der kirchlichen Einrichtung am Nordwall den Entschluss gefasst, den Betrieb im Tagesinternat spätestens im Sommer kommenden Jahres auslaufen zu lassen. Das Erzbistum wolle sein Engagement in Zukunft auf die beiden St.-Ursula-Schulen konzentrieren und hier 15 Millionen Euro investieren – unter anderem in den Bau einer Mensa. Dafür gebe man mit Bedauern das Tagesinternat auf.

Die Konsequenz: Die etwa 30 Mitarbeiter müssen sich eine neue Arbeitsstelle suchen. Und wie die betroffenen Kinder ab Sommer 2023 nach Schulschluss betreut werden, ist derzeit noch völlig unklar. Die Nachricht aus Paderborn hatte bei den Eltern für Entsetzen und Unverständnis gesorgt, vor allem über die Art und Weise, wie sie von dem bevorstehenden Aus erfahren hatten – und zwar aus der Presse. Sie werfen dem Erzbistum daher in einem Schreiben, das unserer Redaktion vorliegt, die Verbreitung von Unwahrheiten, ein überhebliches Auftreten und das Abschmettern von Lösungsvorschlägen vor.

Eltern fordern Hilfe

Nun mischt sich auch die Politik ein. Die Fraktionsvorsitzenden von CDU, SPD, Grünen, FDP und UWG fordern den Träger in einem gemeinsamen Schreiben dazu auf, „die Übergangszeit für die Schließung zu verlängern, damit alle Betroffenen und Beteiligten eine vernünftige Übergangslösung eruieren können.“ Dafür brauche es einen runden Tisch, „um gemeinsam mit Ihnen (dem Erzbistum, Ann. der Red.) und anderen möglichen Trägern nach Lösungen für die Zukunft zu suchen.“

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Genau das fordern auch die betroffenen Eltern in ihrem Brief: „Wir brauchen für die kommende große Aufgabe, die vor uns liegt, nämlich einen schnellen und gesicherten Betreuungsplatz für unsere Kinder zu finden, jede Hilfe, die wir bekommen können.“ Bei diesem Vorhaben möchte nun auch der Stadtrat helfen und eine Vermittlerrolle übernommen. Eine solche hatte Bürgermeister Christian Pospischil (SPD) vor einigen Tagen im Gespräch mit dieser Redaktion auch schon angeboten.

Besteht die Betreuung bis Sommer 2023?

Der Stadtrat respektiere zwar die betriebswirtschaftliche Entscheidung des Erzbistums, die Fraktionschefs kritisieren aber offen, dass die zukünftige Betreuung der Kinder vor der Schließungsankündigung nicht geklärt worden sei. Mehr noch: „Zusätzlich ist zu erwarten, dass sich die Mitarbeitenden umgehend um neue Stellen bewerben, so dass das zugesagte Betreuungsangebot wahrscheinlich nicht mehr bis zur endgültigen Schließung gewährleistet ist.“ Dies betrifft nicht weniger als 80 Kinder, die nach der Schule ins Tagesinternat gehen, dort ihre Hausaufgaben unter den Augen von pädagogisch ausgebildeten Fachkräften erledigen und ihre Freizeit verbringen, ehe sie abends nach Hause gehen.

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Monsignore Joachim Göbel, Bereichsleiter Schule beim Erzbistum in Paderborn, hatte den Eltern in einem Schreiben zwar die Absicht mitgeteilt, auch im kommenden Schuljahr 2022/23 den Betrieb aufrecht halten zu wollen. Allerdings schränkte er auch gleich ein: „Da aber sicher (...) Mitarbeiter neue Stellen suchen und annehmen werden, kann ich über den Umfang der möglichen Leistungen im Moment noch nichts Genaues sagen.“

Deswegen fordert nun auch die Attendorner Politik, die den guten Ruf und die lange Historie der Institution Collegium Bernardinum hervorhebt, den Träger dazu auf, sich erst dann aus der Verantwortung zu ziehen, wenn klar ist, wie die betroffenen Kinder in der Zukunft betreut werden. „Mit diesem Entgegenkommen würden Sie vielleicht auch den Imageschaden für die katholische Kirche hier in Attendorn abwenden oder zumindest abmildern“, beenden die Fraktionschefs ihren Brief mit klaren Worten.