Attendorn. Das traditionsreiche Osterbrauchtum in Attendorn kehrt nach zweijähriger Corona-Abstinenz zurück. Für Janik Klement wird es besonders spannend.

Nach zweijähriger Corona-Zwangspause wird in Attendorn wieder das traditionsreiche Osterbrauchtum gefeiert. Darauf freut sich auch Janik Klement, der junge Poskevatter der Waterpoote. Der 28-Jährige wurde im letzten Jahr zum Nachfolger von Daniel Köster gewählt, der 20 Jahre lang an der Spitze des Osterfeuervereins aus dem Wassertor stand. Unser Reporter Martin Droste, ebenfalls Poskebruder, sprach mit Janik Klement über das einzigartige Osterbrauchtum und die Beeinträchtigungen durch die Pandemie.

Du bist nach Dr. Reinhard Drexelius, Otto Hellner, Herbert Klement und Daniel Köster erst der fünfte Poskevatter in der langen Geschichte der Waterpoote. Herbert „Büffel“ Klement war dein Großvater. Was hätte der Opa wohl gesagt, als du zum Poskevatter gewählt worden bist?

Janik Klement: Der Gedanke, irgendwann selbst Poskevatter zu werden, ist mir ja nicht erst kurz vor der Wahl gekommen. Dieser wuchs über Jahre heran und auch im Austausch mit meinem Opa „Büffel“ zu dessen Lebzeiten. Daher weiß ich ganz sicher, dass er froh und sicherlich stolz wäre. Ich hoffe, ich reiche irgendwann einmal an das heran, was er für den Verein geleistet hat.

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Du bist auch im Karneval engagiert und leitest die Wagenbaugruppe Bremge-Bürberg. Da geht sicherlich viel Freizeit drauf. Willst du beides weitermachen?

Ich habe bei den Wagenbauern meinen Vater beerbt und mir liegt sehr viel daran. Klar ist aber auch: Ohne solch wahnsinnig eifrige Mitglieder und meine Freundin, die mir hier jederzeit den Rücken frei hält, wäre das, neben dem Beruf, wohl nicht zu bewältigen. Die Antwort auf die Frage lautet daher: Ja, es geht in beiden Vereinen für mich weiter, solange es geht.

Die Corona-Pandemie hat die drei großen Attendorner Feste gestoppt: Ostern, Karneval und Schützenfest. Jetzt geht es mit dem Osterbrauchtum wieder los. Dir dürften doch ein paar Steine vom Herzen gefallen sein?

Nachdem wir die erste Hiobsbotschaft dieses Jahres verdaut haben, die Coronasituation um die Wagenbauer-/Karnevalszeit, dürften wohl alle heilfroh gewesen sein, dass wir unser Brauchtum wieder aufleben lassen und erleben können. Die Brocken, die mir da vom Herzen gefallen sind, darf sich jeder selbst ausmalen, da es mein erstes richtiges Jahr im Amt wird. Ich freue mich darauf.

Das Attendorner Osterbrauchtum wird organisatorisch neu aufgestellt. Die vier Po(o,r)ten werden eigenständig und erhalten feste Satzungen. Wie weit ist die Waterpoote?

Wir haben unsere Mitglieder- und Gründungsversammlung abgehalten und damit den Grundstein gelegt für die Änderungen, die anstehen. Wobei ich ausdrücklich erwähnen möchte, dass unser Interesse darin lag, möglichst unser Brauchtum so zu belassen, wie es ist und nur unsere rechtliche Struktur an die Zeit und die Zukunft anzupassen.

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War die Entscheidung bei euch in der Waterpoote umstritten? Gab es Gegenstimmen?

Zu sagen, es hätte sich gar kein Widerstand geregt, wäre sicherlich nicht richtig. Wir haben jedoch versucht, mit Infoabenden alle Fragen und Kritiken anzugehen und Anregungen aufzunehmen. Zu guter Letzt kamen wir zu dem Ergebnis, dass wir die Umstrukturierung als Poote gemeinsam angehen wollen und auch guten Gewissens können.

Erst frühlingshafte Temperaturen, dann Schnee und Eis. Die Waterpoote hat trotz des Winterwetters vor einer Woche Holz gestellt. Andere Po(o,r)ten sind zuhause im Warmen geblieben. Hast du auch daran gedacht?

Das kam für mich überhaupt nicht in Frage. Auch nicht für über 80 Poskebrüder und Kinder, das hat mich positiv überrascht. Meine Entscheidung sehe ich also bestätigt. Man könnte sagen, wir haben unsere Ostereiersuche ein wenig vorgezogen und unter einer ganz manierlichen Schneedecke nach Bürden gesucht. Diese Suche wurde reichlich belohnt.

Mal ehrlich. Du hast dir in den letzten Wochen angesichts der desolaten Situation im Stadtwald doch bestimmt Gedanken gemacht, wo die Fichtenstämme für die Osterkreuze herkommen?

Diese Gedanken sind allen Poskebrüdern und -vätern gekommen. Im Gespräch mit der Kirche und unserer Stadt Attendorn ließ sich jedoch schnell die enorme Unterstützung bemerken. Kaum war das Thema angesprochen, erklärten sich beide Seiten bereit, aus ihren noch vorhandenen Beständen die Kreuze zur Verfügung zu stellen. An dieser Stelle noch einmal ein großes Dankeschön.

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Die Fichtenstämme werden Karsamstag auf beiden Seiten des Dünnekenbergs geschlagen. Was hältst du von dieser Lösung?

Die Zeiten, in denen wir direkt vor unserem Osterkopp schlagen können, sind leider Vergangenheit. Aber mal ehrlich. Bei diesem Voranschreiten des Borkenkäfers bin ich froh, überhaupt noch Kreuze schlagen zu können und dann noch in moderater Stadtnähe. Die Lösung Dünnekenberg ist mir daher sehr willkommen und es sind in unmittelbarer Nähe schon lange vor meiner Zeit hier Kreuze geschlagen worden. Kurzum: nach alter Väter Sitte.

Was macht für dich das Besondere des Attendorner Osterbrauchtums aus?

Für mich ist es ein Teil meines Lebens. Das größte an diesem Brauchtum sind die einfachsten Dinge: die Fleischwurst am Feuer, der Fleischhauer unter Freunden, an dem sich die Geister scheiden, oder die offene Runde, bei der jeder willkommen ist, der sich zugehörig fühlt oder den Anschluss finden will. Ein wichtiger Punkt dürfte für viele wohl auch sein, dass trotz einer so unfassbar schnelllebigen Welt unser Brauchtum Beständigkeit beweist, egal wie viele Neuerungen die Welt hervorbringt. Unsere Bürde wird nächstes Jahr noch genauso gebunden wie im letzten Jahr.

Zur Person

Janik Klement wurde am 27. Januar 1994 geboren.

Er besuchte die Katholische Hauptschule in seiner Heimatstadt Attendorn. Nach dem Abschluss absolvierte er eine Ausbildung zum Zimmermann sowie im Bauhandwerk und ist heute Maurer- und Betonbaumeister.

In seiner Freizeit engagiert er sich intensiv für seine Hobbies Ostern und Karneval.

Familienstand: in festen Händen.

Glaubst du, dass die Corona-Pandemie Folgen für das Osterbrauchtum hat? Wie sieht es bei euch in der Waterpoote mit jungen Leuten aus?

Ich war anfänglich der Meinung, es wird den einen oder anderen Verein, egal ob Sport oder Kultur, hart treffen und das hat es auch. Was unseren Osterfeuerverein Waterpoote angeht, habe ich eine sehr angenehme Auswirkung zu spüren bekommen. Wir haben sehr viele neue Gesichter, die mit buchstäblichem Feuereifer dabei sind und ihrerseits neue Leute anwerben. Ich blicke daher zuversichtlich in die Zukunft. Meine Poote ist bekanntermaßen in der Generation 18 bis 30 sehr breit aufgestellt, ein durchaus schönes Gefühl.

Eine brisante Frage für einen Attendorner Poskebruder. Kannst du dir vorstellen, dass es irgendwann mal eine einheitliche Schreibweise gibt oder bleibt es bei den Poorten, Pooten oder Poten?

Das lässt sich leicht beantworten, das ist durchaus denkbar. Ich weiß auch nicht, warum sich bis heute drei Pooten falsch schreiben. Wir leben seit Jahrzehnten vor, wie es zu schreiben ist: Waterpoote.

Du bist leidenschaftlicher Poskebruder und Karnevalist. Feiert Janik Klement auch Schützenfest?

Wie heißt es so schön: Man kann nicht auf allen Hochzeiten tanzen. Ich feiere nicht komplett alles mit, aber in der Regel bin ich an dem ein oder anderen Tag auf unserem schönen Schützenfest anzutreffen.