Attendorn. Viele Stunden haben die Wagenbauer in Attendorn in ihre Motivwagen investiert. Alles umsonst. Karneval fällt aufgrund von Corona erneut aus.
Bis zuletzt hatten Jannik Klement, Chef der Wagenbaugruppe Bremge-Bürberg, und seine Freunde gehofft, dass im Jubiläumsjahr der Stadt Attendorn der traditionsreiche Veilchendienstagszug laufen kann. Doch die Corona-Pandemie macht auch 2022 wieder einen dicken Strick durch alle närrischen Planungen. Zum zweiten Mal hintereinander fallen die Umzüge und alle anderen Karnevalsveranstaltungen in Kattfilleria aus. „Alles steht wieder auf der Kippe. Wir sind nicht weiter als im letzten Jahr. Es fühlt sich beschissen an“, redet Klement Klartext.
Dabei haben die Wagenbauer von Bremge-Bürberg schon viele Stunden Arbeit in ihren Motivwagen für 2022 investiert. „Ende Sommer 2021 haben wir angefangen und unseren Wagen kernsaniert“, sagt Jannik Klement, der junge Chef der Wagenbauer. Mit dem Bau ihres neuen Karnevalwagens hat die Gruppe „im September richtig angefangen“, berichtet der 27-Jährige. Klement ist gelernter Zimmermann sowie Maurer- und Betonbau-Meister, also ein Mann vom Fach. Seine handwerklichen Qualitäten sieht man den imposanten Großwagen der jungen Gruppe, darunter viele weibliche Mitglieder, an.
Viel Phantasie und Arbeit
Auch als die große Halle der Karnevalsgesellschaft „Die Kattfiller“ wegen Corona Ende vergangenen Jahres geschlossen wurde, hatte Jannik Klement die Hoffnung noch nicht ganz aufgegeben, den fast fertigen Wagen doch noch in einem Umzug präsentieren zu können. „Wir hätten es bis Veilchendienstag geschafft“, ist er überzeugt. Bis zum 27. Dezember – dann ging in der Halle nichts mehr – werkelten die Wagenbauer von Bremge-Bürberg an ihrem Projekt „Atlantis“, benannt nach dem versunkenen sagenhaften Inselreich. Wie in jedem Jahr hatte die seit 1980 bestehende Gruppe viel Phantasie und Arbeit in ihre aufwändigen Motivwagen gesteckt.
Um für den Fall der Fälle vorbereitet zu sein, bauten Janik Klement und seine Mitstreiter vor der Hallenschließung die große Neptun-Figur ab, um sie zu Hause fertigzumachen. „Wir haben alles versucht“, so der 27-Jährige. Aber in der Wagenbauhalle war schon vor der Schließung nichts mehr so, wie es vor Veilchendienstag 2020 war. Da kam auch der Karneval in Attendorn mit einem dicken blauen Auge davon. Nur wenige Tage später, dann wäre der närrische Lindwurm wegen der anrollenden Corona-Pandemie wohl schon damals abgesagt worden.
Hoffnung nicht erfüllt
„Der Karneval war die letzte Großveranstaltung, die stattgefunden hat und ich hätte mir gewünscht, dass es wieder die erste Veranstaltung gewesen wäre, die normal laufen würde.“ Diese Hoffnung von Jannik Klement hat sich nicht erfüllt. Direkt nach dem Umzug vor zwei Jahren hatte Bremge-Bürberg das Motiv „Atlantis verzaubert“ für den nächsten Veilchendienstagszug angemeldet. Der wird frühestens 2023 durch die Straßen von Klein-Köln ziehen.
+++ Das könnte Sie interessieren: Wie der Attendorner Frank Selter ohne Karneval auskommt +++
So ganz blauäugig ist die Gruppe um Klement aber nicht gewesen. „Wir haben ein Motiv gewählt, dass auch im nächsten Jahr laufen kann“, sagt der 27-Jährige. Das hatte Zugleiter Frank Brettschneider seinen Wagenbauern bei der ersten und einzigen Besprechung der Karnevalssession Ende November 2021 im „Hotel Himmelreich“ empfohlen (wir berichteten). Brettschneider damals: „Wir versuchen alles möglich zu machen. Aber wir wissen auch nicht, was weiter passiert. Straßenkarneval ist möglich, wenn das Land und die Gesundheitslage es zulassen.“
+++ Lesen Sie hier: Karneval im Kreis Olpe: Absage trifft Narren ins Herz +++
Unter 2G-Regeln durfte in den folgenden Wochen in der Wagenbauhalle gearbeitet werden. Aber längst nicht alle Gruppen haben angefangen zu bauen. Vielen Wagenbauern fehlt im zweiten Coronajahr die Motivation. Bezeichnend: Es war noch nie so einfach, einen Parkplatz direkt vor der Halle zu bekommen. „Man hat die Unsicherheit gemerkt“, weiß Jannik Klement. Und er befürchtet Konsequenzen für die nächsten Jahre. „Vielleicht denkt sich der eine oder andere, es geht auch ohne Karneval.“ Für Klement und Bremge-Bürberg gilt das offensichtlich nicht. Weil ihr Atlantis-Motivwagen fast fertig gebaut ist, schließt der Chef der Gruppe nicht aus, für 2023 einen zweiten Wagen anzumelden.
Einen bangen Blickt wirft Jannik Klement, vor einigen Monaten neugewählter Poskevatter der Waterpoote, schon in Richtung Ostern. „Mit Händen und Füßen“ will er sich gegen die erneute Absage des Osterbrauchtums wehren, das in der Hansestadt mindestens genauso wichtig ist wie Karneval. Dass es im Stadtwald wohl keine geeigneten Fichtenstämme mehr für die Osterkreuze gibt, ist für den Mann aus dem Wassertor das kleinere Problem. „Dann müssen wir die Bäume halt importieren.“