Attendorn. Der Osterfeuerverein Attendorn steht vor einer neuen Zeitrechnung. So wird Pfarrer Andreas Neuser bald nicht mehr 1. Vorsitzender sein.

Seit der Gründung des Osterfeuervereins Attendorn im Jahr 1930 und der Eintragung ins Vereinsregister ein Jahr später steht traditionell der Pfarrer der katholischen Kirchengemeinde St. Johannes Baptist als 1. Vorsitzender an der Spitze des Gesamtvereins mit seinen vier Unterabteilungen, den Po(o,r)ten. Das wird sich aus Versicherungs- und Haftungsgründen ändern und ist nicht die einzige gravierende Veränderung in der langen Geschichte des organisierten Attendorner Osterbrauchtums.

Die Änderungen im Einzelnen: Der Gesamtverein bleibt bestehen, erhält aber eine neue Vorstandsstruktur und eine zeitgemäße Satzung. Auch muss ein Nachfolger für Dechant Andreas Neuser als 1. Vorsitzender gewählt werden. Die vier Po(o,r)ten – das sind die nach den ehemaligen Stadttoren benannte Waterpoote, Niederste Poorte, Kölner Poorte (gegründet 1922) und Ennester Pote – werden eigenständig und erhalten ebenfalls Satzungen, die an das neun Seiten umfassende neue Statut des Osterfeuervereins angelehnt sind. „Der Pastor darf aus kirchenrechtlichen Gründen nicht mehr Vorsitzender sein“, erklärte Olaf Homberg, 2. Vorsitzender des Gesamtvereins und Kassierer der Waterpoote, im Gespräch mit unserer Zeitung.

Als eigenständige Vereine gründen

Ein entsprechendes Schreiben liege schon länger auf dem Tisch von Pfarrer Andreas Neuser. Nicht nur aus diesem Grund bestand für die Verantwortlichen für das einzigartige Attendorner Osterbrauchtum Handlungsbedarf. Auch satzungsmäßig musste nach Rücksprache mit Notar Sascha Koch nachgebessert werden.

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So wollte die Kölner Poorte vor zwei Jahren ihren langjährigen Chef Hans-Josef „Hansel“ Gerbe zum Ehrenposkevater wählen. Gerbe wäre nach Herbert „Allo“ Neu der zweite Ehrenposkevater in den Reihen der Poskebrüder vom Kölner Tor gewesen. Die aktuelle Satzung des Gesamtvereins, so Olaf Homberg, lässt laut Satzung aber nur jeweils einen pro Po(o,r)te zu. Und weil die vier einzelnen Abteilungen nicht eigenständig und auch nicht im Vereinsregister eingetragen sind, gibt es hier auch keine klaren Verantwortlichkeiten. Deshalb hat sich der Gesamtverein zu einem großen Wurf entschlossen, der in der Geschichte des Attendorner Osterbrauchtums einschneidend ist.

Was das Brauchtum ausmacht

Ganz besonders am Herzen liegt Olaf Homberg die Präsentation des einzigartigen Attendorner Osterbrauchtums am Samstag, 5. März 2022, auf dem Alten Markt. Bei dieser gemeinsamen Veranstaltung der vier Po(o,r)ten wird alles gezeigt, was zum Osterbrauchtum gehört: Fackeln machen, Bürden binden, Wurst essen usw. Ein geschlagenes Osterkreuz soll auf den Platz getragen und ein kleines Osterfeuer angezündet werden.Fest im Blick haben die Organisatoren auch das traditionelle Brotbacken am Pfingstmontag 2022 in Bremge, Ausrichter ist die Niederste Poorte, und die Veranstaltungen vom 12. bis 21. August 2022 rund um den Kohlenmeiler auf dem Osterkopp der Waterpoote. Dabei kann sich der Verein auf die professionelle Arbeit der beiden Köhler Georg Sasse und Christoph Kordes verlassen.

Der Zeitplan sieht laut Olaf Homberg, der als 2. Vorsitzender neben Pfarrer Andreas Neuser (1. Vorsitzender) und Dieter Hundt (Geschäftsführer) an der Spitze des Osterfeuervereins steht, wie folgt aus: Am Freitag, 5. November, wird um 19 Uhr im Restaurant Himmelreich die 2020 ausgefallene Generalversammlung des Gesamtvereins nachgeholt. Dabei wird auch die neue Satzung vorgestellt, die ein Führungsteam mit 1. und 2. Vorsitzenden sowie Kassierer und Schriftführer vorsieht. „An diesem Abend wird aber noch nicht über die neue Satzung abgestimmt“, betont Olaf Homberg, der als 2. Vorsitzender zur Wahl steht.

Weiter geht es nach Karneval 2022, wenn die vier Po(o,r)ten traditionell ihre Versammlungen durchführen. Am Wochenende 11./12. März 2022 sollen sich die Waterpoote, Niederste und Kölner Poorte sowie Ennester Pote als eigenständige Vereine mit einer verbindlichen Satzung gründen.

100 Wahlberechtigte müssen da sein

Eine Woche später – am Freitag, 18. März – ist die Generalversammlung des Osterfeuervereins Attendorn vorgesehen, auf der die Neufassung der Satzung und die Wahl eines neuen Vorstandes auf der Tagesordnung stehen. Auf dieser Versammlung müssen mindestens 100 wahlberechtigte Poskebrüder anwesend sein und die neue Satzung mit einer Dreiviertelmehrheit beschließen.

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Zuvor wird um 18 Uhr die das Osterbrauchtum beschreibende Stele auf dem neugestalteten Kirchplatz eingeweiht. Die aus Cortenstahl und Glas bestehende Stele hat die Form einer Osterfackel (wir berichteten). Die Säule beinhaltet in buntem Kirchenglas die Ostersymbole in der Reihenfolge: Aschenkreuz, Bürde, Palmzweig, das alte Horn, das am Karfreitag und Karsamstag ertönt, Attendorner Ostersemmel, Osterkerze, Weihwasser, Osterkreuz und als krönender Abschluss die vier Lüchten.