Drolshagen. 62-Jähriger aus Olpe übernimmt den „Kiosk Kalberschnacke“ in Drolshagen. 30 Jahre lang begleitete er Stars auf Tour, unter anderem „Die Ärzte“.
„Bock auf Rente habe ich noch nicht“, sagt Michael Schneidewind. Der 62-Jährige sitzt auf einem umgedrehten Bierkasten und zieht an seiner Zigarette. Er schaut zufrieden auf die gleichmäßige Wasseroberfläche der Lister. Das Bild wird er in Zukunft öfter genießen können. An seinem neuen Arbeitsplatz. Denn ab dem 1. April übernimmt er den „Kiosk Kalberschnacke“ direkt gegenüber der beliebten Badestelle in Drolshagen.
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Mit der Gastronomie kam der gebürtige Olper schon früh in Berührung. „Ich habe angefangen als Maschinenbauer zu arbeiten und war dann am Wochenende in der Gastro unterwegs. Servieren, zapfen, alles Mögliche“, erzählt Schneidewind. Erst im Madras Pub in der Westfälischen Straße in Olpe, später im „Goldenen Löwen“ und „Die Villa“. Angewiesen war er darauf nicht; die Aushilfsjobs sollten vielmehr seine Hobbys finanzieren: Auto, Motorrad und Reisen.
Auf Tour durch ganz Europa: Von Volbeat bis Helene Fischer
Reisen konnte er später vor allem in seinem neuen Job, als Tourbegleiter und Verantwortlicher für das Merchandising für Künstler, die unter Vertrag bei „Universal Music“ standen. Ob Volbeat, Die Ärzte oder Helene Fischer – Michael Schneidewind hat schon für viele Stars der Musikszene gearbeitet. Mit einigen ist er bis heute per du. Er reiste durch ganz Europa, übernachtete viel in Hotels. Ein Leben voller Abenteuer und Anekdoten. „Es war eine aufregende Zeit, die ich in guter Erinnerung behalte“, erzählt er schmunzelnd und zieht noch mal an seiner Zigarette.
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Dann kommt Corona. Und mit dem Lockdown ein abruptes Ende von Auftritten, Konzerten und Touren. „Die ganze Veranstaltungsbranche hatte plötzlich Zwangsurlaub“, so Schneidewind. Inklusive ihm selbst. Er beantragt zwar Corona-Soforthilfe, doch die sei „lediglich ein Witz gewesen“. Weitestgehend lebt er vom Ersparten.
Eines Tages spricht er einen Bekannten an, der als Vertreter bei der Krombacher Brauerei arbeitet. Ob er wisse, welche Gastro-Location in der Umgebung einen neuen Pächter suche. Vielleicht gebe es dort eine Möglichkeit, wieder einzusteigen und an frühere Tage anzuknüpfen. Ein paar Tage später meldet sich der Bekannte – mit den Worten: „Ich hab’ da was für dich, aber ich weiß nicht, ob das wirklich was für dich ist.“ Doch Schneidewind ist sofort Feuer und Flamme für den „Kiosk Kalberschnacke“. „Hier zu arbeiten, mit diesem Ausblick, dort, wo andere Urlaub machen, ist doch das Beste, was mir passieren konnte! Hierhin bin ich schon mit 15 Jahren mit dem Mofa gefahren, habe mich mit den Jungs auf das Geländer gesetzt, dummes Zeug gequatscht und Mädels hinterhergeguckt“, schwelgt er in Erinnerungen und lacht.
Aushilfen werden noch dringend gesucht
Offiziell ist Schneidewind seit dem 1. Januar 2022 Pächter des Kiosks, zum ersten Mal öffnen wird der 62-Jährige jedoch erst mit Saisonstart am 1. April. Wie für einen Schnellimbiss üblich, wird es Pommes, Kartoffelsalat, Bockwurst, Hähnchen-Nuggets und am Wochenende auch mal Eintopf geben. Sowohl gekühlte als auch Heißgetränke sind im Angebot. Und, für Badegäste im Sommer ganz wichtig: Eis aus der Tiefkühltruhe. 40 Sitzplätze an acht Tischen stehen zur Verfügung, Speisen und Getränke gibt es aber natürlich auch „to go“.
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Schneidewind wird den Kiosk vorerst zusammen mit seinem 17-jährigen Neffen betreiben. Eine Dauerlösung ist das – vor allem im Hinblick auf den Sommer – allerdings nicht. Denn dann soll der Kiosk von 10 bis 21 Uhr durchgängig geöffnet sein. „Ich suche händeringend Aushilfen, die Lust an dem Job haben“, meint Schneidewind. „Ich zahle auch mehr als den Mindestlohn.“
Die Saison an der Kalberschnacke geht bis zum 31. Oktober. Dann geht auch der Kiosk wieder vorübergehend in den Winterschlaf – und Michael Schneidewind womöglich auf Reisen. „Ich könnte mir vorstellen, in Asien zu überwintern, da war ich noch nicht. Oder vielleicht gehe ich auch auf die Kanaren, da habe ich viele Freunde.“ So oder so: Er ist glücklich wieder in seiner Heimat arbeiten zu können. Dort, wo er zufrieden auf das Wasser schauen kann.
>>> ZULETZT IMMER WENIGER PERSONAL
- Zuletzt hatten Rebecca und André Kattwinkel zusammen mit dem Team der Hunswinkler Gaststätte „Zur Listertalsperre“ den Kiosk betrieben. Weil es zuletzt aber immer weniger Personal gab, so Schneidewind, habe man den Kioskbetrieb aufgegeben.
- Öffnungszeiten: Täglich von 11 bis 20 Uhr; im Sommer von 10 bis 21 Uhr.