Olpe. Jaqueline Hardenacke und Isabell Henkel aus Olpe wollen ihre persönlichen Grenzen überschreiten. Warum sie dafür vor dem Sonnenaufgang aufstehen:

„Eigentlich sind wir Langschläfer und absolute Morgenmuffel“, sagt Isabell Henkel und schaut ihre Freundin Jaqueline Hardenacke vielsagend an. Beide lachen. Die 28-Jährigen aus Olpe haben ihrem inneren Schweinehund allerdings den Kampf angesagt. Sie wollen aus ihrer Komfort-Zone ausbrechen, kleine Abenteuer im Alltag erleben und neue Routinen für sich schaffen. Dafür stehen sie jeden Morgen kurz vor Sonnenaufgang auf und machen Sport in der Natur. Auf ihrem Instagram-Account „Über Stock und über Stein“ teilen sie ihre Eindrücke – authentisch, bodenständig und witzig.

Auch das gehört Mal dazu: ein Radler nach einer Trainingseinheit.  
Auch das gehört Mal dazu: ein Radler nach einer Trainingseinheit.   © Unbekannt | Privat

Sport haben die beiden Freundinnen schon immer gerne zusammen gemacht. „Auch wenn man es uns nicht ansieht“, schreiben sie in ihrer Vorstellung bei Instagram. Um Schönheitsideale, Diäten und Optimierungswahn soll es aber auch gar nicht gehen. Für sie steht der Spaß an der Bewegung, an einem Ort, an dem sie sich wohlfühlen, im Mittelpunkt. „Wir sind Naturmenschen und waren schon immer gerne draußen“, sagt Jaqueline. Sport – zumindest in einer routinierten Form – haben die beiden jedoch überwiegend drinnen gemacht. Ganz klassisch im Fitnessstudio. „Das hat uns aber überhaupt nicht gefallen. Es war irgendwie langweilig, weil es immer den gleichen Ablauf gab. Und es hat uns gestört, dass man selbst bei gutem Wetter reingeht, um dort Sport zu machen“, meint Isabell.

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Raus aus dem Fitnessstudio, weg von Vergleichen mit anderen

Gleichzeitig sei das Fitnessstudio ein Ort, an dem man sich vergleiche. „Ich hatte nie das Gefühl, dass man dabei richtig abschalten konnte. Meistens hat man sich dann doch darüber unterhalten, wie der Tag war und was bei der Arbeit los war“, erzählt Jaqueline. Die Freundinnen haben zusammen Ihre Ausbildung zur Erzieherin gemacht und später noch Sozialpädagogik in Köln studiert. Heute arbeiten sie im Josefshaus Olpe, einem heilpädagogischen Heim für Kinder und Jugendliche. Es ist eine anspruchsvolle, oft auch emotional belastende Aufgabe. Ein Ausgleich, bei dem der Kopf pausieren kann, ist dabei umso wichtiger. Mit ihrem individuellen Kraft-Intervall-Training in der Natur haben Jaqueline und Isabell diesen gefunden.

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Und warum das Ganze im Morgengrauen? „Weil wir im Schichtdienst arbeiten, ist eine gewisse Unregelmäßigkeit in unserem Arbeitsalltag drin. Indem wir morgens rausgehen, wunderschöne Sonnenaufgänge erleben und jeden Morgen neue Dinge sehen, schaffen wir uns eine Regelmäßigkeit“, erklärt Jaqueline. Das frühe Aufstehen – auch wenn es jeden Tag schwerfällt – und dazu die Bewegung an der frischen Luft gibt ihnen Kraft für den Tag. Auch mental. „Und es ist auch ganz schön, wenn man abends dann noch etwas vom Partner hat oder auch einfach nur ruhigen Gewissens auf der Couch sitzen kann“, meint Isabell.

Bei „Über Stock und über Stein“ – übrigens eine Zeile aus dem Kinderlied „Hopp, hopp, hopp, Pferdchen lauf Galopp!“ – geht es vor allem ums Ausprobieren. Auch bei den Locations. Einige kennen sie noch aus ihrer Kindheit, wie den „Waldweg Grenzenlos“ in Olpe. „Aber es gibt so viele Trimm-dich-Pfade in der Umgebung, die in Vergessenheit geraten sind. Das möchten wir ändern“, sagt Jaqueline. „Wir möchten auf jeden Fall unsere Gegend supporten. Da kann es auch mal vorkommen, dass wir auf Sauerländer Platt herumfrotzeln.“

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Auch Momente des Scheiterns werden gezeigt

Für ihr Outdoor-Training nehmen sich Jaqueline und Isabell jeden Morgen ein bis eineinhalb Stunden Zeit. Darin inbegriffen sind Warm-up, Walken oder Joggen und Kraftübungen mit dem eigenen Körpergewicht. „Oft nutzen wir dafür auch Bänke oder Äste, die wir gerade vor Ort finden“, so Jaqueline. Vieles passiere intuitiv. Sport-Profis – das sagen sie selbst – sind sie nicht. „Auf gar keinen Fall“, mein Isabell und lacht. „Wir sind immer offen für Vorschläge, was man noch und wo machen könnte.“ In erster Linie gehe es darum, Spaß an der Bewegung zu haben und vielleicht noch den ein oder anderen zu motivieren. Und das nicht mit Perfektionismus. „Wir nehmen auch die Momente auf, die nicht klappen. Scheitern ist völlig okay.“

Jaqueline Hardenacke macht Ausfallschritte auf der sogenannten „Himmelsleiter“ in Olpe.  
Jaqueline Hardenacke macht Ausfallschritte auf der sogenannten „Himmelsleiter“ in Olpe.   © Unbekannt | Privat

Seit knapp drei Wochen stellen sich die beiden Freundinnen ihrem täglichen Schweinehund. Bislang hatten sie Glück mit dem Wetter. Aber was, wenn Regen, Wind oder Schnee kommt? „Dann wird die Funktionsklamotte und das Imprägnier-Spray ausgepackt“, gibt sich Jaqueline selbstbewusst. Für dunklere Tage wollen sich die beiden noch Stirnlampen besorgen.

>>> GRENZERFAHRUNGEN

  • Zu ihren Challenges gehören auch Grenzerfahrungen: So waren Jaqueline und Isabell Mitte März Eisbaden in der Lister an der Campinganlage Gut Kalberschnacke – im 3 Grad kalten Wasser.
  • Mehr Eindrücke von ihrer Reise gibt es auf Instagram unter „ueber_stock_und_ueber_stein“.