Kreis Olpe. Die meisten Gastronomen im Kreis Olpe freuen sich über die neue Lockerungen. Doch Corona hat Spuren hinterlassen – und die Unsicherheit bleibt.

Die Gastronomie atmet auf: Ab Freitag, 4. März, gilt im Gaststätten- und Hotelgewerbe nur noch die 3G-Regel (geimpft, genesen, getestet). Es ist der zweite von drei Öffnungsschritten, auf den sich Bund und Länder geeinigt haben. Damit soll wieder ein Stück Normalität und Zuversicht zurückkehren. Wie optimistisch blicken die Gastronomen im Kreis Olpe auf diese Lockerung?

Umsatzeinbußen in der Gastronomie waren 2021 höher als 2020

„Die Katastrophe ist immer noch da“, sagt Bernhard Schwermer, Wirt im Rhein-Weser-Turm und Vorsitzender des Hotel- und Gaststättenverbands Dehoga im Kreis Olpe. Laut Zahlen des Statistischen Bundesamtes hat die Gastronomie im Jahr 2021 Einbußen in Höhe von über 40 Prozent im Vergleich zum Vor-Corona-Jahr 2019 gemacht. Damit ist das vergangene Jahr noch mal finanziell belastender gewesen als 2020 (- 39 Prozent). Trotzdem sei die 3G-Regelung in der Gastronomie eine erhebliche Erleichterung, ein „Lichtblick am Horizont“.

„Wir hoffen, dass sich die Lage in sechs bis acht Wochen wieder halbwegs normalisiert hat“, sagt Schwermer. Das frühlingshafte Wetter beflügele zusätzlich, mehr Menschen hätten dadurch wieder mehr Lust auszugehen. Schwierig bleibe aber die Personalsituation. „Aktuell haben wir zwei unbesetzte Stellen, eine in der Küche, eine im Service. Wir stehen im ständigen Kontakt mit dem Arbeitsamt“, so Schwermer. Zumal Corona-Infektionen vermehrt zu Ausfällen wegen der angeordneten Quarantäne führten. Erst am Donnerstagmorgen erfuhr Schwermer, dass eine Mitarbeiterin für die Dauer der Quarantäne ausfallen wird, da ihre Tochter sich womöglich in der Kita mit Corona angesteckt hat.

Trotz aller Probleme und Unwägbarkeiten während der Pandemie habe Schwermer nie sein sonniges Gemüt verloren. Er blickt nicht weiter nach hinten. „Corona ist jetzt zweitrangig, wir haben jetzt andere Probleme“, sagt er und spielt damit auf den Ukraine-Krieg und die daraus resultierende Not der Geflüchteten an. Das Gastronomie- und Hotelgewerbe im Kreis Olpe möchte helfen und Zimmerkapazitäten zur Verfügung stellen.

Wirte hoffen durch die 3G-Regelung auf mehr Kunden

Nach wie vor schleppend läuft es im Benediktiner Wirtshaus in Attendorn, daraus macht Betreiber Bujar Berisha gar kein Geheimnis. Nicht umsonst hatte das beliebte Lokal inmitten der Hansestadt für ein paar Wochen komplett dicht gemacht, weil die strengen 2G-Plus-Regeln und dadurch ausbleibende Gästezahlen an den Nerven – und dem Umsatz – zehrten. Doch jetzt blickt der Betreiber optimistisch nach vorne: „Im vergangenen Jahr haben wir mit der 3G-Regel gar keine schlechten Erfahrungen gemacht. Hinzu kommt, dass das Wetter wieder schöner wird und unsere Gäste schön bei uns auf dem Vorplatz sitzen können.“ Mit Blick auf das eigene Personal sei man zwar nicht unterbesetzt, doch „wir haben den Sommer bald vor uns und freuen uns über jede tatkräftige Unterstützung“, betont Bujar Berisha.

Marc Wisseling (Bootshaus und Goldener Löwe Olpe) freut sich nicht nur über das sonnige Wetter, sondern auch über die am 4. März startende 3G-Regel. Erleichterungen könne seine Branche gebrauchen.
Marc Wisseling (Bootshaus und Goldener Löwe Olpe) freut sich nicht nur über das sonnige Wetter, sondern auch über die am 4. März startende 3G-Regel. Erleichterungen könne seine Branche gebrauchen. © Josef Schmidt

Marc Wisseling vom Olper Bootshaus direkt am Biggesee und Betriebsleiter im Goldenen Löwen am Marktplatz strahlt Optimismus aus: „Das Wetter passt zur Freigabe mit 3G. Im Bootshaus haben wir zwar überwiegend ältere Kundschaft, die bereits überwiegend geboostert ist, aber vielleicht gibt es ja dennoch einen weiteren Schub. So langsam wird es auch Zeit.“

Nach den harten Wintermonaten ohne Weihnachtsfeiern und andere größere Veranstaltungen sei die Branche schon heilfroh, dass endlich wieder etwas Positives passiere: „Wir haben auch schon wieder jede Menge Anfragen für Hochzeits- und Geburtstagsfeiern.“ Wisseling setzt darauf, dass Corona jetzt so langsam in die Sommerpause gehe, was danach komme, sei schwer vorauszusagen: „Da können wir alle nur hoffen.“ Mit dem derzeitigen Sonnenschein, so habe er zumindest den Eindruck, weiche auch die Angst: „Irgendwie spürt man, dass die Leute lockerer werden und sich weniger Gedanken machen bei so einem Wetter.“

Geschlossene Gesellschaft: Geboostert, getestet, infiziert

Hin- und hergerissen ist Jutta Imhäuser, die das Gasthaus Tillmann in der Olper Innenstadt betreibt. „Gerade weil wir in erster Linie Gäste älteren Datums haben, gehen wir lieber auf Nummer sicher. Deswegen bleiben wir vorerst bei der 2G-Plus-Regel“, sagt die Gastronomin. Auch der Thekenbetrieb bleibt vorerst eingestellt. Am 20. März, wenn so gut wie alle Corona-Maßnahmen entfallen, werde dann auch das Gasthaus mitziehen. Ein gutes Gefühl hat Jutta Imhäuser dabei nicht: „Die Inzidenz ist ja immer noch enorm hoch.“ Erst vergangenes Wochenende sei eine geschlossene Gesellschaft zu Gast gewesen, alle waren geboostert und zusätzlich tagesaktuell getestet. „Am Montag hatten dann zwei Leute ein positives Ergebnis.“

„Wir haben uns gut vorbereitet, wenn der Ansturm auf uns zukommt“, sagt Ekrem Özkan, Inhaber des Restaurants & Hotels „Zum Landmann“ in Gerlingen. Und: „Seit vergangener Woche gibt es viele Buchungen. Gruppen mit 10, 20, 30 oder auch 50 Personen wollen kommen.“ Zwar sei jetzt schon etwas mehr los, doch die ganz große Nachfrage herrsche erst ab 20. März, wenn die Auflagen fallen. Dann wollen viele Leute ihre Weihnachtsfeier oder Geburtstage nachholen, so Özkan. Auch die Nachfrage nach Brunch sei groß: „Wir freuen uns natürlich darüber, aber wegen der Ukraine liegt ein Schatten darüber.“