Attendorn. Bürgermeister Christian Pospischil erklärt im Ausschuss, dass die Stadt erste Gespräche mit möglichen Trägern geführt hat. So geht es nun weiter.

Wenn das Tagesinternat im Collegium Bernardinum in Attendorn im Sommer kommenden Jahres schließt, droht vielen Eltern ein großes Betreuungsproblem. Vor allem die Frage, wo und von wem ihre Kinder ab Sommer 2023 nach dem Schulunterricht betreut werden, treibt die betroffenen Attendorner seit dem Tag um, als das Erzbistum Paderborn das Aus der kirchlichen Einrichtung am Nordwall bekanntgab.

Der Träger aus Ostwestfalen führt für seine Entscheidung betriebswirtschaftliche Gründe an und erklärte vor einigen Tagen in einer Pressemitteilung, dass er den Fokus auf beiden St.-Ursula-Schulen legen wolle, hier 15 Millionen Euro unter anderem in eine neue Mensa investieren werde und daher den Betrieb im Tagesinternat nicht mehr aufrecht erhalten könne.

Noch keine Antwort auf den Brief

Die Entscheidung sorgte nicht nur bei den Angestellten und Eltern, sondern auch im Stadtrat und im Rathaus für große Bestürzung. Aktuell werden im Tagesinternat nämlich nicht weniger als 80 Kinder betreut – und das unter den Augen von pädagogisch geschultem Personal. Ob das Erzbistum zumindest auf die dringende Bitte des Attendorner Stadtrates, die Übergangszeit bis zur Schließung der in Attendorn geschätzten Einrichtung zu verlängern, eingeht, steht in den Sternen. Auf einen gemeinsamen Brief aller fünf Fraktionen hat Paderborn zumindest bis Dienstag nicht reagiert. „Ein runder Tisch muss schnellstmöglich einberufen werden, um gemeinsam mit Ihnen (dem Erzbistum, Ann. der Redaktion) und anderen möglichen Trägern nach Lösungen für die Zukunft zu suchen“, heißt es in dem gemeinsamen Brief der Fraktionen.

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Das Gespräch mit möglichen Trägern für eine Betreuung hat die Stadt bereits aufgenommen, erklärte Bürgermeister Christian Pospischil (SPD) am Montagabend im Ausschuss für Soziales, Bildung, Kultur und Sport – und versprühte damit ein wenig Hoffnung: „Ich kann zumindest sagen, dass diese möglichen Träger eine grundsätzliche Gesprächsbereitschaft signalisiert haben.“ Mit welchen Trägern die Stadt Kontakt aufgenommen habe, wollte er auf Nachfrage noch nicht verraten, es seien aber solche aus dem Bereich der Jugendbildung und dem Offenen Ganztag.

Erst einmal ein Bild machen

Posipischil erklärte im Ausschuss: „Die möglichen Träger müssen sich erst einmal ein Bild machen von den Angeboten im Tagesinternat und schauen, was sie selbst anbieten könnten.“ Wenn sich dieses Bild zu einem großen Ganzen zusammengesetzt habe, sei es an der Zeit, ein Gespräch mit allen Interessensvertretern zu führen. Eine zentrale Frage sei dann auch, ob der mögliche neue Träger die Räumlichkeiten des unter Denkmalschutz stehenden Gebäudes am Nordwall nutzen kann.

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„Wenn nicht“, skizzierte der Bürgermeister, „wird es ziemlich schwierig, die 80 Kinder zusätzlich unterzubringen.“ An den städtischen Schulen, die sich schon jetzt auf den bevorstehende Rechtsanspruch im Offenen Ganztag ab 2026 vorbereiten, würden zusätzlich 80 Kinder nicht unterkommen können. Das schloss der Bürgermeister aus..

300 Essen aus Internat

Jeden Tag gehen rund 300 Essen aus dem Internat an drei Attendorner Schulen und an vier Kindergärten in der Hansestadt heraus.

Wie diese Kinder und Jugendlichen ab Sommer kommenden Jahres bekocht werden, ist derzeit noch völlig unklar.

Mittlerweile ist im Rathaus auch ein offizieller Bürgerantrag von Tanja Humberg, die einen Sohn im Internat hat, eingegangen. Die Mutter bittet die Stadt in ihrem Schreiben eindringlich darum, bei der Suche nach einem neuen Träger mitzuhelfen, was die Stadt nach den Worten ihres Ersten Bürgers auch tut. Humberg bedankte sich im Ausschuss beim Bürgermeister und betonte: „Ich hoffe, dass wir schnell zu einer Lösung kommen.“ Diese Hoffnung hat nicht nur die besorgte Mutter aus der Hansestadt.