Kreis Olpe. Das Ehrenamt im Kreis Olpe hat unter der Corona-Pandemie gelitten – und wird jetzt für ukrainische Geflüchtete gebraucht. Was Vereine tun.

Die Corona-Pandemie hat das Leben eingeschränkt. Nicht nur, aber auch das im Kreis Olpe so ausgeprägte Vereinsleben hat gelitten – vor allem im Hinblick auf die Geselligkeit. „Dass sich deswegen aber eine Demotivation im Ehrenamt eingestellt hat, können wir nicht bestätigen. Es wirkt eher so, als ob ein stärkeres Bewusstsein dafür entwickelt wurde, wie wichtig so etwas in unserer Gesellschaft ist“, meint Klarissa Hoffmann, Geschäftsführerin vom Stadtmarketingverein „Olpe aktiv“.

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Zwischenzeitlich war das Gerücht hochgekocht, dass das Olper Stadtfest im Mai deswegen so frühzeitig abgesagt worden sei, weil nicht genügend ehrenamtliche Mitarbeiter in den Vereinen gefunden werden konnten. „Das ist absoluter Quatsch“, betont Hoffmann.

Vielmehr sei es so gewesen, dass eine Entscheidung für die Ausrichtung des Stadtfestes früh gefällt werden musste. Allein die Vorbereitung und die Organisation brauche fünf Monate Vorlaufzeit. „Im Januar war die Corona-Lage noch eine ganz andere. Die Vereine mussten ihre Mitgliederversammlungen und Karnevalssitzungen absagen. Zu diesem Zeitpunkt war es unvorstellbar, dass die Vereinsmitglieder ein paar Monate später im Getränke-Rondell aushelfen sollen, wo Tausende Besucher hinströmen. Da mussten wir mit ganz hoher Sensibilität herangehen“, erklärt Hoffmann.

Nur noch die Hälfte der Fahrgäste

Unter der Pandemie hat beispielsweise auch der Bürgerbusverein aus Finnentrop gelitten. Während der Lockdowns ruhte der Fahrbetrieb komplett. Mittlerweile sitzen die ein Dutzend ehrenamtlichen Fahrer zwar wieder hinter dem Steuer, allerdings nicht ansatzweise mit so vielen Fahrgästen wie vor Corona. „Hatten wir vor der Pandemie etwa 1200 Fahrgäste pro Monat, sind es derzeit um die 600“, erklärt Dr. Heidi Zimmermann, Vorsitzende und Geschäftsführer des Vereins.

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Doch die Finnentroperin blickt optimistisch in die Zukunft. Das hängt vor allem damit zusammen, dass in den nächsten Wochen drei weitere Fahrer anfangen werden und die Zahl dieser Ehrenamtler von zwölf auf 15 steigt. Vor allem aber ist sie guter Hoffnung, dass auch die Fahrgastzahlen mit den fallenden Corona-Beschränkungen wieder anziehen werden. Im Übrigen können die Gäste dann in einem neuen Sprinter mit acht Sitzplätzen (plus Fahrer) Platz nehmen, um etwa zum Arzt oder zum Einkauf gebracht zu werden. Denn für genau solche Fahrten, die mit dem ÖPNV kaum oder gar nicht möglich sind, ist der Bürgerbus schließlich da. Eine Sache hat Dr. Heidi Zimmermann noch auf dem Herzen: „Ich möchte mich bei all unseren Werbepartnern bedanken, die uns während der Pandemie nicht von der Stange gegangen sind und die Sponsorengelder weiter bezahlt haben.“

Café gibt es nicht mehr

„Wir haben früher ein Café gehabt mit 40 Plätzen. Das war ein Anlaufort. Wegen der Pandemie gibt es das nicht mehr“, sagt hingegen Hella Pelz von der Tafel Olpe, ökumenische Initiative Warenkorb. Man habe nur einen Eingang und hätte mit dem Café die Abstände aus Platzgründen nicht halten können. Die Kunden müssen aktuell ihren Personalausweis und einen Euro in ein Fenster legen. Dafür erhalten sie Tüten auf einem Tisch in der Tür hinter einer Folie. Laut Hella Pelz gibt es drei unterschiedliche Tüten: eine mit Nudeln, Reis, Margarine und Tee, eine andere mit gespendetem Gemüse und Obst sowie eine dritte mit Milch- und Fertigprodukten, wobei zwischen Käse und Wurst gewählt werden kann. „Wir geben auch Fisch und Fleisch aus. Das funktioniert, weil wir einen Kühlwagen haben. Die Produkte kommen dann bei uns in die Truhe, bis sie vom Kunden abgeholt werden“, berichtet Hella Pelz.

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Die Zahl der Kunden ist im vergangenen Monat um 40 gestiegen. Der Grund sind laut Hella Pelz die Preissteigerungen bei Lebensmitteln: „Das ist bei den Menschen angekommen.“ Derzeit sind 60 Personen für den Warenkorb in Olpe im Einsatz. „Als wir das Café noch hatten, waren es 90“, so Hella Pelz. Dass das Café bald seine Pforten wieder öffnen könnte, sieht sie nicht: „Das geht nicht. Wir müssen die Leute schützen.“ Nun warten Hella Pelz und ihre Mitstreiter auf die Flüchtlinge aus der Ukraine: „In Unna sind die ersten angekommen. Sie werden verteilt. Wir warten ab, was kommt.“ Auf alle Fälle sei man vorbereitet. Bei der Tafel bzw. dem Warenkorb in Olpe stehen unter anderem bereits Grundnahrungsmittel für Kinder, Artikel für Körperpflege und Waschpulver parat.