Kreis Olpe. An der Hüsnborner Grundschule und an der Gesamtschule in Finnentrop fehlen mitunter ein Drittel der Kinder. Was Schülern und Lehrern wichtig ist.
Die Statistik des Schulministeriums NRW ist alarmierend. Der Anteil der Schülerinnen und Schüler im Kreis Olpe, die aufgrund der Pandemie nicht am Präsenzunterricht teilnehmen können, hat nach den Weihnachtsferien stark zugenommen. Der bisherige Höchststand wurde in der ersten Februar-Woche mit 8,06 Prozent erreicht. Von den 1492 Schülerinnen und Schülern an 41 erfassten Schulen im Kreis Olpe fehlten 4,71 Prozent wegen einer bestätigten Corona-Infektion und 3,14 Prozent wegen angeordneter Quarantäne.
„Omikron ist wirklich angekommen“, sagt daher auch Sabine Bock, Leiterin der Grundschule Hünsborn. Ein Drittel der 156 Schülerinnen und Schüler sei in der vergangenen Woche nicht in der Schule gewesen. Bei den Lehrkräften gebe es immer wieder vereinzelt Infektionen: „Täglich schwebt das Damoklesschwert über uns, dass wir nicht wissen, wie es weitergeht. Aktuell muss man jeden Tag neu reagieren.“ Es sei schwierig, einen guten Schulbetrieb aufrecht zu erhalten, betont Sabine Bock. Es gebe Klassen mit sechs, sieben oder acht Kindern: „Die Kinder, die zu Hause sind, werden ein bisschen allein gelassen, aber Distanzunterricht ist politisch ja nicht gewollt.“ Sie hoffe, dass es bald wieder ruhigere Zeiten gebe.
Alle sind geimpft
Das Städtische Gymnasium Olpe (SGO) ist hingegen weit entfernt von einem Kollaps durch Omikron. Zurzeit befänden sich weniger als sechs Prozent der Schülerinnen und Schüler in Quarantäne, bei den Lehrkräften liege die coronabedingte Fehlquote bei null Prozent, erklärt Schulleiter Holger Köster. 100 Prozent der Lehrerinnen und Lehrer am SGO seien geimpft. Das Anliegen einer Schülerinitiative, die sich unter dem Hashtag „Wir werden laut“ unter anderem für eine Aussetzung der Präsenzpflicht einsetzt, kann Holger Köster nachvollziehen, aber: „Sie kommt eigentlich etwas spät. So wie wir das wahrnehmen, haben sich die Schülerinnen und Schüler an die Masken und das regelmäßige Testen gewöhnt.“
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Schulisch bekomme man alles bisher aufgefangen – allerdings dürfe man die sozialen Folgen nicht vergessen. „Die Schüler wachsen seit zwei Jahren in einer Zeit auf, in denen ihnen beigebracht wird, dass Kontakt gefährlich sein kann.“ Dazu kommen Bedenken und Sorgen: Was passiert, wenn das Ergebnis positiv ist? Bin ich der Nächste? „Nach den Weihnachtsferien haben wir diese Anspannung bei den Schülern gemerkt. Das hat sich mittlerweile aber wieder etwas gelegt.“
An der Gesamtschule in Finnentrop hat sich die Lage zuletzt beruhigt. Mittwoch vergangener Woche seien laut Schulleiter Thorsten Vietor ein Drittel weniger Schüler in Quarantäne gewesen als die Woche davor. Rund elf Prozent der knapp 500 Kinder und Jugendlichen waren vergangene Woche im Distanzunterricht. „Ich denke, dieser Wert liegt mittlerweile unter der 10-Prozent-Marke, zumal wir heute auch nur einen positiven Test hatten.“ Die Stimmung in der Schule sei positiv, von „Bedenkenträgern“, die aus Angst vor einer Infektion lieber zuhause bleiben wollen, keine Spur, so der Schulleiter.
Das Mittel der ersten Wahl
Die Lage am Gymnasium Maria Königin in Lennestadt ist laut Schulleitung noch entspannt. Obwohl es auch dort immer wieder zu Corona-Infektionen kommt, findet der Unterricht vor Ort statt. Zahlen wolle die Schule nicht nennen. „Der Präsenzunterricht ist Mittel der ersten Wahl“, so Schulleiter Jan Fabian Borys. Das Gymnasium werde als sicherer Ort empfunden. Denn: „In den letzten zwei Jahren haben wir festgestellt, dass keine einzige Infektionskette von unserer Schule ausging“, berichtet der Schulleiter.
137.550 Personen haben unterschrieben
Unter dem Hashtag „Wir werden laut“ haben Schüler aus ganz Deutschland Anfang Februar die Corona-Lage an den Schulen angeprangert. Eine entsprechenden Onlinepetition der Initiative haben 137.550 Personen unterschrieben. Die Schüler fordern eine flächendeckende Ausstattung mit Luftfiltern, die Aussetzung der Präsenzpflicht und der angemessene Ausbau digitaler Lern- und Lehrmittel.
Neben den sieben Luftfiltern richte sich die Schule nach einem Konzept des Max-Planck-Instituts für Chemie in Mainz, das für einen besseren Betrieb von Lüftung und Belüftungsanlagen in den Klassenräumen der Jahrgangsstufen fünf bis einschließlich sieben sorgt. Trotzdem betont Borys: „Alle hoffen, dass das irgendwann mal vorbei ist und die Schule nach den Sommerferien wieder wie gewohnt in ein schönes Schuljahr starten kann.“
Das denken die Schüler
Das hofft auch Jona Baltes vom St.-Ursula-Gymnasium in Attendorn. Der 16-jährige Attendorner aus der Q1 ist Mitglied der Schülervertretung und betont im Gespräch mit dieser Redaktion: „Wir sind dankbar, dass wir aktuell Unterricht im Präsenz erleben dürfen. Wir fühlen uns sehr sicher, vor allem, weil wir in der Oberstufe eine hohe Impfquote haben.“ Mit der Forderung nach einer Aussetzung der Präsenzpflicht, wofür sich einige Schüler auch in NRW im Rahmen der Initiative „Wir werden laut“ einsetzen, könne er sich nicht anfreunden.
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Marie Mertens, Schülersprecherin am Gymnasium Maria Königin und Mitglied der Q2, sieht die Situation zwiegespalten. Die gesamte Situation würde die Motivation runterziehen. Sie erzählt, dass drei Mal die Woche Tests durchgeführt werden. „Wir warten eigentlich darauf, dass wir auch positiv sind“, erläutert die 18-jährige. Das Home-Schooling wäre mittlerweile soweit ausgereift, dass viele Schülerinnen und Schüler der Oberstufe nicht auf den Präsenzunterricht angewiesen seien. Dennoch betont sie: „Wir müssen weitermachen, uns gegenseitig unterstützen und auf einen Sommer mit mehr Freiheiten hoffen“.