Wenden. Der Rat Wenden hat über die Konzeptvergabe entschieden. Die Bietergemeinschaft Pyraimis/Sparkasse erhielt eine deutliche Mehrheit.

Es war das Thema in der Wendener Kommunalpolitik der letzten Monate. Das große Interesse am Verkauf des Balcke-Dürr-Geländes (früher Apparatebau Rothemühle) spiegelte sich auch bei der Teilnahme an der entscheidenden Ratssitzung am Mittwochabend in der Gesamtschule wider. 50 Besucherinnen und Besucher verfolgten die Sitzung in der Aula. In der von der SPD beantragten geheimen Abstimmung sprachen sich am Ende 29 Ratsmitglieder für die Bietergemeinschaft Pyramis Immobilien Entwicklungs-GmbH/ Sparkasse aus. Es gab vier Neinstimmen und zwei Enthaltungen.

Damit bestätigte der Rat die hinter verschlossenen Türen im Haupt- und Finanzausschuss mit neun Ja-Stimmen, einer Gegenstimme und zwei Enthaltungen vorgenommene Wertung bei der Konzeptvergabe. Von möglichen 500 Punkten erhielt Pyramis 325,13 für das „Zukunftsquartier“, es folgten Stefan Müller und Alexander Czenkusch („Gewerbepark Rotemühle“) mit 285,55 Punkten und Unternehmer Bernd Hesse (SIBO-Verpackungen) mit 248,71 Punkten.

Halle 4 und 6 bleiben

Das „Zukunftsquartier“ sieht einen Abriss der bestehenden Gebäude vor, nur die Hallen 4 und 6 sollen erhalten bleiben. Es soll kleinteiliges Gewerbe geschaffen und eine Gründer- und Kreativwerkstatt eingerichtet werden. Die Halle 4 soll in ein Kunst-, Kultur- und Begegnungszentrum umgewandelt und die Bigge freigelegt und renaturiert werden. Auf dem ehemaligen Mitarbeiterparkplatz sollen Einfamilienhäuser und ein Mehrfamilienhaus entstehen.

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Allerdings beschloss der Rat am Mittwochabend noch nicht endgültig den Verkauf des Areals für 2,1 Millionen Euro. Die Gemeinde hat sich ein Hintertürchen offengelassen. So heißt es im Beschluss: „Der Bürgermeister wird beauftragt, mit der erstplatzierten Bietergemeinschaft Pyramis Immobilien Entwicklungs-GmbH/Sparkasse einen notariellen Vertrag auf Grundlage des eingereichten Konzeptes bis zur Unterschriftsreife zu verhandeln, der den Verkauf der Flächen sowie die Umsetzung des Konzeptes innerhalb einer vorzugebenden Zeit beinhaltet. Der Rat der Gemeinde Wenden behält sich die abschließende Entscheidung über den Vertrag vor Beurkundung bei einem örtlichen Notar vor.“

Weichen gestellt

Zu Beginn der Sitzung hatte Bernd Clemens erläutert, dass eine Vorentscheidung getroffen und die Weichen gestellt würden. „Wir haben Neuland beschritten mit der Konzeptvergabe. Es sind drei sehr interessante Angebote gekommen. Wir waren überrascht von der Qualität“, sagte Martin Solbach (CDU). Dr. Jochen Heide, Fachanwalt für Vergaberecht aus Düsseldorf, der das Verfahren für die Gemeinde Wenden juristisch begleitet, habe von einer Luxussituation gesprochen. „Für uns ist es wichtig, dass wieder Leben hereinkommt und es eine gute Perspektive für Rothemühle gibt. Ich glaube, dass wir auf einem guten Weg sind“, so Martin Solbach.

Für 2,1 Millionen Euro

Vor fast vier Jahren hat die Gemeinde Wenden das ehemalige Balcke-Dürr-Gelände in Rothemühle erworben.

Am 19. Mai 2021 hat der Rat die Konzeptvergabe beschlossen. Das Areal sollte zu einem Preis von 2,1 Millionen Euro angeboten werden.

Es wurden Kriterien festgelegt, nach denen der beste Bewerber ausgesucht werden sollte.

Als Jury fungierte der Haupt- und Finanzausschuss.

Auch Elmar Holterhof (Grüne) sprach von „drei anspruchsvollen Vorschlägen“. Dabei habe Pyramis mit Abstand die meisten Punkte erzielt: „Das ISEK-Konzept ist das, was Pyramis entwickeln möchte. Mit Gewerbe, Kultur und Natur stärken wir das Biggetal.“ Jetzt gebe es noch die Hürde, dass der Vertrag unterzeichnet werde.

Fassade erhalten

Es sei egal, wer den Zuschlag bekomme, aber eine Erschließung über die Wildenburger Straße dürfe niemals zu Lasten der Anlieger gehen, betonte Thorsten Scheen (UWG). Nicolas Köhler (CDU) hob noch einmal die große Bedeutung von Apparatebau für die gesamte Gemeinde Wenden hervor: „Die Halle 1 ist erhaltenswert. Falls die Entscheidung für Pyramis fällt, bitte ich, Teile der Fassade zu erhalten aus Respekt vor der Firmengeschichte und den Menschen, die dort gearbeitet haben.“ Man wolle dies in die Nachverhandlungen mit dem Sieger einbringen, versicherte Bernd Clemens.

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Die eigentliche Arbeit beginne jetzt, meinte der Bürgermeister nach der Abstimmung für Pyramis: „Es geht jetzt darum, einen entsprechenden Vertrag auszuhandeln.“ Zum weiteren zeitlichen Ablauf nahm Anwalt Dr. Heide Stellung: „Wir wollen ein schnelles Auftaktgespräch haben, um den Fahrplan abzusprechen. Wir hoffen mal, dass wir, wenn es draußen wieder wärmer wird, mit einer guten Nachricht und dem Vertrag kommen können.“