Wenden. Ein Arbeitskreis beschäftigt sich mit der Zukunft der Gesamtschule Wenden. Kernfrage ist: Moderne Lernlandschaft oder alte Flurschule?

Es ist eine Mammutaufgabe. In der Investitionsstrategie der Gemeinde Wenden ist die Zukunft der Gesamtschule das größte Projekt. Klar ist, dass wegen des Sanierungsstaus in dem Gebäude dringend etwas passieren muss. Und klar ist auch, dass dies eine Stange Geld kosten wird. Die Kernfrage ist: Gibt es künftig eine moderne, offene Lernlandschaft oder eine alte Flurschule?

Am 25. Januar tagte erstmals ein speziell für dieses Großprojekt eingerichteter Arbeitskreis Bildungslandschaft. Über das Ergebnis informierte die Vorsitzende Catrin Stockhecke-Meister (SPD) am Dienstagabend im Ausschuss Bildung und Soziales in der Aula der Gesamtschule. „Der Sanierungsrückstand muss auf jeden Fall beseitigt werden und wir brauchen zusätzliche Räumlichkeiten. Aus Haupt- und Realschule muss eine Schule werden“, betonte Stockhecke-Meister. Es gehe darum, neben dem Lernort Schule auch ein Kulturzentrum zu platzieren.

Längere Umbauzeit

Keine Frage: Der Umbau im Bestand bei laufendem Unterrichtsbetrieb wird eine gewaltige Herausforderung. Der Zeitstrahl – gerechnet wird mit sieben Jahren – müsse lernorientiert verträglich sein, so die SPD-Politikerin: „Es darf nicht sein, dass ein Schüler neun Jahre eine Baustelle hat.“ Auf jeden Fall gebe es eine längere Umbauzeit: „Es wird Beeinträchtigungen geben. Wir wissen nicht, wie viele Eltern ihre Kinder anmelden in einer Schule, die umgebaut wird.“

Im Arbeitskreis seien Chancen und Risiken der beiden Varianten gegenübergestellt worden. Eine Flurschule sei kostengünstiger und schneller umzusetzen. Es bleibe aber beim alten pädagogischen Konzept. Ein modernes pädagogisches Konzept gibt es dagegen bei einer offenen Lernlandschaft. „Wir haben zwei Feinde im Nacken, die Kostensteigerung und die Zeit“, meinte Catrin Stockhecke-Meister.

+++ Lesen Sie auch: Riesige Hanfplantage in Olpe: Duo am Landgericht angeklagt +++

„Wir haben sehr große Bedenken“, sagte Gerd Willeke (UWG). Nach der Hausmann-Studie koste eine Cluster-Schule (offene Lernlandschaft) 32 Millionen und die Sanierung zur Flurschule 15,6 Millionen. Bei sieben Jahren bis zur Fertigstellung und jährlichen Kostensteigerungen von vier Prozent liege man bei 42,21 Millionen bzw. 19,96 Millionen, rechnete Willeke vor. Das sei eine Differenz von 22 Millionen Euro. „Ich will nicht in Abrede stellen, dass das Cluster-Konzept eine gewisse pädagogische Verbesserung als die Flurschule ist, aber immer unter dem Vorbehalt des Machbaren und der Finanzierbarkeit“, so Willeke. Die UWG strebe einen Kompromiss an.

„Wir sind für die moderne Lernlandschaft. Mit einer Flurschule kommen wir nicht weiter. Die Räumlichkeiten sind nie richtig angepasst worden an eine Gesamtschule“, unterstrich Hiltrud Ochel (Grüne). Und: „Wir brauchen keine Super Delux-Variante, wir müssen sehen, dass wir die Kosten nach unten kriegen.“

Kosten sind noch ungewiss

„Die CDU spricht sich für ein modernes, an pädagogischen Belangen ausgerichtetes, Schulgebäude aus“, sagte Christian Stock. Bedenken, wie dies finanziert werden könne, habe die Union ebenfalls. Auch Fraktionskollege Ludger Wurm meinte: „Wir haben hier ein Schulgebäude, das 45 Jahre auf dem Buckel hat. Eine reine Sanierung wäre für mich Stillstand. Wir müssen in moderne Lernlandschaften investieren.“ Julia Cruz Fernandez, Leiterin der Gesamtschule, plädierte eindringlich: „Ich möchte im Namen aller Schülerinnen und Schüler bitten: Wir brauchen diese Lernlandschaften. Wir brauchen neue Wege, die wir gemeinsam gehen wollen. Lassen Sie den Fuß jetzt auf dem Gaspedal.“

Die Bezifferung der Kosten sei zum jetzigen Zeitpunkt ein Blick in die Glaskugel, sagte Kämmerer Thomas Munschek. Ein Schulumbau sei nicht förderfähig, aber man müsse sehen, was über das Regionale-Projekt Lern- und Kulturzentrum (Luk) möglich sei: „Die Frage ist: Was kann man auf die Schiene Luk setzen?“

Projektsteuerer im Gespräch

Allen sei klar, dass es noch viele Fragezeichen gebe, meinte Christian Stock: „Vielleicht könnte ein Schulbauprojektsteuerer helfen. Wir brauchen Expertise. Es sollte geklärt werden, ob eine Beauftragung möglich ist.“ Dies nimmt Catrin Stockhecke-Meister mit in die nächste Sitzung des Arbeitskreises, genauso wie eine mögliche Besichtigung der Gesamtschule Derschlag.